ICAO-Karte 2025: Segelflieger müssen umrechnen

ICAO-Karte 2025
Segelflieger müssen umrechnen

Zuletzt aktualisiert am 17.04.2025
Segelflieger müssen umrechnen
Foto: Lars Reinhold

Der Blick auf die ICAO-Segelflugkarte dürfte bei zahlreichen Segelfliegern zum Beginn der Saison für Stirnrunzeln gesorgt haben. Zum einen, weil sich das Papier anders anfühlt als in den Vorjahren und der Druck deutlich blasser ist als sonst. Zum anderen, weil die gewohnten Zahlen über Luftraum- und Hindernishöhen in der Platzumgebung plötzlich nicht mehr zu stimmen scheinen.

Aber es haben sich nicht etwa die Topographie und Luftraumstruktur grundlegend geändert, sondern das Bezugssystem. In der Ausgabe 2025 sind alle Geländehöhen und Hindernisse über 100 Meter bzw. 328 Fuß AGL in Fuß angegeben, gleiches gilt für Luftraumbeschriftungen und die Elevation von Flugplätzen. Das Einzige, was bleibt wie gehabt, ist die Beschriftung der Segelflugsektoren, die nach wie vor in Metern ausgeführt ist.

Lars Reinhold

Auf Nachfrage bei Eisenschmidt, einer DFS-Tochter, die für die Herstellung der Karten verantwortlich ist, verweist man auf die Muttergesellschaft und zudem auf ein Supplemental zur AIP-VFR, das am 6. März veröffentlicht wurde und ab 20. März gilt.

Umstellung der Kartenproduktion als Ursache

Hier wird erklärt, dass die DFS mit der neuesten Publikation der ICAO-Luftfahrtkarte im Maßstab 1:500.000 auf eine Kartenproduktion umstellte, die auf einem modernen Geoinformationssystem basiert. Damit soll eine datenbasierte und damit auch EU-verordnungskonforme Herstellung von Luftfahrtkarten sichergestellt werden, die zudem präziser und effizienter sein soll. Die Umstellung sei entscheidend für eine zukunftssichere Arbeitsweise, die datenbasiert und zunehmend automatisiert stattfinde und den Grundstein für zukünftige, moderne Digitalversionen der ICAO-Karte lege.

Im Zuge dieser Umstellung seien inhaltliche Anpassungen erforderlich:

  • Aufgrund der Tatsache, dass die Angaben der Lufträume angrenzender Staaten nicht vollständig und auf gleichem Stand wie bei der DFS sind, gibt es auf den Kartenblättern Hinweise, ab wo mit einer entsprechenden Karte des jeweiligen Staates weiter zu navigieren ist.
  • Für das Kartenblatt "Stuttgart" der deutschen ICAO-Karte sind die französischen, schweizerischen und österreichischen Luftraumdaten und -informationen in der 2025er-Ausgabe nicht dargestellt, um Inkonsistenzen zu vermeiden. Mit der Ausgabe für 2026 ist eine Aktualisierung der ausländischen Luftraumdaten geplant, die dann aus der europäischen AIS-Datenbank übertragen werden.
  • Die oben genannten Fuß-Darstellungen in der Segelflugkarte, die ab 2026 wieder in Metern erfolgen sollen.
  • Gemäß ICAO Annex 4 erfolgt die Darstellung jedes Luftraumsektors mit einem durchgehend umschließenden Rasterband, damit dieser eindeutig identifizierbar ist.
  • Die Darstellung einer Box um den höchsten Landschaftspunkt entfällt zukünftig auf der Karte, dieser Wert wird nunmehr in der Legende angegeben.
  • Bedingt durch die technische Umstellung der Kartenproduktion auf GIS werden Überlagerungen der Symbolik nur partiell aufgelöst. Zusätzlich werden Graspisten nicht gesondert durch eine Füllfarbe hervorgehoben.
Lars Reinhold

Schlechte Kommunikation seitens der DFS

Dass sich bestimmte Verfahren ändern, ist normal. Auch, dass es dabei mal zu Reibungsverlusten kommt, muss man einkalkulieren. Man kann der Deutschen Flugsicherung im "Warum" keinen Vorwurf machen. Das "Wie" allerdings gehört umso mehr hinterfragt. Denn hört man sich bei den Luftfahrtshops um, die die ICAO-Karten an die Piloten verkaufen, wird deutlich, dass die Kommunikation des Sachverhalts offenbar nur sehr schmallippig stattgefunden hat. Ein Händler-Newsletter, den die DFS-Tochter Eisenschmidt im Februar verschickt hatte, ist möglicherweise die einzige Information abgesehen vom Supplemental der AIP-VFR. Angesichts der Tragweite der Änderungen – die die Segelflugkarte für den ihr zugedachten Zweck nahezu unbrauchbar machen – hätte es einer Kommunikationsoffensive auf breiter Front bedurft, mit Mitteilungen an die Medien, an Händler und Verbände wie den DAeC, in dem der Großteil der Segelflieger organisiert ist. Das AIP-SUP kam Anfang März definitiv zu spät, denn zu diesem Zeitpunkt sind laut der Luftfahrtshops viele Kartenbestellungen schon eingegangen. Und es scheint mehr als unwahrscheinlich, dass der DFS erst im Februar klargeworden ist, mit welchen Problemen die Segelflugkarte 2025 in den Handel kommen würde.

Die Händler einschließlich der DFS-Tochter Eisenschmidt stehen nun vor dem Problem, zahlreiche Beschwerden von Käufern vor allem der Segelflugkarten zu bekommen, ohne wirklich etwas ausrichten zu können.

Lars Reinhold

Besserung 2026 – und Alternative für dieses Jahr

Die Ausgabe 2026 der ICAO-Segelflugkarte soll die Höhen wieder wie gehabt in Metern darstellen, bezüglich der Lufträume in den Nachbarländern bleibt abzuwarten, ob die Daten in der AIS-Datenbank dann aktuell und kompatibel sind. Wer aus den oben genannten Gründen für 2025 keine Segelflugkarte bestellt hat oder mit seiner so unzufrieden ist, dass er nach Alternativen sucht, für den gibt es voraussichtlich ab Mitte nächster Woche Abhilfe. Ein großer deutscher Segelflugausrüster arbeitet mit Hochdruck an einer Karte, die alle für Segelflieger notwendigen Informationen in den üblichen Einheiten bereitstellt.