Die HY4 ist das weltweit erste viersitzige Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb. Entwickelt wurde der Antriebsstrang von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). An dem Projekt beteiligt sind zudem der Brennstoffzellen-Hersteller Hydrogenics, der slowenische Flugzeugbauer Pipistrel, die Universität Ulm, der Flughafen Stuttgart und das aus dem DLR ausgegründete Unternehmen H2Fly, das die HY4 betreibt und sich um Zulassungsfragen kümmert.
"Es gehört zu den großen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte, die Elektromobilität in die Luft zu bringen und den Luftverkehr der Zukunft CO2-neutral zu machen", sagt Prof. André Thess, Leiter des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik. Der Antrieb der HY4 besteht aus einem Wasserstoffspeicher, einer Niedertemperatur-Brennstoffzelle und zwei Lithium-Ionen-Hochleistungsbatterien. Die Brennstoffzelle wandelt die Energie des Wasserstoffs direkt in elektrische Energie um, die einen 80 kW starken Elektromotor antreibt. Lastspitzen während des Starts und bei Steigflügen decken die Batterien ab.
Einsatz als Electric Air Taxi denkbar
Die Höchstgeschwindigkeit von HY4 beträgt 200 km/h, die Reisegeschwindigkeit liegt bei 165 km/h. Die reichweite beträgt, abhängig von Geschwindigkeit, Flughöhe und Zuladung, zwischen 750 und 1500 Kilometer. Die HY4 basiert auf der Pipistrel Taurus und kombiniert zwei Passagiergondeln des doppelsitzigen Ultraleicht-Segelflugzeugs des slowenischen Herstellers. Dazwischen sitzt der Antriebsstrang mit einem Zweiblatt-Propeller. Das Maximalgewicht der HY4 liegt bei 1500 Kilogramm.
Nach dem Erstflug soll das Brennstoffzellen-System zunächst noch einmal im Labor getestet werden. Vom kommenden Frühjahr an steht aber ein umfassendes Flugprogramm bevor, um Zuverlässigkeit, Alltagsbetrieb und Effizienz des neuen Antriebs zu erproben. "Mit der HY4 haben wir nun eine optimale Plattform, um den Einsatz der Brennstoffzelle im Flugzeug weiterzuentwickeln", sagt Prof. Josef Kallo, Leiter des Projektes HY4 im DLR und Professor an der Universität Ulm. Mögliche Einsatzgebiete von kleinen vier- bis sechssitzigen Flugzeugen sieht das DLR vor allem im Regionalverkehr als elektrisches Lufttaxi.
Zwei weitere Elektroflugzeuge hatten in diesem Jahr bereits ihre Premiere: die Extra 330LE und die Schweizer Silence Elektro Twister. Die beiden Elektro-Kunstflugzeuge fliegen allerdings nicht mit Brennstoffzellen, sondern mit Batterien.