Schempp-Hirth: Gedenken an Klaus Holighaus

Schempp-Hirth
Gedenken an Klaus Holighaus

Zuletzt aktualisiert am 09.08.2024
Gedenken an Klaus Holighaus
Foto: Schempp-Hirth

Klaus Holighaus, geboren am 14.7.1940 in Eibelshausen/Dillkreis, begann bereits in seiner Kindheit mit Modellflug. Nach seinem Schulabschluss studierte er in Darmstadt Maschinenbau und war hier Mitglied der Akaflieg. Zu seinen Kommilitonen gehörten seinerzeit Gerhard Waibel, Wolf Lemke, Klaus Weise und Heiko Frieß, die mit der D-36 Circe ein neues Hochleistungssegelflugzeug entwarfen und bauten. Da es bei den ersten Flügen zu Flattererscheinungen kam, baute Klaus Holighaus ein neues Leitwerk, mit dem die Probleme behoben wurden.

Der Weg zu Schempp-Hirth

Im Rahmen seiner Diplomarbeit konstruierte Holighaus im Auftrag von Martin Schempp aus der Standard Austria die SHK und heuerte 1965 bei Schempp-Hirth als Entwicklungsingenieur an. 1969 übernahm er die Betriebsleitung, drei Jahre später die Geschäftsführung. 1977 wurde Holighaus Alleininhaber der Firma Schempp-Hirth.

Unter seiner Regie entstanden in der Entwicklungsabteilung der Firma die Flugzeugmuster Cirrus, Standard Cirrus, Janus, Discus, Duo Discus, Ventus und Nimbus.

Holighaus als Wettbewerbspilot

Zahlreiche nationale und internationale Titel wurden auf Schempp-Hirth-Flugzeugen erflogen. Aber es waren nicht nur die anderen, die die Kirchheimer Konstruktionen zu Siegen Pilotierten. Klaus Holighaus war selbst viermal Deutscher Meister, viermal Europameister und einmal Vizeweltmeister. Für seine sportlichen Erfolge erhielt er mit dem Silbernen Loorbeerblatt die höchste sportliche Auszeichnung Deutschlands.

Auch jenseits von Wettbewerben nahm Holighause nahezu jede Gelegenhzeit wahr, in die Luft zu gehen. Er flog nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in Afrika, Australien sowie in Nord- und Südamerika und brachte zahlreiche Streckenrekorde mit nach Hause. Zudem trainierte eine zeitlang den Juniorenkader.

Tod in den Alpen

Am 9. August 1994 startete Klaus Holighaus vom Schweizer Flugplatz Samedan aus zu seinem letzten Flug. Ziel war es, sich für die folgenden Europameisterschaften zu qualifizieren. Den letzten Funkkontakt mit ihm gab es gegen 18 Uhr am Nufenenpass, knapp 120 Kiloemeter westlich von Samedan, allerdings kam Holighaus vor Einbruch der Dunkelheit nicht zurück. Eine am darauffolgenden Morgen angelaufene Suchaktion mit Hubschraubern brachte zunächst kein Ergebnis, erst am Folgetag wurde das Wrack des Nimbus 4 am Fuße des Rheinwaldhorns gefunden. Klaus Holighaus hatte den Absturz nicht überlebt.

Bei seiner Beisetzung am 18. August erwiesen ihm zahlreiche Segelflugkameraden, Mitarbeiter und Weggefährten das letzte Geleit.

Schempp-Hirth lebt weiter

Schnell war klar, dass Holighaus`Sohn Tilo, ebenfalls Maschinenbauingenieur und selbst aktiver Segelflieger, die Leitung der Firma übernehmen sollte. Unterstützung erhielt er von seiner Mutter Brigitte Holighaus und seinem Bruder Ralf. Am 29. April 1995 – ein knappes Dreivierteljahr nach Kalus Holighaus Tod, hob mit dem Ventus 2c seine letzte Konstruktion erstmals ab.

Ihre gemeinsame Geschichte mit Klaus Holighaus hat seine Frau Brigitte im Buch "Wagen XX – fünf Minuten – Unterwegs mit Klaus" auf eine beinahe intime Art aufgearbeitet. Zwangsläufig subjektiv und wohlwollend, ist es ein interessanter, mit zahlreichen Fotos und persönlichen Erinnerungen versehener Einblick in das Leben eines der erfolgreichsten Deutschen Segelflugzeugkonstrukteure.