Erster F-Schlepp mit Elektro-Power

Extra 330 LE
Erster F-Schlepp mit Elektro-Power

Veröffentlicht am 29.03.2017
Erster F-Schlepp mit Elektro-Power

Walter Extra saß wie schon beim Jungfernflug der 330LE höchstselbst am Steuer. Er beförderte die LS8  mit Jona Keimer von der Flugwissenschaftlichen Vereinigung Aachen an Bord innerhalb von 76 Sekunden auf 600 Meter über dem Flugplatz Dinslaken Schwarze Heide, was eine durchschnittliche Steigrate von knapp 8 m/s ergibt. Vom Boden aus beobachtete Dr. Frank Anton, Leiter Siemens E-Aircraft, den Flug. Seine Twitter-Nachricht vom Elektroschlepp samt Foto verbreitete sich noch am Freitag wie ein Lauffeuer im Netz.

„Von der Steuerung her war das kaum anders als ein normaler F-Schlepp“, berichtete LS8-Pilot Jona Keimer dem aerokurier. „Aber wenn man eine Remo gewöhnt ist, die einen gemächlich mit anderthalb bis drei Metern pro Sekunde in die Höhe zieht, dann ist es kaum zu glauben, wie schnell hinter der Extra die Erde unter einem kleiner wird.“ Von der Steigrate habe er erst bei der Auswertung der Messdaten erfahren. „Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich auf den Schlepp zu konzentrieren, hatte meinen Blick dementsprechend mehr draußen als auf den Instrumenten.“

Zum Testpilot wurde Jona Keimer eher zufällig. „Ein ehemaliger Kommilitone und Freund von mir arbeitet bei Siemens an dem Projekt mit. Als es um die Erprobung der Schlepptauglichkeit ging, kam er auf mich zu und fragte, ob wir kurzfristig ein Segelflugzeug zur Verfügung stellen könnten. Über einen Alten Herrn der FVA konnte ich eine LS8 organisieren, die nicht von den gegenwärtigen CAMO-Problemen in NRW betroffen und dementsprechend flugfähig war. Und dann fragte er mich, ob ich den Flug machen will. Nie hätte ich mir träumen lassen, mal mit einem Segler hinter der Maschine von Walter Extra zu hängen.“

Auch für Fotograf Jean-Marie Urlacher – selbst passionierter Pilot – war der Flug eine Herausforderung. „Ich habe viele Erstflüge mit der Kamera begleitet, aber das war etwas Besonderes. Einerseits mussten wir sehr nahe beieinander fliegen, wobei der Schleppzug in seiner Bewegungsfähigkeit natürlich eingeschränkt ist. Andererseits hatten wir nur wenig Zeit für den perfekten Schuss. Aber dank des guten Briefings vorab hat es gut geklappt.“

Laut Siemens-Sprecher Oliver Santen sei der Start wie geplant verlaufen, auch aus Sicht des Schlepp-Piloten habe es nichts Negatives zu berichten gegeben. Wer jetzt allerdings bereits von der Elektro-Extra für den Vereinsbetrieb träumt, den muss Santen enttäuschen. „Der Flugversuch dient nicht der Entwicklung eines elektrischen Schleppflugzeuges. Vielmehr ist die Extra 330LE als Erprobungsträger für das Antriebssystem SP260D von Siemens zu betrachten und der Schleppflug ein weiterer, sichtbarer Beleg für die Leistungsfähigkeit dieses Systems mit rund 250 kW Antriebsleistung.“ Die Extra gehe derzeit mit permit to fly in die Luft.

Allerdings denkt Siemens den Elektroflug schon heute deutlich weiter. Sechs SP260D-Systeme könnten beispielsweise ein typisches 19-sitziges hybrid-elektrisches Flugzeug antreiben, erklärt Santen.

Bereits vor einiger Zeit hatte der aerokurier über den Jungfernflug und den Steigraten-Weltrekord der Extra 330LE berichtet.