Polnische Segelflugzeuge genießen vor allem im Osten Deutschlands einen guten Ruf. Nicht wenige Piloten haben hier und in den ehemaligen Ostblockstaaten auf Doppelsitzern wie Bocian und Puchacz ihre ersten Flugstunden gesammelt, und mit dem Perkoz bietet SZD Allstar seit 2007 einen Nachfolger für den in die Jahre gekommenen Puchacz an.
Der Perkoz – Werkskürzel SZD-54-2 – ist in drei Spannweitenvarianten verfügbar und kann mit 17,5 Metern Spannweite mit Randbögen bzw. mit Winglets oder mit 20 Metern Spannweite und Winglets geflogen werden und taugt je nach Ausfühung für Schulung, Strecken- und Kunstflug bis hin zu Unlimited-Figuren.
Um das Einsatzspektrum zu erweitern, will Allstar den Perkoz künftig optional mit einem elektrischen Antriebssystem als Eigenstarter anbieten. Dabei setzt man aber nicht wie die meisten Mitbewerber auf einen ausklappbaren Antrieb oder einen Front Electric Sustainer, sondern auf einen fest installierten Pylon mit Elektromotor und Vierblatt-Faltpropeller.
Aerodynamische Einbußen? Vernachlässigbar!
Hintergrund dieser Auslegung sei, dass das System durch den Verzicht auf einen Spindelantrieb für den Ausfahrmechanismus und fehleranfällige Schalter günstig und unkompliziert in der Handhabung sei und sich mit wenig Aufwand ins Flugzeug einbauen lasse. Eine Nachrüstung bereits ausgelieferter Flugzeuge ist nach aktuellem Informationsstand nicht möglich, weil die Tragflächen des Elektro-Perkoz aus Kohlefaser gefertigt werden müssen, um die Batterien aufnehmen zu können.
"Die Gleitzahl sinkt dadurch nur um drei Punkte von 42 auf 39 – gerade in der Schulung ein absolut vernachlässigbarer Faktor", sagte Dr. Elias Breunig, der mit seiner Firma Breunig Aerospace die Elektrifizierungspläne für Allstar-Flugzeuge betreut und auch den elektrischen Antriebsstrang eMotion für den Standardklasse-Segler SZD-55 Nexus entwickelt hat. "Der Antrieb wird eine Leistung von 45 bis 50 Kilowatt haben, die Akkus von AdvanTec sollen 15 bis 20 Kilowattstunden Energie bereit stellen, das reicht für rund 3500 Höhenmeter Steigleistung bzw. für zehn Starts auf Platzrundenhöhe." Die Akkus könnten innerhalb einer Stunde von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden.
Genauso einfach wie es ins Flugzeug integriert werden könne, sei das System auch auszubauen. "Pylon ab, Akkus raus, Deckel zu, und schon hat man wieder einen normalen Perkoz, der im Streckenflug bei 20 Metern Spannweite mit einem 42er Gleiten fliegt oder mit den kurzen Ohren voll kunstflugtauglich ist", so Breunig.

Der Perkoz ist ein vielseitiges Segelflugzeug, das insbesondere auf den Vereinsbetrieb abzielt.
Mit dem Antriebskonzept ziele man weniger auf den europäischen Markt als vielmehr auf die USA, wo die Community traditionell an simplen Lösungen interessiert sei, heißt es. Allerdings: auch in Europa könne sich durch die demografische Entwicklung noch ein Bedarf an eigenstartfähigen Schulungsdoppelsitzern entwickeln. "Schleicher hat mit der ASK 21 Mi vorgemacht, wie unabhängige Schulung aussehen kann. Wir greifen das auf, aber mit einem anderen Ansatz", so Breunig.
Elektro-Retrofit für TMG
Die Elektrifizierung der hauseigenen Segelflugzeugmuster ist nicht das einzige Projekt, an dem gearbeitet wird. Neben dem Demonstrator des Perkoz-Pylonantriebs hat das Unternehmen mit Sitz im südpolnischen Bielsko-Biała den Vorderrumpf einer Super Dimona ausgestellt, an dem ein Elektroantrieb montiert ist. Ingenieur Breunig beschreibt es als "Liebeserklärung an den Reisemotorsegler", da etliche ältere Muster durch auslaufenden Support für die Triebwerke eine schwierige Zukunft vor sich haben. "Ziel ist, einen Antrieb zu konstruieren, der sich mit wenig Aufwand installieren lässt. Das erreichen wir durch Montage von Akkus im Bereich des ursprünglichen Kraftstofftanks und vor der Firewall, sodass sich Masse und Schwerpunkt nicht wesentlich ändern."
Das auf der AERO gezeigte Ausstellungsstück ist lediglich eine Konzeptstudie, der Motorträger noch aus CFK-Rohren, die mit Gedruckten Hülsen zusammengehalten werden. Aber es sollte zeigen, was möglich ist, wenn sich dafür eine Marktoption biete, heißt es bei SZD Allstar.

Ein Umrüstkit bestehend aus Akkus und Elektromotor soll Reisemotorsegler fit für die Zukunft machen.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, der Antrieb könne auch in bereits ausgelieferte Flugzeuge eingebaut werden. SZD Allstar wies darauf hin, dass dies aus technischen Gründen nicht möglich sei. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.