
"Der Start in Assuan war völlig unspektakulär", berichtet Andreas Albrecht im Gespräch mit dem aerokurier. "Aber der Blick nach dem Start auf den Nasser-Stausee war schon atemberaubend. Da ist meilenweit nur Wasser." Nach Verlassen des ägyptischen Hoheitsgebiets wird die Verständigung mit ATC schwierig, mehrfach müssen die D-EPCP-Piloten Airline-Piloten um Relais bitten. Die Landschaft unter der Piper Archer DX ist inzwischen sehr eintönig geworden: Nur Wüste. "Wasser hatten wir ausreichend an Bord", so Albrecht. Bis eine Stunde vor der sudanesischen Hauptstadt Khartoum ändert sich die Landschaft nicht, dann wird Bewuchs sichtbar. Der Anflug geht radargeführt über die Stadt. Auf dem Flughafen ist die Einmot allerdings ein Exot. "Wir wurden da zwischen all' den Airbus und Boeings geparkt", sagt Albrecht. "Mit Avgas wären wir da wahrscheinlich nicht weiter gekommen", ist er überzeugt. In Khartoum kostet der Treibstoff wenig. Für das Betanken nach einem fast fünfstündigen Flug zahlen sie gerade einmal 70 US-Dollar. Dafür langen die Bodensupportcrews ordentlich zu. Für den Transport auf dem Flugplatz sowie die Fahrt zum Hotel und zurück verlangen sie stolze 600 US-Dollar.
Am nächsten Tag geht es nach dem Start zunächst VFR los, dann erfolgt ein IFR-Pick-up. Das Wetter verschlechtert sich kontinuierlich, und es wachsen CBs neben der Route in den Himmel. "Das Stormscope auf dem Bildschirm des G1000 war da schon hilfreich", sagt Andreas Albrecht.
Das Gelände steigt langsam, aber stetig an. Ab der Grenze Sudan/Äthiopien müssen sie auf FL140 fliegen, später weist ihnen ATC sogar Flugfläche 160 zu. "Der Anflug auf Addis Abeba war schon spektakulär, da die Stadt von Bergen umgeben ist", sagt Andreas Albrecht. "Wir erhielten keinen Standard Approach, sondern einen Vektor-Approach,d er uns weit um die Berge herum geleitet hat." Die Landung auf dem 7600 ft hoch gelegenen Platz erfordert bei einer Außentemperatur von ISA +17 noch einmal volle Konzentration.
Die Nacht in dem Hotel in Addis Abeba ist kurz, denn dort feiert eine Gesellschaft lange und ausgelassen. Um 4.00 Uhr morgens stehen Wolfgang Biereth und Andreas Albrecht auf, da sie früh wieder starten wollen, um nicht in die Mittagshitze zu geraten. Um 5.00 Uhr verlassen sie das Hotel. "Wettermäßig war dieses Leg super", schwärmt Andreas Albrecht. Nach dem Start drehen sie auf direkten Kurs (190 °) in Richtung Nairobi. "Ich bin noch nie so schnell auf FL 100 gestiegen", berichtet Andreas Albrecht, "aber wenn man in 7600 ft Höhe startet, ist man auch schnell auf Höhe. Die Climb Performance ist dank des Turboladers auch in dieser Höhe hervorragend."
Auch auf diesem Teilstück der Strecke müssen Airliner-Piloten mit Relais-Diensten Unterstützung leisten. Die D-EPCP folgt dem großen afrikanischen Grabenbruch, an dem zwei Erdplatten auseinanderdriften. Ein umfangreiches Regengebiet auf der Strecke zwingt die Piloten dann auf FL 130. Ab der kenianischen Grenze wird das Wetter wieder besser. "ATC war erst mau, aber Nairobi Center war dann sehr gut zu empfangen", berichtet Albrecht.
Der Wilson Airport für die General Aviation, wo die beiden mit der Piper Archer DX landen, ist eine große Überraschung: "Es geht dort zu wie auf einem Flugplatz in Florida, an dem fünf Flugschulen beheimatet sind", sagt Andreas Albrecht. "Der Parkplatz ist so voll, dass wir kaum einen Abstellplatz für unsere Piper gefunden haben. Überall Cessna Caravan, Piper Cub mit Buschreifen, Dornier 228." Der Flugplatzbetreiber erzählt den beiden Piloten, dass der Wilson Airport der Flugplatz mit den zweitmeisten Landungen in ganz Afrika sei. Von hier starten viele Hilfsflüge in den Sudan.
Am nächsten Tag stehen Demoflüge mit Flugschulen und Betreibern auf dem Plan. "Wir haben hier eine Super-Resonanz auf das Flugzeug erhalten", sagt Wolfgang Biereth. Die Piloten und Mechaniker wollen alles über den Motor und das Flugzeug wissen. Mehrere Demoflüge begeistern die Interessenten.