Der Luftfahrtunternehmer und Gründer der Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt Silvius Dornier ist tot. Gemeinsam mit seinem Vater und seinen Geschwistern baute er die Dornier Werke nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf und führte Dornier erneut zu einem Ruf von Welt.
Silvius Julius Dornier wurde am 12. April 1927 in Friedrichshafen am Bodensee als Sohn des Flugzeugkonstrukteurs Dr. Claude Dornier und seiner Frau Anna geb. Selinka, geboren. 1943 wurde er parallel zum Schulbesuch zum Dienst als Luftwaffenhelfer eingezogen, im Herbst 1944 folgte die Einberufung zum Reichsarbeitsdienst nach Hüfingen im Schwarzwald. Um nicht zur SS eingezogen zu werden meldete sich Silvius Dornier als Offiziersbewerber zur Luftwaffe. Gegen Kriegsende wurde er östlich von Berlin eingesetzt und geriet nahe der Elbe in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wurde aber von US-Einheiten einem großen britischen Kriegsgefangenenlager an der Ostsee in Schleswig-Holstein überstellt. Es folgten Jahre der Genesung von kriegsbedingten Verletzungen in Vorarlberg.
Nach dem Abschluss eines Technischen Studiums an der Eidgenössischen Hochschule (ETH) 1954 als Dipl. Ing. arbeitete Silvius Dornier kurzzeitig in der ETH Zürich als Assistent am Institut für Aerodynamik bei Professor Jakob Ackeret, bis ihm sein Vater Dr. Claude Dornier die Mitarbeit beim Wiederaufbau des Flugzeugbaus vorschlug.
Dornier übersiedelte im Januar 1955 von der Schweiz nach Friedrichshafen. Ebenfalls 1955 machte sein Vater, der sein Werk als Familiengesellschaft weitergeführt wissen wollte, ihn wie auch seine älteren Brüder formell zu Mitgesellschaftern der Dornier Werke GmbH, 1956 wurde er neben seinen älteren Brüdern zum Geschäftsführer bestellt.
Bisher im Rahmen der Dornier Werke bearbeitete moderne technologische Sonderaufgaben außerhalb des klassischen Flugzeugbaus wurden auf Anregung von Silvius Dornier verselbstständigt, er von seinem Vater als Beauftragter der Gesellschafterversammlung und als einer ihrer Geschäftsführer mit dem weiteren Aufbau der neuen technologisch und systemtechnisch orientierten Gesellschaft beauftragt. 1962 entstand daraus die Tochtergesellschaft Dornier System GmbH, ein Unternehmen, welches Dornier zu einem Hochtechnologieunternehmen werden ließ, das sich in den Bereichen Raumfahrt, Medizintechnik, Umwelttechnik und Elektrotechnik engagierte. Diese Aufgabe übergab er später an seinen jüngeren Bruder Donatus Dornier.
Nach dem Tode von Claude Dornier im Dezember 1969 traten familiäre Spannungen im Gesellschafterkreis auf. Nach der dann erfolgten Teilauseinandersetzung der Geschäftsanteile und nach dem tödlichen Verkehrsunfall seines Bruders Donatus schied Silvius Dornier 1971 aus der Geschäftsführung bei Dornier aus. 1977 übernahm er nochmals für einige Jahre als Geschäftsführer in der Dornier System GmbH vorübergehend Spezialaufgaben.
1985 übernahm Daimler-Benz die Mehrheit am Gesellschaftskapital der Firma Dornier, ein Teil der Familie schied als Gesellschafter aus. Silvius Dornier aber blieb zusammen mit seinem ältesten Bruder Claudius, der früher Sprecher der Geschäftsführung gewesen war, zunächst weiterhin Gesellschafter. Im Jahr 1989 gründete er zur Vornahme eigener unternehmerischer Ziele die Silvius Dornier Verwaltungsgesellschaft in München, genannt SDV – sein eigenes Single Family Office. Im Jahr 1995 trennte sich Silvius Dornier schließlich von seinen restlichen Dornier-Gesellschaftsanteilen, die er ebenfalls an Daimler-Benz veräußerte.
Nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm Silvius Dornier von der Treuhand AG zwei ehemalige volkseigene landwirtschaftliche Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee und entwickelte sie auf der Basis biologischer Landwirtschaft zu anerkannten Musterbetrieben, ein in unmittelbarer Nähe gelegenes ehemaliges Herrenhaus der früheren Gutsbesitzer wurde 1999 erworben und zur modernen Hotelanlage Schlossgut Gross Schwansee entwickelt. Später kamen noch Engagements im Bereich Forstbetrieb und Finanzportfolioverwaltung hinzu, schließlich gründete er die Esther und Silvius Dornier Stiftung, die zur Förderung begabter Schüler Stipendien vergibt.
Im Jahr 2005 gründete Silvius Dornier zudem die Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt, die dann in Friedrichshafen das Dornier Museum errichtete, in welchem in historischem Kontext über die Arbeiten und die Geschichte der Dornier Flugzeugbauten berichtet wird.
Silvius Dornier hinterlässt sieben Kinder und 17 Enkelkinder.