Der Asphalt flimmert in der Hitze, Schweiß rinnt über die Stirn: So schön es auch sein mag, Fliegen im Sommer hat auch seine Schattenseiten – im übertragenen Sinn. Hohe Temperaturen und direkte Sonneneinstrahlung können nicht nur das Urteilsvermögen beeinträchtigen, sondern langfristig auch die Gesundheit schädigen. Sonnenschutz ist deshalb für alle Piloten, ob beim Motor- oder Segelflug, ein Muss. Eine Kopfbedeckung sollte für Piloten und Passagiere zur Grundausrüstung gehören, denn sie bietet Schutz vor schädlicher UV-Strahlung.
Segelflieger, deren Flüge manchmal mehrere Stunden dauern, sind besonders gefährdet. Die Wahl sollte auf eine Kopfbedeckung aus atmungsaktivem und möglichst lichtundurchlässigem Material fallen. Das Cockpit eines Flugzeuges, das am Boden der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, sollte durch ein Haubentuch, eine Metallfolie oder ein Sonnensegel geschützt werden.
Bei den großen Hauben von Segelflugzeugen können während des Fluges störende Reflexionen entstehen. „Zwar ist es möglich, die Haube zu entspiegeln, das kostet aber richtig Geld und die Oberfläche wäre äußerst empfindlich gegen Kratzer“, so die Experten von DG-Flugzeugbau. „Eine simple Möglichkeit, Reflexionen im Cockpit zu vermeiden, ist das Tragen dunkler Kleidung. Auch getönte Hauben verhindern die Entstehung von Spiegelungen und absorbieren zudem einen großen Teil der UV-Strahlung.“
UV-Licht wird in die Kategorien UV-A, UV-B und UV-C unterteilt. UV-C-Strahlen sind kurzwellig und enorm aggressiv, werden aber von der Ozonschicht absorbiert. UV-B-Strahlen verursachen unter anderem Sonnenbrand, können jedoch nicht durch Plexiglas dringen. Bei UV-A verhält ist das anders, da dieser Lichtanteil sehr wohl durch Hauben gelangt. „UV-A-Strahlen wirken sich nicht nur schädlich auf die Haut aus, sondern auch auf die Augen“, warnt Dr. med. Roderich Bahr, luftfahrtmedizinischer Sachverständiger und Facharzt für Allgemeinmedizin. „Ist man dieser Strahlung über Jahre hinweg ausgesetzt, können sich im schlimmsten Fall Linsentrübungen wie Grauer Star bilden.“ Laut einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation von 2009 kommt erschwerend hinzu, dass der Anteil der schädigenden UV-Strahlen um etwa zehn bis zwölf Prozent pro 1000 Meter zunimmt.
Was beim Kauf zu beachten ist
Für Piloten und Passagiere ist das Tragen von Sonnenbrillen unabdingbar. Die Brillengläser können aus Glas oder Kunststoff bestehen. Zudem gibt es bei Brillengestellen mittlerweile Lösungen aus Silikon oder Polycarbonat, die aufgrund ihrer hohen Flexibilität nicht so einfach zu Bruch gehen können. Gunter Schmidt, Augenoptikermeister und aktiver Segelflieger, rät zumindest von Gläsern mit Polarisationsfilter ab: „Polarisierte Gläser blocken waagerecht schwingende Lichtwellen und lassen nur senkrecht schwingende durch. Sie sind beispielsweise beim Angeln vorteilhaft, da von der Wasseroberfläche reflektiertes Licht nur waagerecht schwingt.“ In der Fliegerei sei der Effekt aber von Nachteil. „Wenn sich Flugzeuge im Kurvenflug befinden, verwandeln sich waagerecht schwingende Lichtwellen in senkrecht schwingende und vice versa. Das Ergebnis: Beim Kurvenflug kann es zu Blendungen kommen, die zwar nicht gesundheitsschädlich sind, aber die Kontrastwahrnehmung des Piloten beeinträchtigen“, erklärt der Fachmann. Auch das Ablesen von LCD-Anzeigen fällt mit polarisierenden Sonnenbrillengläsern laut Schmidt schwer, da Avionikdisplays meist schon polarisiert sind. Das Luftfahrt-Bundesamt rät in seinem offiziellen Leitfaden ebenfalls von polarisierten wie auch von farbigen oder automatisch abtönenden Brillengläsern ab, da diese das Farbwahrnehmung beeinflussen.
UV-Strahlen schädigen jedoch nicht nur die Augen, sondern auch die Haut. Eine kürzlich veröffentlichte Langzeitstudie der Universität San Francisco ergab, dass Besatzungen von Passagiermaschinen, die meist in Höhen von etwa 9000 Metern fliegen, in Bezug auf Hauterkrankungen besonders gefährdet sind. Dafür wurden Strahlungsmessungen während des Fluges durchgeführt. Die Untersuchung kam zum Schluss, dass ein einstündiger Flug in dieser Höhe in etwa einem zwanzigminütigen Solariumbesuch entspricht. Piloten und Passagiere sollten sich deshalb stets mit Sonnenschutzmitteln eincremen. Den Lichtschutzfaktor (LSF) muss man vom eigenen Hauttyp und von der Verträglichkeit abhängig machen. Produkte mit niedrigem LSF sollte man jedoch meiden, wie Labortests der US-amerikanischen Umweltarbeitsgruppe (EWG) ergaben: Acht von zehn Produkten mit kleinerem Lichtschutzfaktor als 20 zeigten keine Schutzwirkung.
Schließlich sei Dehydratation eine ernst zu nehmende Gefahr an heißen Tagen, warnt Dr. Roderich Bahr. Viel trinken laute die Devise. Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten seien Anzeichen dafür, dass man bereits zu wenig Flüssigkeit im Körper hat und umgehend wieder Flüssigkeit zuführen muss. „Sonst ist ein Hitzschlag vorprogrammiert“, so Bahr.
aerokurier Ausgabe 05/2017