Dass es im Cockpit der FK9 eng zugeht, kann eigentlich nicht behauptet werden. Im Schulterbereich bietet das UL seiner Crew 106 Zentimeter Freiheit. Man mag es fast nicht glauben, aber in einer Cessna 182 geht es enger zu. Trotzdem haben FK9-Piloten immer wieder nach mehr Raum im Cockpit gefragt. Hersteller FK Lightplanes in Krosno, Polen, kommt diesem Wunsch jetzt mit dem Angebot einer Wide-Body-Variante nach. Hier gewinnen die Piloten üppige zehn Zentimeter Raum.
Wie sich das auswirkt? Wir haben die erste in Deutschland ausgelieferte FK9 Mark V Wide Body geflogen. Der oberflächliche Blick auf die neue Version lässt die Modifikationen allerdings nicht erkennen. Die im Zuge der Modellpflege zuletzt eingeflossenen Verbesserungen offenbaren sich erst bei genauerem Hinschauen in den Details.
Verwundern kann das nicht. Die FK9 Mk V WB ist keine völlige Neukonstruktion, sondern das Ergebnis einer kontinuierlichen Modellpflege dieses am längsten dauerhaft produzierten Leichtflugzeugs in Europa. Die erste FK9 wurde 1989 auf der AERO vorgestellt. Seitdem hat sie sich allerdings durch viele Modernisierungsmaßnahmen schon stark verändert. Für den Testflug mit dem jüngsten Modell treffen wir auf dem Flugplatz „Der Ring in Schwalmstadt“ auf ein erwachsen wirkendes Flugzeug, das sich kaum mehr von einem Zweisitzer der E-Klasse unterscheidet.
Die dazu beitragende veränderte Linienführung der Seitenfenster wird erst im direkten Vergleich mit einer Vorgängerversion erkennbar. Der inzwischen auch von außen zugängliche Gepäckraum, der bis zu zehn Kilogramm Gepäck aufnehmen kann, ist auch solch ein Detail, das sich erst in der Praxis offenbart. Das Verstauen von Gepäck geht nun erheblich leichter vonstatten.
Die Streben im Seitenbereich der Frontscheibe sind als Sichthindernisse schon bei der Vorgängerversion ELA verschwunden. Ihre strukturelle Aufgabe übernehmen die A-Säulen der Frontverglasung. Vorteil: Für einen Schulterdecker eröffnen die etwas nach hinten gerückten A-Säulen mit der weit ins Dach reichenden Verglasung den Piloten ein eher ungewohnt großes Blickfeld – im Kurvenflug ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsplus.
Mehr Raum im Cockpit und aufgeräumtes Panel

Die Modellbezeichnung ELA gibt es inzwischen nicht mehr, an ihre Stelle ist das Mark V getreten. Die Intention, mit der ELA in die Klasse der LSA (Light Sport Aircraft) einzutreten, wurde aufgegeben. Die europäischen Richtlinien haben einen wirtschaftlichen Einstieg in diese Klasse in Europa nicht möglich erscheinen lassen. In den USA und in vielen anderen nicht europäischen Ländern fliegt die FK9, von der inzwischen mehr als 500 Exemplare aller Modellreihen ausgeliefert wurden, allerdings als LSA.
Der Raumzuwachs im Cockpit der neuen Wide-Body-Variante zeigt sich in den seitlich ausgebauchten Türen. Wie viel mehr Platz das tatsächlich bedeutet, erlebe ich so recht erst im Vergleich beim späteren Fotoflug in einem Motorfalken SF-25C, in dem es eher kuschelig zugeht. Die Schultern von Pilot und Copilot – auch ohne XL-Maße – überdecken sich hier. Die FK9 Wide Body bewahrt dagegen Distanz zwischen den Intimsphären der Piloten.
Auch die Schaukelei über die holprigen Grasflächen in Schwalmstadt führt nicht zum Körperkontakt. Das Fahrwerk mit hydraulisch gedämpftem Bugrad steckt die Unebenheiten gut weg. Während des Rollens zum Start kann die Checkliste im Multi-Informations-Panel (MID) abgearbeitet werden. Im Betriebsmodus informiert das MID über Tankinhalt, Klappenstellung, Bordnetzspannung, Temperatur, Uhrzeit, den aktuellen Verbrauch und die Speed-Limits.
Das aufgeräumt instrumentierte Panel lässt für den Allroundeinsatz keine Wünsche offen. Ein zentral untergebrachtes iPad bietet sein großes Display für die Moving-Map-Navigation. Auf Schnickschnack hat der neue Besitzer verzichtet und dafür eine Leermasse von 305 Kilogramm für eine praxistaugliche Zuladung erreicht. Ihm geht es darum, mal einen frühen Feierabend für einen Spazierflug nutzen zu können oder auch mit der Frau einen weiteren Ausflug zu unternehmen. Für dieses Einsatzspektrum erschien ihm die FK9 genau das passende UL zu sein. Mitentscheidend für den Kauf war die Service-Sicherheit in Deutschland. Hierzulande vertreibt FK Leichtflugzeuge, Entwickler und Inhaber der Rechte an den FK-Mustern, die FK Muster.
Auf Flugleistung muss der erste WB-Besitzer nicht verzichten, hier schlägt sich das Breitenwachstum der Wide Body nicht nieder. Im Steigflug hängt die WB wie die schlanken Schwestermodelle am starren Dreiblattpropeller von Ducane. Und im Reiseflug werden die Werte der ELA-Variante erreicht. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt 230 km/h bei 5450 U/min der Kurbelwelle des 100-PS-Rotax. An den 100-Rotax-PS in der neuen Wide Body schätzt der Eigner das sparsame Touren bei einem Verbrauch von nur 7 l/h. Ökonomisch voran geht es mit 160 bis 180 km/h bei einem Verbrauch von 10 bis 12 l/h. Bei 200 km/h sind es bis zu 14 l/h.
Bei den Flugeigenschaften gibt sich die FK9 Mk V auch mit dem breiteren Rumpf keine Blöße. Ihr Plus sind das eigenstabile Flugverhalten und die gutmütigen Langsamflugeigenschaften.
Technische Daten
FK9 Mark V Wide Body
Hersteller: FK Lightplanes
Vertrieb: FK Leichtflugzeuge, Speyer
Zulassung: LTF-UL
Sitzplätze: 2
Bauweise: abgestrebter Schulterdecker in Gemischtbauweise
Antrieb
Motor: Rotax 912UL
Leistung: 74 kW/100 PS
Propeller
Hersteller: Ducane
Typ: Dreiblatt
Durchmesser: 1,70 m
Abmessungen
Spannweite: 9,52 m
Flügelfläche: 10,73 m2
Länge: 5,95 m
Höhe: 2,10 m
Kabinenbreite: 1,16 m
Massen und Mengen
MTOM: 472,5 kg
Leermasse: 305 kg
Treibstoff: 60 l
Flugleistungen
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Reisegeschwindigkeit (75%): 205 km/h
bestes Steigen: 5,5 m/s bei 115 km/h
Überziehgeschwindigkeit in Landekonfiguration: 65 km/h
Startstrecke: 230 m
Landestrecke: 200 m
Reichweite: 920 km
aerokurier Ausgabe 06/2016