Die AERO und der Segelflug – das ist ein Geschichte von Höhenflügen und dem Durchschreiten tiefer Täler. Denn so wichtig der Segelflug neben den damals noch als fliegende Klappstühle verspotteten ULs in den Anfangsjahren der AERO war, so sehr mussten die Messe-Macher in den 2000er Jahren darum kämpfen, die Hersteller an den Bodensee zu bringen. Immer wieder wurden der jährliche Rhythmus und der Termin im April kritisiert, doch für die 30. Auflage der großen Luftfahrtschau am Bodensee versuchten Tobias Bretzel und sein Team, mit der AERO Gliding Expo eine Messe in der Messe explizit für die weißen Langohren auf die Beine zu stellen. Und die Stimmen der beteiligten Unternehmen sind durchaus positiv.

Die Heilige Kuh: Der Discus 2C des DLR mit seiner aufwendigen Messeinrichtung wird am Stand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt gezeigt.
"Die Stimmung ist einfach super hier und das Interesse der Besucher groß", sagt Tilo Holighaus, Geschäftsführer von Schempp-Hirth. Aus seiner Sicht sei der Wiedereinsteig gegelückt, wobei er das solide Besucheraufkommen ein stückweit auch dem, Zitat: "Scheißwetter", zuschreibt. Insgesamt, so Holighaus, zeige sich beim Blick in die Halle ein Wandel in der Szene. "Elektroantriebe sind immer mehr auf dem Vormarsch, und die neuen Konzepte kommen beim Publikum gut an." Schließlich sei das Feedback der Kunden wichtig. "Das bekommt man hier geballt, und nur mit konstruktiver Kritik kann man sich weiterentwickeln." Die Kirchheimer zeigen auf der AERO in diesem Jahr unter anderem den Ventus 3E, einen Arcus und einen Discus mit FES-Antrieb.
Präsenz in der Szene zeigen
Holighaus` letzten Punkt nennt auch Ulrich Kremer von Alexander Schleicher Segelflugzeugbau, an dessen Stand als Highlight die AS 33 Me sowie der Rumpf des neuen Offene-Klasse-Renners AS 35 präsentiert werden. "Natürlich verkauft man nicht unbedingt mehr Flugzeuge, weil man auf die AERO kommt. Aber in der Szene präsent zu sein ist wichtig, schon allein wegen der Rückmeldungen von Flugzeugbesitzern, die uns helfen, unsere Produkte zu verbessern." Insgesamt sieht Kremer eine Messe für den Segelflug als gute Plattform, um sich auszutauschen. Allerdings steht für ihn die Frage, ob es nicht eher ein Trilateraler Segelfliegertag sein sollte, bei dem sich Österreicher, Schweizer und Deutsche zusammentun und den Segelflug im deutschsprachigen Raum zelebrieren. "Vielleicht in einer Art Convention wie in den USA." Allerdings sei mit dem eigenen Konferenzprogramm auf der Bühne in der A1 ein Schritt in die richtige Richtung passiert, so Kremer.

PZL Allstar präsentiert die Nexus mit E-Motion Elektroantrieb.
Bei DG Aviation ist der Tenor klar: Wir waren immer für eine AERO-Präsenz, denn ohne Branchenveranstaltung mit internationalem Renomee fehlt etwas", so Sebastian Tschorn. Denn ein Segelfliegertag sei zwar ein nettes Get-Together, könne aber kein derartiges Messeflair bieten. Allerdings sei der jährliche Rhythmus für eine Branche wie den Segelflug mit seinen langen Innovationszyklen schlicht zu kurz, zweijährig reiche völlig. DG hat seine DG-1001 mit zur Messe gebracht, ein altbewährtes Muster, dass im Laufe der Zeit immer wieder Verfeinerungen erfahren hat. Überdies teilt sich DG den Stand mit Jonker Sailplanes, mit denen man jüngst eine Vertriebspartnerschaft eingegangen ist. Jonker zeigt unter anderem die JS3 mit Elektroantrieb.
Schleppflugzeuge und Zubehör
Neben neuen und etablierten Segelflugzeugmustern sind in Halle A1 in diesem Jahr auch zwei Schleppflugzeuge vertreten. Breezer Aircraft hat seine B850 mitgebracht, Lightwing ist mit der AC4 vor Ort. Beide gehören mit dem Rotax 915iS zur jüngsten Generation moderner Schlepper, die in vielen Vereinen sukzessive Remo, Husky und Co. ablösen. "Wir sind mit verhaltenen Erwartungen zur AERO gekommen", gibt Henning Boysen von Breezer, zu. "Allerdings sind wir nach zweieinhalb Messetagen positiv überrascht, wie gut die AERO Gliding Expo angenommen wird. Viele Gespräche, intensiver Kontakt mit potenziellen Kunden und natürlich Präsenz in der Szene – der Aufwand hat sich gelohnt."

Breezer ist mit der B850 vor Ort - ein Schlepp-UL der neuesten Generation.
Weiterhin hat das AERO-Team hier etliche Zubehörhersteller einquartiert, darunter IMI Gliding Equipment, Spindelberger und Anschau mit Anhängern und Avionik- und Instrumenten- und Avionikhersteller wie Winter, LX Avionik und LX Navigation. Letztere präsentierten hier ihr neues EFIS "Navia" mit dem sie sich nicht nur an Segelflieger, sondern auch an Piloten von Experimentals und ULs wenden wollen. Allerdings bleibt bei den Zubehörherstellern Kritik am Termin. "Im April ist die Werkstattsaison vorbei, da muss der Flieger fit sein", sagt Michael Seischab von LX Avionik. "Und im Herbst beantwortet man die ganzen Fragen, die hier kommen, noch einmal. Das ist mitunter frustrierend."
Komplettiert wird die Segelflug-Schau von den Vorträgen auf der Bühne, die Themen rund ums Segelfliegen und darüber hinaus behandeln, und von der Möglichkeit, mit Influencern wie Stefan Langer und Gliderqueen ins Gespräch zu kommen.

Habbo Brune referiert auf der Bühne in Halle A1 zu Kollisionsvermeidung.