Erstlug bis Jahresende - Lilium zeigt eVTOL-Jet in Genf

Lilium auf der EBACE
Liliums Mock-up und Ausblick in die Zukunft

Zuletzt aktualisiert am 27.05.2024

Der Weg zu Liliums eVTOL-Jet ist lang und steinig. Seit mehreren Jahren arbeitet das bayerische Unternehmen an dem Projekt – es gab Ankündigungen, technische Änderungen, Finanzierungsrunden und einen Börsengang. Tests mit einem verkleinerten Prototyp in Spanien sollen zwischenzeitlich fast abgeschlossen sein. Bei den unbemannten Flügen, gesteuert in Modellflug-Manier vom Boden aus, sollte unter anderem das Verhalten des Fluggeräts in Grenzsituation untersucht werden. Eines ist dem 2015 gegründeten, nach eigenen Angaben zwischenzeitlich mehr als 1000 Mitarbeiter starken Unternehmen bis dato jedoch nicht gelungen: Einen bemannten Flug, um die Machbarkeit des Konzepts glaubhaft unter Beweis zu stellen. Bereits 2020 hatte der aerokurier Kritik am System Lilium geäußert und das damalige Konzept infrage gestellt. Nun soll es aber endlich vorangehen. Das Unternehmen ist als EASA-Entwicklungsbetrieb zertifiziert und hat mit der Fertigung des bemannten Jets begonnen.

Mock-up in Genf

Einen Vorgeschmack auf eine bessere Zukunft gab es am Montag im Genfer Palexpo am Vortag der EBACE bei der Enthüllung des Mock-ups, diesmal mit Tragflächen. Reinsetzen, anfassen, Fragen stellen – Sebastien Borel, Liliums Chief Commercial Officer, zeigte sich offen für Fragen und präsentierte sichtlich stolz das bisher Erreichte. MSN 1 soll im Sommer fertig sein und für ausgiebige Bodentests genutzt werden. MSN 2 soll bis Ende des Jahres zum Erstflug abheben, diesmal, so verspricht der CCO, mit einem Piloten an Bord.

Lilium Vorstellung EBACE 2024
Patrick Holland-Moritz

Stückpreis zehn Millionen Dollar

Der gezeigte Lilium Jet erreicht nicht die ursprünglch angestrebten Leistungen, die vor einigen Jahren noch von 300 Stundenkilometern Geschwindigkeit und 300 Kilometer Reichweite ausgingen. Der jetzt installierte Akku mit 350 Kilowattstunden Kapazität soll 175 Kilometer Reichweite ermöglichen, als Reisegeschwindigkeit werden 250 Kilometer pro Stunde angestrebt. 45 Minuten sollen ausreichen, um den Akku nach einer Mission wieder zu laden. Die maximale Abflugmasse beziffert Lilium mit 3175 Kilogramm. An Bord der auf der Messe gezeigten Pioneer Edition ist Platz für vier Passagiere, die sich in Clubanordnung gegenüber sitzen. Laut Lilium gelten 36 Stück als sicher verkauft. Der Listenpreis beträgt zehn Millionen US-Dollar. Später soll auch eine weniger luxuriös ausgestattete Variante mit sechs Plätzen in der drei Meter langen Kabine auf den Markt kommen. Mit 14 Metern Spannweite soll sich der Jet für den Senkrechtstart auf bestehenden Heliports eignen.

Lilium Vorstellung EBACE 2024
Patrick Holland-Moritz

In zwei Jahren in Dienst?

Bis zur EASA-Zertifizierung soll es jetzt schnell gehen. "Wir planen die Indienststellung für das Jahr 2026", sagt Borel. Später soll der Lilium Jet sowohl im Sicht- und Instrumentenflug unterwegs sein. "Die IFR-Fähigkeiten sind schon deshalb wichtig, um beispielsweise im Luftraum Alpha fliegen zu können", sagte Borel. Auf dem weiteren Weg zur Serienreife dürften die derzeit angestrebten Finanzspritzen aus Deutschland und Frankreich im dreistelligen Millionenbereich hilfreich sein.