Kunstflug ist für viele Piloten nicht nur eine willkommene Abwechslung zum stur geradeaus führenden Kaffeeflug, sondern eine wunderbare Spielart, um die dritte Dimension maximal auszunutzen. Schließlich ist unbestritten, dass eine Kunstflugausbildung zu besseren Stick-and-Rudder-Skills führt, also durchaus positiv auf die Flugsicherheit einzahlt. Denn wer weiß was zu tun ist, wenn die Nase senkrecht nach unten zeigt oder das Flugzeug einem Ahornsamen gleich durch die Luft trudelt, der kann umsichtig und richtig reagieren.
Das Problem: Kunstflugausbildung und -training benötigen explizit dafür ausgelegte Fluggeräte, die den erhöhten Belastungen standhalten. Und da die entsprechenden Luftfahrzeuge zumeist ordentlich motorisiert sind, gehen mit dem Training oft auch erhöhter Kraftstoffverbrauch und Lärmemissionen einher.
Die Idee, den Kunstflug zu elektrifizieren und damit das Lärm- und Ökoproblem gleichermaßen in den Griff zu bekommen, ist naheliegend. Zumal Kunstflüge selten länger als 30 Minuten dauern und die geringere Energiedichte im Akku und damit verbundene kurze Flugzeiten kaum ins Gewicht fallen. Diese Überlegungen dürften bei Aura Aero auch eine Rolle gespielt und die Entwicklung der Integral E beeinflusst haben. Mit der bereits zertifizierten Integral R und der in der Zulassung befindlichen Integral S hat das Unternehmen aus Frankreich bereits zwei Muster im Programm, die Schulung, Reise- und Kunstflug verbinden – und als Basis für die Elektrifizierung taugen.

Die Integral E soll Maßstäbe in Sachen Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit setzen - und zudem im Kunstflug überzeugen.
Am 16. April – viereinhalb Monate nach dem Erstflug – zeigte die elektrische Version der Integral erstmals, dass wirklich Kunstflug-Gene in ihr stecken, und absolvierte die ersten Rückenflug-Tests. Dies sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Zertifizierung, die für Ende nächsten Jahres erwartet wird, heißt es in einer Mitteilung von Aura Aero. Jérémy Caussade, Mitbegründer und Präsident von Aura Aero, sagte dazu: "Die Testkampagne für die Integral E verläuft nach Plan, und wir sind sehr zufrieden mit der Leistung des Flugzeugs!" Dank ihres Safran-Elektromotors vom Typ ENGINeUS sei die Integral E leise und umweltfreundlich und ebne den Weg für die Dekarbonisierung der Leichtfliegerei.
Aktuell könne das Flugzeug mit einer Endurance von gut einer Stunde zuzüglich 30 Minuten Reserve aufwarten, heißt es weiter. Bezüglich der Flugstundenpreise rechnet Aura Aero mit einer Halbierung verglichen mit anderen, ähnlich performanten Mustern. Auch eine Version mit Schleppkupplung für Segelflugzeuge ist geplant.
Die ersten Integral E sollen Ende 2026 an Kunden ausgeliefert werden