Wer braucht schon Rumpf und Leitwerk?
Horten-Nurflügler sorgt bei AERO für Furore

AERO 2019

Ein innovatives und zugleich traditionsreiches Konzept präsentiert die Firma Horten Aircraft auf der AERO in Friedrichshafen: Auf einer Pressekonferenz informierten die Eisenacher zu ihrem Projekt Horten HX-2 – einem Nurflügler-Prototypen.

Horten-Nurflügler sorgt bei AERO für Furore
Foto: Philipp Prinzing

Mit der HX-2 nimmt Horten Aircraft die lange Tradition der Horten-Nurflügler wieder auf. Der elegante Carbon-Flügel hat eine Spannweite von zehn Metern, ist viereinhalb Meter lang und wird von einem Rotax 912iS angetrieben. Das Flugzeug mit Einziehfahrwerk ist derzeit in der Flugerprobung und hat ein Geschwindigkeitslimit von 200 km/h auferlegt bekommen. Die Höchstgeschwindigkeit soll allerdings bei rund 280 km/h liegen. Nach der Flugerprobung, die bislang 15 erfolgreiche Flüge umfasst, soll die HX-2 deshalb noch schneller fliegen.

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Ein BRS-Rettungssystem sorgt für die Sicherheit der Besatzung, die in einem Side-by-side-Cockpit sitzt. Als nächsten Schritt plant Horten Aircraft die Entwicklung einer Version mit fünf Sitzplätzen. Auf der AERO will das Unternehmen die Vorstellungen potenzieller Kunden für die weitere Planung ausloten.

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Prädestiniert für umweltfreundliche Antriebe

Das ehrgeizige Entwicklungsprojekt begann im Februar 2015 am Flugplatz Eisenach. Das Nurflügel-Konzept bietet laut den Entwicklern gegenüber konventionellen Flugzeugkonstruktionen enorme Vorteile. Bessere Aerodynamik und geringes Gewicht sollen für mehr Effizienz, Wirtschaftlichkeit und damit auch einen sehr umweltschonenden Betrieb sorgen. Innovativ ist das Konzept darüber hinaus durch den geplanten Einsatz von Elektromotoren. Gerade für den E-Antrieb scheint der Nurflügler nämlich prädestiniert: Das spezielle Design des Horten HX-2 bietet, gepaart mit dem geringen Eigengewicht, deutlich mehr Platz für Batterien als konventionelle Flugzeuge. Überlegungen für eine Variante mit Wasserstoff-Antrieb gibt es laut den Horten-Entwicklern ebenfalls.

Philipp Prinzing
In der Horten HX-2 finden zwei Personen nebeneinander Platz. Ein Fünfsitzer ist bereits in Planung.

Investoren sollen das Projekt beflügeln

Horten Aircraft hat außerdem bereits weitere Varianten für mögliche zukünftige Bedürfnisse im Luftverkehr als Projekte entworfen – unter anderem eine Version mit aerodynamisch integrierten Rotoren für Senkrechtstarts und –landungen sowie einen Horten Jet. Bernhard Mattlener, Initiator des Projekts Horten HX-2 und Gründer eines ersten Nurflügler-Startups, hat inzwischen das Unternehmen Lift Air um den Investor Sven Lindig für die Weiterentwicklung seiner Idee gewonnen. Weitere Partner würden aktuell noch gesucht hieß es. Auf der Pressekonferenz am Donnerstagvormittag sorgte Mattlener auch für emotionale Momente, als er von seiner Leidenschaft für dieses Projekt berichtete: „Ich habe mein Jura-Studium aufgegeben, um einen Nurflügler zu bauen. Reimar Horten hat uns seine Ideen als Erbe hinterlassen – und wir sind von diesem Erbe überzeugt. Niemand hätte vor 120 Jahren gedacht, dass Pferdekutschen eines Tages durch Autos ersetzt werden.“ In ähnlicher Weise könnte der Jungfernflug der HX-2 vielleicht bald konventionelle Flugzeuge ersetzen, so die Idee von Horten Aircraft.

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