Entwicklung und Zulassung der Cessna SkyCourier liefen angesichts der Coronakrise überraschend reibungslos. Ende 2017 hatte Textron Aviation gemeinsam mit dem Logistikdienstleister FedEx Express als Entwicklungspartner das Konzept einer von Grund auf neuen Twin-Turboprop namens Cessna SkyCourier vorgestellt, die je nach Konfiguration wahlweise als Fracht- oder Passagierflugzeug fungieren sollte. 50 Exemplare hatte FedEx damals bestellt und sich Optionen für 50 weitere Flugzeuge gesichert. Der Erstflug erfolgte am 17. Mai 2020. Mit – angesichts der Coronakrise – moderaten zwei Jahren Verspätung lag am 14. März 2022 die Musterzulassung der US-Luftfahrtbehörde FAA vor, die anfangs für Mitte 2020, später für das Jahr 2021 angestrebt worden war. Die Zulassung umfasst gleichermaßen die Fracht- und die 19-sitzige Passagierversion der SkyCourier inklusive der Single-Pilot-Zertifizierung. Für den Antrieb sorgen zwei jeweils 820 Kilowatt (1110 Wellen-PS) starke PT6A-Propellerturbinen von Pratt & Whitney Canada. Das starre Fahrwerk soll auch mit unbefestigten Pisten klarkommen. 940 Nautische Meilen Reichweite und 210 Knoten maximale Reisegeschwindigkeit nennt das Datenblatt.
Ausbildung auf dem Simulator
Am 3. Januar 2023 startete Cessnas neues Multitool zum ersten kommerziellen Flug auf der Route zwischen Tallahassee und Orlando, Florida. Betreiber des Flugzeugs ist allerdings nicht FedEx selbst, sondern Mountain Air Cargo. Der 1982 gegründete Frachtspezialist aus Denver, North Carolina, ist einer von acht Vertragspartnern von FedEx Express. Die Flotte umfasst nach Angaben des Unternehmens mehr als 50 Flugzeuge der Muster ATR 42 und 72, Cessna 208 Caravan und jetzt auch Cessna 408 SkyCourier. FedEx kündigt auf Nachfrage an, dass in den kommenden Monaten fünf weitere SkyCourier in Dienst gestellt werden sollen. Für die Ausbildung der Piloten steht ein von der FAA nach Level D zertifizierter Full-Flight-Simulator bei FlightSafety in Wichita zur Verfügung.

Liniendienst nach langer Vorbereitung
Einige Wochen nach dem ersten Flug haben wir bei FedEx Express nach den ersten Erfahrungen mit dem neuen Flugzeug gefragt. "Wir haben mit Spannung darauf gewartet, dass die SkyCourier in den Liniendienst geht. FedEx hatte bereits bei der Entwicklung dieses Flugzeugs seine Finger im Spiel, so dass wir die Erweiterung unserer Flotte um die Möglichkeit, ULDs zu verwenden und palettierte Fracht zu befördern, mit Spannung erwartet haben. Bevor das Flugzeug nach der Erstzulassung durch die FAA in den Liniendienst gehen konnte, mussten viele Schritte erledigt werden", teilt Tammy DeGroff, Senior Communications Specialist bei FedEx Express mit. ULD sind Universal Load Devices, also Paletten und Container für Luftfracht. Der SkyCourier-Frachter ist für den Transport von drei LD3-Containern optimiert, die durch die 2,21 mal 2,26 Meter große Tür verladen werden.
Für die Wartung sind die Betreiber wie Mountain Air Cargo selbst verantwortlich. "FedEx hat mit der FAA und Textron Aviation zusammengearbeitet und eine Schlüsselrolle im Maintenance Review Board (MRB) innegehabt, um gemeinsam das Wartungsplanungsdokument (MPD) für dieses Flugzeug zu erstellen", heißt es.
Weitere Kunden werden folgen
Weitere Kunden stehen bereits Schlange für die SkyCourier. So hat die mexikanische Regionalfluglinie Aerus zwei SkyCourier bestellt, dazu auch vier Cessna 208B Grand Caravan EX. Das Startup will bereits im ersten Quartal 2023 den Betrieb aufnehmen und mit Turboprops auf bisher nicht bedienten Strecken im Norden Mexikos fliegen. Wie die Website Cargofacts.com berichtet, soll Kamaka Air aus Honolulu, Hawaii, im Januar eine SkyCourier haben. Bekannt ist zudem eine Bestellung der Fluggesellschaft Gum Air aus dem kleinen südamerikanischen Staat Suriname. "Kunden in aller Welt haben Interesse an der SkyCourier gezeigt. Der Markt ist sowohl für die Frachter- als auch für die Passagiervariante sehr günstig", hieß es im vergangenen Jahr aus Wichita.
