Pipistrel: EASA-Zulassung für Velis Elektro

Pipistrel
EASA-Zulassung für Velis Elektro

Veröffentlicht am 10.06.2020
EASA-Zulassung für Velis Elektro
Foto: Pipistrel

Es ist ein bedeutender Schritt für die Elektrifizierung der Allgemeinen Luftfahrt: Mit der Zertifizierung der Pipistrel Velis Elctro hat die EASA die erste Musterzulassung für ein rein elektrisch angetriebenes Flugzeug erteilt. Nach Jahren intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die mehrere preisgekrönte Entwürfe für Elektroflugzeuge hervorgebracht habe, sei jetzt jetzt ein epochaler Durchbruch in der General Aviation gelungen, informierte der slowenische Hersteller Pipistrel in einer Pressemitteilung.

Der in erster Linie für die Schulung entwickelte, auf der Virus basierende Zweisitzer soll in technischer Hinsicht und bezüglich der Betriebskosten Maßstäbe setzen und ebenso einfach zu fliegen wie instandzuhalten sein. Die im Vergleich zu einem Verbrennungsmotor einfachere Konstruktion des Elektroantriebs soll laut Pipistrel die Wartungsintensität und Fehleranfälligkeit massiv reduzieren, die Bedienung hingegen kaum Umgewöhnung verglichen mit einem klassischen Muster mit Verbrennungsmotor erfordern.

Pipistrel

Ein Antrieb aus eigenem Hause

Als Antrieb kommt ein flüssigkeitsgekühlter Elektromotor vom Typ Pipistrel E-811-268MVLC zum Einsatz, der in Kooperation mit den Firmen EMRAX und EMSISO entwickelt wurde. Die maximale Leistung beträgt 57,6 Kilowatt. Die Energie liefern zwei ebenfalls flüssigkeitsgekühlte und von Pipistrel selbst entwickelte Lithium-Ionen-Akkus, mit einer Systemspannung von 345 Volt.

"Die Musterzulassung der Velis Electro ist der erste Schritt hin zu einer kommerziellen Anwendung elektrisch angetriebener Flugzeuge", sagte Ivo Boscarol, Gründer und CEO von Pipistrel Aircraft. "Dieser Schritt ist notwendig, um die Luftfahrt in eine emissionsfreie Zukunft zu führen." Pipistrels Erfolg verstehe er auch als Motivation für andere Entwickler von Elektroflugzeugen, denn sie zeige, dass die Zulassung möglich sei. Auch für sein eigenes Unternehmen sei die Zertifizierung Ansporn, sich weiter der Elektrofliegerei zu widmen und Projekte wie E-VTOLS oder mehrsitzige Flugzeuge mit Wasserstoffantrieb anzugehen, so Boscarol.

Wichtiger Schritt auch für die EASA

Auch für die EASA ist die Zulassung der Velis Elektro ein wichtiger Schritt. "Es ist ein doppelter Meilenstein", sagte Dominique Roland, Head of the General Aviation Department. "Am 18. Mai erfolgte die Zulassung des Motors, und jetzt, nur kurz darauf, die für das Flugzeug, in dem der Antrieb eingesetzt wird." Mit diesem Projekt habe auch die Behörde viel Know-how gesammelt, auf das man bei künftigen Zertifizierungsprozessen für Elektroflugzeuge zurückgreifen könne.

EASA-Exekutivdirektor Patrick Ky zeigte sich ebenfalls erfreut: "Das ist ein aufregender Durchbruch. Die Velis ist das erste Elektroflugzeug, das die EASA zulässt, aber ganz sicher nicht das letzte, denn die Luftfahrtindustrie arbeitet weiter an Technologien, um Lärm und Emissionen zu reduzieren und die Nachhaltigkeit der Luftfahrt weiter zu verbessern."

Die ersten 31 Velis Electro sollen noch 2020 an Käufer in sieben Ländern ausgeliefert werden. Zunächst gehen zwölf Exemplare an die AirAlpin GmbH, die sie an zehn Flugplätzen in der Schweiz stationieren will, wobei jede Basis mit Solarpanels von 150 Quadratmetern Fläche ausgestattet werden sollen, die zusammen jedes Jahr genug Strom für bis zu 12.000 Flugstunden produzieren sollen.

Pipistrel

Technische Daten der Velis Electro

Maximale Leistung: 57.6 kW
Propeller: Pipistrel P-812-164-F3A Festpropeller, 1,64 m Durchmesser

Spannweite: 10,71 m
Länge: 6,47 m
Höhe: 1,90 m
Tragflügelfläche: 9,51 m²
Streckung: 12,04

Leergewicht inkl. Batterien: 428 kg
MTOW: 600 kg
Zuladung: 172 kg

Mindestgeschwindigkeit mit Klappen: 45 KCAS
Reisegeschwindigkeit: 90 KCAS
Höchstgeschwindigkeit im Horizontalflug: 98 KCAS
Höchstgeschwindigkeit: 108 KCAS

Steigrate: 3,3 m/s
Gleitzahl: 15 bei 64 KIAS
Startrollstrecke Grass/Asphalt: 246/241 m
Dienstgipfelhöhe: 3660 m
Flugzeit: bis zu 50 Minuten plus VFR-Reserve
Limits: +4/-2 g