Da Hubschrauberfliegen teuer ist, hat man in Deutschland früher neidisch "über den Zaun" zu den Nachbarn gesehen, wo es bereits Helis in der preiswerten ultraleichten Gewichtsklasse gab. Es dauerte aber bis Ende 2016, bis eine gesetzliche Änderung diese Geräte auch in Deutschland zulassungsfähig machte. Hauptsächlich italienische Hersteller versuchten nun ihre Modelle an die deutschen Bauvorschriften anzugleichen, konnten hierzulande aber nicht wirklich Fuß fassen. Das Unternehmen EDM aus Thüringen ist bis heute das einzige, das einen zugelassenen Hubschrauber mit 450 Kilogramm MTOW produziert. Anfang 2019 sorgte die Anhebung des maximalen Abfluggewichts auf 600 Kilogramm in der UL-Klasse für neue Impulse. Drei Zentner mehr sollte solidere Technik und damit mehr Sicherheit bedeuten. Auch der Turbinenantrieb, mit dem das grundsätzliche Leistungsproblem in den Griff zu bekommen ist, kann jetzt damit legal realisiert werden.
Mit dem Zefhir hat Curti einen zweisitzigen Turbinenhubschrauber in die Luft gebracht. Angetrieben von einer 141 PS starken PBS-Turbine hob der leer 350 Kilogramm wiegende Zefhir 2017 zum ersten Mal ab. Auf der Messe 2018 präsentierte sich der Heli mit einem aufsehenerregenden Container oberhalb der Mastspitze. Darin ist ein Fallschirmpaket verstaut, das nach Auslösung das gesamte Luftfahrzeug zu Boden schweben lässt. In einem realen Versuch mit einem ferngesteuerten Zefhir konnte nachgewiesen werden, dass die Insassen überlebt hätten. In der Ausgabe 3/2020 hat der aerokurier als erstes Luftfahrtmagazin den Curti in einem Pilot Report vorgestellt.
Alpi Aviation aus der Nähe von Venedig bewirbt vor allem sein Vorzeigeprodukt Syton AH 130, das exklusiv von Norbert Lorenzen aus Landshut betreut wird. Er wird von einer Solar-T62-Gasturbine angetrieben, die dauerhaft 150 PS leistet. Der Hubschrauber an sich ist ausgereift, denn er entstammt der schon über 20 Jahre alten Erfolgsserie Exec des amerikanischen Herstellers RotorWay. Derzeit fliegen 22 Sytons mit italienischer Zulassung, weil die deutsche Musterzulassung mit 600 Kilogramm MTOW noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Das belgische Unternehmen Dynali Helicopter stellt seit 2011 ultraleichte Hubschrauber her, die es anfangs nur als Bausätze gab. Das Erfolgsmodell H3 EasyFlyer ist ein Side-by-side-Sitzer mit einem Zweiblattrotor und verfügt nicht über Türen, sondern hat eine nach vorn aufklappbare Kabine. Ursprünglich wurde der Hubschrauber von einem Rotax 912 ULS mit 100 PS angetrieben, später gab es ihn auch mit dem 15 PS stärkeren 914-Turbomotor. In diesem Jahr stellt Dynali nun seinen H3 Roadster vor, der von einem modifizierten Rotax mit 135 PS angetrieben wird und damit laut Hersteller keine Leistungsprobleme mehr hat.
Schließlich bietet auch SBM Development aus dem Allgäu mit dem Zweisitzer RT 216 einen leichten Turbinenhubschrauber auf dem hiesigen Markt an. Im Gegensatz zu der 2019 gezeigten Version wird er nicht mehr von einer Einwellenturbine angetrieben, sondern von einer 150 Kilowatt starken Zweiwellenturbine. Beide Aggregate stellt SBM im eigenen Betrieb selbst her. Bemerkenswert sind der gelenklose, starre Dreiblattrotor aus Verbundmaterial und der achtblättrige, patentierte Fenestron-Heckrotor. Die deutsche Musterzulassung wird in der 600-Kilo-Klasse angestrebt.

Der Hersteller Konner aus Oberitalien zeigte bereits auf der AERO 2018 seinen zweisitzigen Hubschrauber K1. In diesem Jahr hat er ein aerodynamisch optimiertes Facelift erhalten. Der Heli mit Dreiblattrotor wird von einer im eigenen Haus entwickelten Gasturbine angetrieben, die FADEC-gesteuert bis zu 420 PS leistet. Da sie
auch mit Diesel betrieben werden kann, sind die Betriebskosten deutlich niedriger als bei vergleichbaren Turbinen, die auf Kerosin angewiesen sind. Wegen des breiten Leistungsspektrums wird sie auch im viersitzigen Konner-Modell K2 verbaut und in der besonders interessanten Weiterentwicklung K3. Dieser Hubschrauber verfügt über eine Art Schwimmgürtel, wodurch er auch ohne Floats im Wasser oder Sumpfgelände starten und landen kann.
