DAeC und DULV haben die Zulassungszahlen für ultraleichte Dreiachser und Tragschrauber für das Jahr 2020 veröffentlicht. Das Ergebnis überrascht: Ausgerechnet in dem von Pandemie und Wirtschaftskrise geprägten Jahr verkauften sich Ultraleichtflugzeuge bestens: 177 neue Verkehrszulassungen melden die Verbände bei den Dreiachsern – ein Bestwert seit 2016 (ebenfalls 177). Nicht enthalten sind ULs der 120-Kilogramm-Klasse, die mit ihren liberalen Zulassungsbestimmungen eine Sonderrolle einnehmen.
Gedämpfte Stimmung dürfte jedoch bei den Herstellern von Tragschraubern herrschen: Nur noch 17 neue Gyrokopter wurden angemeldet, so wenige wie zuletzt in den Jahren 2003 und 2004 (1 und 14), als die Geräte gerade neu auf den deutschen Markt kamen. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2010 waren es 111 neue Tragschrauber. Ende 2020 schockierte der einstige Branchen-Primus AutoGyro aus Hildesheim mit der Meldung einer vorläufigen Insolvenz. Keine Rolle spielen derzeit ultraleichte Hubschrauber, die in der Statistik gar nicht auftauchen.
Bekannte Namen an der Tabellenspitze
Wie in den vergangenen Jahren belegte die C42 von Comco Ikarus den ersten Platz bei den Dreiachsern: 26 Stück des bewährten Schulterdeckers aus Mengen wurden neu zugelassen. Auf Platz zwei folgte mit 17 Zulassungen der High-End-Tiefdecker WT9 Dynamic des slowakischen Herstellers Aerospool. Mit 15 Zulassungen landet die VL3 von JMB Aircraft – ebenfalls ein schneller Tiefdecker – auf dem dritten Platz. Beliebtester UL-Hersteller ist demnach Comco Ikarus, gefolgt von Aerospool und JMB Aircraft. Wie üblich zerfasert sich die Statistik auf den hinteren Rängen. Etliche UL-Muster wurden nur einmal zugelassenen.
Aufgeteilt nach Schulter- und Tiefdeckern ergibt sich folgendes Bild. Bei den Schulterdeckern ist zum einen Flight Design general aviation mit der CT gut vertreten: Platz vier in der Gesamtstatistik mit elf Auslieferungen. Beliebt bei Deutschlands UL-Piloten ist auch der ukranische Hersteller Aeroprakt: Zehn A32 und vier der älteren A22 wurden verkauft. Auch die TL3000 von TL Ultralight, ein Composite-UL im Cessna-Stil, liegt mit acht Verkäufen gut im Rennen um die Gunst der Kunden. Bei den Tiefdeckern setzten VL3 und Dynamic ihren Siegeszug fort, während der 2019 noch elf Mal verkaufte Tandemsitzer Shark in der Statistik für 2020 nur noch einmal erscheint. Hält die Breezer mit sechs Zulassungen das Niveau von 2019 weiterhin, so ist die Bristell dagegen von zehn Zulassungen im Jahr 2019 auf zwei im Jahr 2020 gefallen. Möglicherweise haben sich einige Bristell-Kunden für die kürzlich von der EASA zertifizierte LSA-Variante B23 entschieden. Insgesamt standen im vergangenen Jahr 91 Schulterdeckern 69 Tiefdecker gegenüber (nicht enthalten sind Doppeldecker, UL-Segler und sonstige ULs).
Viele neue Musterzulassungen und mehr neue Lizenzen
Viel Bewegung brachte das Jahr 2020 auch bei den Musterzulassungen, was vor allem den neuen 600-Kilogramm-ULs geschuldet sein dürfte. Der DULV hatte bei der Anzahl der ausgestellten Kennblätter die Nase vorn und meldet folgende Zulassungen beziehungsweise Auflastungen: A32 L, ATEC 321 Faeta NG, Ellipse Spirit, KFA Explorer UL 600, Magnus Fusion 212, Merlin 103, P92 Echo MKII, Risen sowie Dynamic WT-9 600 FG und RG. Der DAeC hat folgende ULs musterzugelassen: CTLS/CTLSi, C42 C/CS, Eurostar SLW Sport, Remos GX/GXiS und Bristell LSA.
Obwohl der Schulbetrieb durch Corona zeitweilig eingeschränkt war, wurden im Jahr 2020 mehr Lizenzen als 2019 ausgestellt. Die Verbände melden 965 neue Dreiachser-Lizenzen (2019: 841) und 76 neue Tragschrauber-Lizenzen (2019: 66). Nur eingeschränkte Aussagekraft haben die Zahlen über den Lizenzbestand, da diese nicht mehr verlängert werden müssen und inaktive Piloten in der Statistik deshalb nicht sichtbar sind. Aktuell führen die Verbände demnach 22.302 Dreiachser- und 1881 Tragschrauber-Lizenzen.
Über die Gründe für die insgesamt hohen Zulassungszahlen lässt sich viel spekulieren. Einerseits hat die Wirtschaft einen beispiellosen Einbruch erlebt, andererseits haben sich Ultraleichtflugzeuge blendend verkauft. Vielleicht liegt es an den 600-Kilogramm-Zulassungen, die bereits erteilt wurden oder unmittelbar bevorstehen (siehe aerokurier 12/2020). Ist ein Flugzeugkauf von langer Hand geplant und das Budget bereitgestellt, so lässt sich spekulieren, dass eine vermutlich temporäre Wirtschaftskrise eine eher untergeordnete Rolle spielt. Auch könnte es Käufer geben, die von der Krise durch vorausschauendes Investment sogar profitiert haben oder ihr Vermögen vor einer möglichen Inflation durch Investitionen in Sachwerte sichern möchten. Für viele Hersteller ist die Botschaft jedenfalls klar: Die Zulassungen für ein höheres Abfluggewicht dürften sich für viele jetzt rechnen. Die UL-Branche hat sich 2020 als krisenfest erwiesen.