Der Blick auf die Zulassungsstatistik für das Jahr 2019 zeigt einen starken Trend: Insbesondere die ultraleichten Tiefdecker sind derzeit auf dem Vormarsch. Von den fünf UL-Bestsellern des vergangenen Jahres haben drei den Flügel unten. Auch die absoluten Zahlen bei den Neuzulassungen machen die Entwicklung deutlich. 70 Tiefdeckern stehen 59 Schulterdecker gegenüber. Nachdem die Lufttüchtigkeitsforderungen im Frühjahr 2019 per NfL veröffentlicht worden waren und viele Hersteller zur AERO 2019 in Sachen 600-Kilo-Auflastung noch mit Durchführungsverordnungen zu kämpfen hatten, ging es danach Schlag auf Schlag. Inzwischen haben etliche Hersteller auf die höhere Abflugmasse umgesattelt und die entsprechende Zulassung erhalten. Für viele UL-Eigentümer stellt sich auch die Frage, ob und wie eine Auflastung bei älteren Modellen möglich ist.
Mit der 600-Kilogramm-Musterzulassung für seinen Tiefdecker Breezer B400-6 hat auch der UL-Hersteller Breezer Aircraft aus Schleswig-Holstein ein Highlight der UL-Szene in seinem Portfolio. Das Ganzmetall-UL entspricht optisch der klassischen Breezer-Familie, wurde aber strukturell mit Blick auf die neuen Bauvorschriften überarbeitet. Für die Auflastung hat der Hersteller den Hauptholm der B400-6 verstärkt. Außerdem wurden die Materialstärken bei einigen Rippen sowie die Verstärkungen im Bereich des Höhenleitwerks und der Holmtraverse erhöht. Unter der Cowling arbeitet ein Rotax 912ULS mit 74 Kilowatt (100 PS), die Reisegeschwindigkeit gibt der Hersteller mit 200 km/h an. Der Basispreis liegt für die B400-6 bei 104000 Euro brutto. Unterdessen sind auch die Arbeiten an der Musterzulassung der neuen Breezer Sport (Foto) weiter fortgeschritten. Die Flugerprobung ist weitgehend abgeschlossen, die Lärmmessung für beide Motoren (Rotax 912ULS und Rotax 915iS) bestanden. Erste Auslieferungen sind für Mitte dieses Jahres geplant.
Der schwedische UL- Flugzeugbauer Blackwing hat mit der BW 600RG ebenfalls einen schnellen Tiefdecker zu bieten. Die deutsche Musterzulassung für 600 Kilogramm MTOW ist beim DULV in Arbeit. Der Zusatz RG bei der Typenbezeichnung bezieht sich auf das Einziehfahrwerk (Retractable Gear), eine Version mit Festfahrwerk (Fixed Gear) wird unter der Typenbezeichnung BW 600FG angeboten. Die Firma wirbt insbesondere mit einem speziellen Trudelrettungsleitwerk, das für noch mehr Sicherheit sorgen soll. Als Motorisierung sind mehrere Varianten von 74 bis 104 Kilowatt (100 bis 141 PS) Leistung im Angebot. Die vollständig aus Kohlefaser gefertigte Flugzeugzelle ist laut Hersteller die leichteste und stärkste in ihrer Klasse. Der Flugzeugbauer aus Schweden wirbt zudem mit einer großen Geschwindigkeitsbandbreite, die dank der aerodynamischen Güte und des Einziehfahrwerks der BW 600RG bis zu 270 Stundenkilometer Reisegeschwindigkeit bieten soll.

Die ultraleichte VL3 Evolution des belgischen UL- Flugzeugbauers JMB Aircraft hat die Musterzulassung für 600 Kilogramm Abflugmasse bereits im Sommer 2019 vom DAeC erhalten. Der deutsche Musterbetreuer, die JMB Aircraft Germany GmbH mit Sitz in Bautzen, wirbt mit 315 km/h Höchstgeschwindigkeit und bis zu 2300 Kilometer Reichweite. Das Leergewicht gibt der Hersteller mit mindestens 297 Kilogramm an. Damit bietet die VL3 eine komfortable Zuladung, die auch längere Reiseflüge mit Gepäck möglich macht. Das Flugzeug ist mit Fest- oder Einziehfahrwerk erhältlich. Als Antriebsvarianten stehen der Rotax 912 ULS (74 kW/100 PS) oder der Rotax 914 Turbo (85 kW/115 PS) zur Auswahl. Je nach Ausstattung liegt der Preis bei 180000 Euro (brutto) aufwärts. Die Version mit 472,5 Kilogramm Abfluggewicht kann optional mit einer Schleppvorrichtung ausgestattet werden. Für die 600-Kilo-Evolution ist diese bisher nicht erhältlich.

Der italienische Flugzeugbauer Alpi Aviation hat mit der Pioneer 200 eine alte Bekannte im Programm, die jetzt als DAeC-Trainer neu aufgelegt wird. Einige Neuerungen haben die Italiener für die Neuzulassung des Musters zu bieten. Dazu gehören unter anderem ein gasdruckgefedertes Bugrad, verstellbare Pedale, in die Motorverkleidung integrierte Landescheinwerfer, ein neues Haubenschloss, synchronisierte LED-Positionslichter, eine Einstiegshilfe auf dem Flügel und eine elektrische Trimmung. Die Pioneer 200 ist für 540 Kilogramm maximale Abflugmasse zugelassen und soll 89250 Euro (brutto) kosten. Als Aktionspreis in Kooperation mit dem DAeC wird der Tiefdecker derzeit schon für 74970 Euro (brutto) angeboten. Die aerodynamisch weiterentwickelte Version der Pioneer, die Pioneer 300/Griffon, ist demnächst mit 600-Kilo-Zulassung zu haben.
