Insgesamt 52 Fußballspiele fanden im Rahmen der EM zwischen Mitte Juni und Mitte Juli in Deutschland statt. Und für alle galt die Maßgabe, sie nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft bestmöglich abzusichern. Mit drei Gefährdungsstufen hatte die Polizeihubschrauberstaffel Baden Württemberg als verantwortliche Behörde für den Luftraumschutz in ganz Deutschland versucht, verschiedenen Bedrohungsszenarien adäquat zu begegnen. Dies sei gelungen, zog Martin Landgraf, Leitender Polizeidirektor und Chef der Staffel, ein positives Fazit.
"Wir konnten die Flugbeschränkungen für die allgemeine Luftfahrt auf einem sehr niedrigen Level halten", so Landgraf. "Die Gefährdungsstufe 1 für die unbemannte Luftfahrt war bei jedem Spiel aktiviert. Einige Drohnen wurden dabei von der Polizei im Bereich der Stadien abgefangen, wobei es sich jedoch um Flüge aus Unkenntnis und mangelnder Flugvorbereitung handelte." Allerdings sei auch ein Flug mit einer Drohne in ein Flugbeschränkungsgebiet eine Straftat, die entsprechend zur Anzeige gebracht werde.
Relevant für Motor-, Segel- und Ultraleichtflieger: Nur bei sechs Spielen sahen sich Landgraf uns seine Kollegen gezwungen, Flugbeschränkungsgebiete für die bemannte Luftfahrt zu aktivieren. Die Festlegung der jeweiligen Gefährdungsstufe sei dabei für jedes Spiel basierend auf die aktuellen Erkenntnissen, durch die verantwortlichen Einsatzleiter vor Ort getroffen worden. " Eine Aktivierung der Stufe 2, also einer ED-R von drei Nautischen Meilen und einer RMZ/TMZ von zwölf Nautischen Meilen, war bei vier Spielen erforderlich, die Stufe 3, also ED-R mit dem Radius 30 Nautische Meilen, war nur zweimal nötig", so Landgraf.

Die große ED-R von 30 NM Radius wurde nur zweimal aktiviert. Hier beispielhaft die von Stuttgart.
Die Anzahl von unerlaubten Einflügen in die ED-Rs habe im niedrigen einstelligen Bereich gelegen, erklärte Landgraf auf Nachfrage. "Überraschend wenig, und viel weniger als bei anderen Events in der Vergangenheit."
Angesichts der komplexen Sicherheitslage mit vielen Variablen, die umfangreiche polizeiliche Maßnahmen notwendig machten, waren die Auswirkungen für die Allgemeine Luftfahrt in den vier Wochen der EURO 2024 begrenzt, resümiert Landgraf, der als aktiver Privatpilot selbst gut genug weiß, was derartige Einschränkungen bedeuten.
"Die Polizei hat im Vorfeld versucht, möglichst viel zu kommunizieren und die Piloten zu erreichen. Ich denke, das ist uns gut gelungen." Mit Blick auf die aus der Fliegerszene vielfach geäußerte Kritik an den vermeintlich überzogenen Maßnahmen, die angesichts geZÜPter Piloten völlig unnötig seien, empfiehlt Landgraf, einmal über die Grenze nach Frankreich zu blicken. Dort war für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am vergangenen Freitag eine ED-R von 80 Nautischen Meilen eingerichtet worden.

Anlässlich der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Frankreich galt eine ED-R von 80 Nautischen Meilen Radius um den Veranstaltungsort.
"Ich denke, das zeigt sehr gut, dass wir anlässlich der EM mit viel Augenmaß gearbeitet haben", so Landgraf.
Auch während der Spiele, die noch bis zum 11. August andauern, gibt es Flugbeschränkungen für private und kommerzielle Flüge sowie Slotregelungen für bestimmte Flugplätze. Piloten, die nach Frankreich fliegen wollen, sollten sich die notwendigen Informationen auf dem Französischen Selbstbriefing-Portal SOFIA besorgen.