Segelflug-Portal: OLC geht Ende 2025 offline

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Onlinecontest OLC geht Ende 2025 offline

ArtikeldatumVeröffentlicht am 02.09.2025
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Onlinecontest OLC geht Ende 2025 offline
Foto: Fotos: Brian Jackson / Fotolia, Bernd Weber, OLC; Montage: Lars Reinhold

Eine Plattform, bei der man Flüge via Mail melden kann, um damit den Piloten einen dezentralen Vergleich ihrer Streckenflüge zu ermöglichen: Mit dieser Idee startete der Onlinecontest im Jahr 1997. Der Erfolgskurs, den der OLC dann nahm, überraschte selbst die Macher um Mastermind Reiner Rose, der Anfangs mit ein paar hundert Teilnehmern gerechnet hatte. Weit gefehlt, denn die Idee zündete durch und Jahr um Jahr gingen mehr Meldungen ein. Allein in der Saison 2016 hatte die Website 111 Millionen Klicks, 14.631 Teilnehmer meldeten 116.510 Flüge mit 31,1 Millionen Kilometern, wie Rose seinerzeit in einem Interview sagte.

Jetzt kündigt Rose in einer Meldung in den OLC-News an, dass zum Ende des Jahres Schluss ist, die gemeinnützige GmbH Segelflugszene, die hinter dem Onlinceontest steht, aufgelöst wird. Letzter Wertungstag ist demnach der 22. September.

Aufstieg des OLC

Tatsächlich darf der Aufbau der Plattform als Revolution im Streckensegelflug gelten. Zuvor gab es als dezentralen Vergleich lediglich die Deutsche Meisterschaft im Streckensegelflug (DMSt), in der drei angemeldete Flüge gewertet wurden. Wer in diesen Flügen wie gut unterwegs gewesen war, erfuhr man Monate später, die Sieger standen mitunter erst im November zum Deutschen Segelfliegertag fest.

Reiner Roses bestechende Idee: Die Symbiose des World Wide Web und der seit 1995 aufkommenden GPS-Dokumentation von Streckenflügen. Damit gingen die Zeiten von Wendepunktfotografien und manueller Start- und Zielliniendokumentation zu Ende. Anstatt Unklarheit über Ergebnisse gab es eine tagesaktuelle Wertung. Dazu gab es exakte geloggte Flugwege, Geschwindigkeiten und digitale Barogramme, Streckenflüge ließen sich plötzlich bis ins Detail nachvollziehen – was auch dazu führte, dass Thermik- und Wellenhotspots sowie erfolgversprechende Linien kein Geheimnis der Spitzenpiloten mehr bleiben konnten, sondern für jedermann zugänglich wurden. Wer Analysierte, konnte die Erfahrungen der anderen in seine eigenen Flüge einfließen lassen und die eigenen Leistungen verbessern.

Gerhard Marzinzik

Neue Idee und Regeln

Im Laufe der Zeit etablierten Rose und sein Team mit Speed- und Ligawertungen, darunter die Segelflug-Bundesliga und die Juniorenliga, neue Wettbewerbskonzepte, die Piloten dazu animierten, auch an mäßigen Tagen das beste aus dem Wetter herauszuholen, um Punkte für ihren Verein zu sammeln. Eine besondere Bedeutung bekam die Bundesliga dadurch, dass sie Fliegerclubs die Chance bot, wöchentlich in der Presse präsent zu sein und so auf den Segelflugsport aufmerksam zu machen.

Immer wieder erfuhren die Regeln, nach denen im OLC gewertet wurde, Aktualisierungen – nicht immer zur Zufriedenheit der Teilnehmer. Besonders die im Frühjahr 2018 eingeführte Zielkreisregel sorgte für hitzige Diskussionen, nicht nur, weil sich manche Piloten dadurch benachteiligt sahen, sondern auch, weil man Reiner Rose unterstellte, das Paragraphenwerk nach Gutdünken zu ändern, ohne vorab mit den Nutzern zu kommunizieren. Im Allgemeinen berichteten Piloten immer wieder davon, dass sachliche Kommunikation mit Rose mitunter nur schwer möglich gewesen sei – insbesondere, wenn man selbst eine von seiner eigenen abweichende Meinung vertrat.

Konkurrenten ziehen vorbei

War der Onlinecontest über 21 Jahre das Portal für den Vergleich dezentraler Streckenflüge schlechthin, kam 2020 mit WeGlide erstmals ernstzunehmende Konkurrenz auf. Eine neue Plattform, programmiert von jungen Luftsportlern, die frischer, moderner und szeneoffener wirkte als der OLC, setzte zur Jagd auf den Platzhirsch an. Auch wenn die WeGlide-Macher in ihrer Philosophie die Errungenschaften und Leistungen, die "frühere Plattformen für den Segelflug geschaffen haben", anerkennen und betonen, dass sie auch vom OLC inspiriert wurden, so machen sie doch auch klar, dass sie anders sein wollen. Konkret hieß das: "transparente und demokratische Entscheidungsprozesse schaffen, um faire und nachvollziehbare Ergebnisse für alle zu erzielen".

Immer mehr Piloten melden bei WeGlide, viele anfangs auch auf beiden Plattformen, oft aus alter Verbundenheit zum OLC. Als 2021 der DAeC die DMSt vom OLC auf die Plattform WeGlide umzieht und gleichzeitig eine eigene DMSt-Bundesliga aufruft, dürfte die Entwicklung Fahrt aufgenommen haben, die jetzt zum Ende des Portals führt.

"Auch nach über einjähriger intensiver Suche war es nicht möglich, ein umfassend kompetentes Nachfolgeteam zu finden", erklärt Rose in seiner aktuellen Meldung in den OLC-News. "Die Herausforderung, innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen einer gemeinnützigen GmbH zu agieren und ehrenamtliche OLC Mitarbeiter zu finden, welche in ihrer Freizeit bereit waren, für das steuerlich mögliche Entgelt zu arbeiten (wie es auch für Fluglehrer im Verein möglich ist), war allen Kandidaten schlichtweg zu viel."

Ob es tatsächlich allein am Arbeitsaufwand und den rechtlichen Rahmenbedingungen gelegen hat, dass niemand Roses Nachfolge antreten will, oder auch persönliche Gründe gab, wissen nur die Beteiligten.

Was von Roses Lebenswerk bleibt

Unstrittig ist, dass der Kopf hinter dem OLC den Segelflug revolutioniert hat. Davon zeugen nicht nur Millionen gemeldeter Flüge, sondern nicht zuletzt auch zwei hohe Auszeichnungen, mit denen Reiner Rose für sein Engagement geehrt wurde. 2011 erhielt er von der Internationalen Segelflugkommission IGC mit der Lilienthal-Medaille die höchste Auszeichnung im Segelflug, 2021 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Bayerns Innenminister Joachim Hermann sagt in seiner Laudatio: "Lieber Herr Rose, in mehr als fünf Jahrzehnten ehrenamtlichen Wirkens haben Sie sich unbestritten den Ruf des "Mister Segelflugsport" erworben. Mit Ihrem vorausschauenden Wirken haben Sie Generationen an jüngeren Menschen inspiriert und nachhaltig geprägt. Mit Ihrem unermüdlichen Einsatz haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, die Bedeutung dieser Sportart in besonderem Maße hervorzuheben."

OLC

Was passiert mit den Flügen im OLC?

Ob die Datenbank des OLC erhalten bleibt, dazu äußert sich der Betreiber bisher nicht. Allerdings gibt es Online ein Tool, um die eigenen Flüge in die Plattform WeGlide zu migireren.