Luftfahrt-Behinderungsamt: Eine LBA-Mitarbeiterin schmeißt hin und rechnet ab

Luftfahrt-Behinderungsamt
Eine LBA-Mitarbeiterin schmeißt hin und rechnet ab

ArtikeldatumVeröffentlicht am 10.09.2025
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Eine LBA-Mitarbeiterin schmeißt hin und rechnet ab
Foto: LBA

Was Nina Coppik auf dem Netzwerkportal LinkedIn postet, ist ein Paukenschlag, der vielen betroffenen Piloten aus der Seele spricht:

"So – dat war et jewesen mit Luftfahrt-Behinderungsamt. Ich habe mich aus Gewissensgründen (!!) entschieden, das Referat L6 zu verlassen, in dem u.a die Flugmedizin angesiedelt ist und in dem ich etwa 1,5 Jahre als Juristische Referentin gearbeitet und viele, viele Widerspruchs- und Klageverfahren von Pilot*innen betreut habe, die von den Behördenärzten gegroundet wurden. Die Zustände in L6 sind aus meiner Sicht schlechterdings untragbar."

Die Juristin, die vor ihrer Zeit beim LBA als Rechtsanwältin und als Justitiarin beim Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung arbeitete, führt weiter aus, dass sie eine Tätigkeit bei der Behörde weder mit ihrem "Fliegerherzchen", noch mit ihrer Vorstellung von juristischer Berufsethik länger vereinbaren konnte. Versuche, Dinge von innen heraus zu verbessern, seien immer wieder gescheitert.

Zu gegebener Zeit wolle sie mehr Einblicke in die Gründe ihrer Kündigung geben. Ihre berufliche Zukunft sieht sie in "verschiedenen Funktionen auf der richtigen Seite, nämlich der des fliegenden Personals"

Applaus aus den Reihen der Flieger

Die Kommentare unter ihrem Beitrag sind voll des Lobes für Coppiks konsequente Haltung. "Danke für die klare Darstellung. Diese Strukturen sind überholt. Es braucht mehr Menschen mit Rückgrat und Entschlossenheit", findet Herwart Goldbach, mehr als 20 Jahre Leiter des Bereiches Fluginformationen und Flugdatenbearbeitung bei der DFS in Langen. Thomas Neupert, TRE für Boeing 737 und Nominated Person Flight Operations bei Tui, schreibt: "Gratulation! Einem falschen System den Rücken zu kehren, ist ein großer Schritt. Unzählige betroffene Kollegen und Airlines erleiden einen wirtschaftlichen Schaden. Für alle untragbar." Malte Fuhrmann, Verkehrspilot und Tarifexperte bei der Vereinigung Cockpit, bestätigt: "Die Zustände sind für uns Pilot:innen wirklich unsäglich."

Besonderes Gewicht dürfte der Kommentar von Flugmediziner Dr. med. Stefan Reschke haben: "Auch ich erlebe in der täglichen Korrespondenz mit dem LBA eine Unpersönlichkeit und Bürokratie, die mit ärztlicher Tätigkeit kaum noch etwas zu tun hat. Für mich stellt das längst ein Sicherheitsrisiko dar – Piloten wissen es, Ärzte haben größtenteils resigniert, Vertrauen geht verloren. Vor allem wenn man, wie ich, immer wieder in der Korrespondenz mit Austro Control sieht, dass es durchaus auch anders geht."

Die Zustände sind bekannt – doch nichts ändert sich

Tatsächlich sind auch der aerokurier-Redaktion die Zustände im Referat L6, in dem die Flugmedizin angesiedelt ist, nicht unbekannt. Immer wieder erfahren wir von Piloten, die von der Behörde alleingelassen werden, deren Fliegerärzte mit Anfragen nicht durchdringen und schlicht ignoriert werden. Von Begutachtungsfällen, die sich über Monate oder Jahre hinziehen, was für Berufspiloten nicht selten existenzbedrohend ist. Das Ausmaß der Situation verdeutlichte ein Interview des DAeC mit Rechtsanwalt Stefan Hinners, der nicht nur selbst fliegt, sondern auch zahlreiche Piloten in Rechtsstreitigkeiten mit dem LBA vertritt.

Verbände wie AOPA und DAeC haben mit einer im Dezember 2023 gestarteten Petition versucht, auf die massiven Probleme aufmerksam zu machen. Daraufhin gab es Anfang Juli 2024 ein Treffen zwischen AOPA-Präsident Elmar Giemulla und DAeC-Präsident Claus Cordes mit LBA-Präsident Jörg Mendel sowie einer betroffenen Referats- und einer Abteilungsleiterin. Die zunächt vorsichtig positiven Signale aus einem anschließenden Statement des DAeC waren wohl nur Wunschdenken, denn es passierte dann offenbar viel zu wenig innerhalb des Luftfahrtbundesamtes. Die AOPA jedenfalls schlussfolgerte in einem Statement im Oktober 2024: "Politik und Verwaltung ist die Aufsicht über die deutsche Luftfahrtbehörde entglitten."