Der eVTOL-Entwickler Lilium bekommt vorerst keine Bürgschaft vom Bund. Wie verschiedene Medien übereinstimmend berichten, scheiterte das Anliegen des Unternehmens, Garantien für Kredite über 50 Millionen Euro zu erhalten. Zwar hatte die Bundesregierung laut Handelsblatt eine entsprechende Vorlage vorbereitet, sie dann aber nicht beim Haushaltsausschuss eingereicht, weil sich dafür keine Mehrheit abgezeichnet habe.
Laut Medienberichten warben die Spitzen der Ampelkoalition sowie von CDU und CSU wohlwollend für eine Unterstützung in Form eines durch staatliche Bürgschaft abgesicherten KfW-Kredits. In den Bundestagsfraktionen hingegen gab es von Anfang an Vorbehalte, vor allem bei den Grünen und zunächst auch bei der FDP. Frank Schäffler, zuständiger Berichterstatter der Liberalen, hatte sich noch in der vergangenen Woche öffentlich gegen Hilfen ausgesprochen. "Die Bundeshaushaltsordnung machte eine Aufsetzung schwierig, weil Bürgschaften nur übernommen werden dürfen, wenn nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Inanspruchnahme des Bundes zu rechnen ist. Das ist hier der Fall", zitiert ihn das Handelsblatt. Stand die FDP der Unterstützung zunächst noch offen gegenüber, hatten die Abgeordneten der Grünen von Anfang an Vorbehalte und befürchteten einen Totalverlust.
Mit der Ablehnung der Bundeshilfen ist auch eine von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder zugesagte Landesförderung passé. Diese hätte es nur gegeben, wenn sich auch der Bund hinter das Projekt gestellt hätte.
Förderung nicht völlig vom Tisch
Komplett beendet ist die Diskussion um eine Förderung damit zwar noch nicht, aber die Luft wird dünner. Ein Indiz dafür, dass es alles andere als gut aussieht, ist auch das beinahe hysterische Werben des Investors und TV-Löwen Frank Thelen um Support für Lilium. Thelen, der sonst gerne staatliche Einmischungen in die Wirtschaft geißelt, hat mit seiner Firma Freigeist früh in das Wesslinger Startup investiert. Als der aerokurier ihn im Rahmen der Recherche Ende 2019 zu den technischen Problemen des Lilium-Projektes und seinem fragwürdigen Investment interviewte, reagierte er bereits dünnhäutig und warf der Redaktion tendenziöse Berichterstattung vor. Inzwischen zitiert er auf dem Business-Portal LinkedIn reißerische BILD-Artikel, um damit Horrorszenarien für das nahende Ende des vermeintlich an Wohl und Wehe von Lilium gekoppelten Tech-Standortes Deutschland zu entwerfen.
Tatsächlich stehen Liliums internationale Konkurrenten vor ähnlichen Problemen. Auch bei ihnen dauern Entwicklung und Zulassung deutlich länger als geplant, die Bilanzen der Unternehmen sind ebenso tiefrot. Allerdings unterstützen die jeweiligen Regierungen die Firmen mit teils erheblichen Summen. Aber auch das ändert nichts an den zwei Kernproblemen der eVTOLs im Allgemeinen: das erstens völlig unklar ist, ob nach dem Use- auch ein Business Case eintritt, und dass sie, zweitens, nichts Substanzielles zur Lösung der Mobilitätsprobleme der Zukunft beitragen können.