Geht es um ein Flugzeug, das Spaßpotenzial und Nutzwert vereint, war die Xcite zu ihrer Zeit eine fast perfekte Wahl. Und auch heute gehört sie längst nicht zum alten Eisen. Beim Rollen von 45 Grad rechts nach 45 Grad links vergeht nicht mal eine Sekunde. Ganz harte Manöver auf dem Niveau von Pitts und Extra sind zwar nicht ihre Domäne, aber Rollen, Loops und Rückenflug sind immer drin. Mit 270 Kilogramm Zuladung und 180 Knoten True Airspeed empfiehlt sie sich auch für die Reise zu zweit. Unter der Cowling steckt ein zertifizierter Vantage IO-360-B1A2 von Super Air Parts mit 132 Kilowatt (180 PS), der 182 Liter Avgas 100LL oder Mogas in respektable 1000 Nautische Meilen Reichweite ummünzt.
Entworfen hat die Xcite der Pilot, Konstrukteur und Unternehmer Philipp Steinbach, der in den 2000er Jahren mit Impulse Aircraft aus Halle/Oppin den Aufstieg vom UL-Hersteller in den Motorflug wagte – und 2007 in die Insolvenz schlitterte. Über Xtreme Air in Cochstedt verschlug es Steinbach schließlich in die USA, wo er heute den Flugzeugbauer Game Composites leitet, den Hersteller der GB1 Gamebird.
Ein von der OUV ausgezeichneter Selbstbau
Ein Bestseller war die ausschließlich als Bausatz angebotene Xcite nie. Unter den drei Exemplaren, die von dieser Version gebaut wurden, ist die D-ECCE ein Unikat: Nur sie verfügt über verstärkte Holme, Spades an den Querrudern und ein Rückenflugsystem, um Spritversorgung und Schmierung des Motors kopfüber zu gewährleisten. Raoul Hille, damals Chef des Flughafens Hannover, hatte sie zusammen mit zwei Freunden gebaut. Er spendierte ihr eine für damalige Verhältnisse topmoderne Avionik: Garmin GNS430, Zweiachs-Autopilot von S-Tech, elektronische Motorüberwachung und eben alles, was sich das Pilotenherz damals so wünschte, baute er ein. 2007 startete die Xcite zum Erstflug, und im selben Jahr zeichnete die Selbstbauvereinigung OUV die Arbeit für "erstklassige Bauausführung mit umfangreicher Ausrüstung und Weiterentwicklung zur Kunstflugtauglichkeit" aus.
An dieser Stelle könnte die Geschichte der D-ECCE damit enden, dass Raoul Hille mit ihr bis heute allerlei Abenteuer erlebt – für einen Platz im Avionik Special hätte es dann aber kaum gereicht. Doch es kam anders: 2019 hatten sich das Ehepaar Hille in eine Piper PA-46 Malibu verguckt. Um den Reiseboliden zu finanzieren, musste die Xcite gehen. Yannick Stübe, der heute 33-jährige Pilot und Unternehmer fliegt auch in Hannover, kaufte die D-ECCE mit dem Versprechen, dass der Erbauer sie jederzeit für eine Runde entführen dürfe.

Yannick Stübe besitzt die 2007 gebaute Xcite seit 2019. Im vergangenen Jahr entschied er sich für eine Grundüberholung samt einem umfassenden Avionik-Upgrade.
Mindestens 100 Stunden hat er seit dem Kauf im Xcite-Cockpit in der Luft verbracht, weniger im Kunst- als vielmehr im Reiseflug – bis im vergangenen Jahr klar wurde, dass die Zeit an der Kohlefaserkonstruktion nicht spurlos vorbeigegangen war. Bei einer Kontrolle zeigten sich Spuren von Korrosion an Metallteilen, und auch in Sachen Avionik hatte sich die Welt nach rund 15 Jahren weitergedreht. Schnell war klar: Wenn die Xcite eine Zukunft haben sollte, würde sie Zuwendung in Form von Arbeitszeit und Material brauchen. Die Idee einer grundlegenden Überholung war geboren, Avionik-Upgrade inklusive. Yannick Stübe leitet den Art Deco Hangar am Flughafen Hannover und führt mit Just in Time Aviation sein eigenes Luftfahrtunternehmen – beste Voraussetzungen also, um der D-ECCE mit seinem Team in der eigenen Werkstatt den Start in ein neues Leben zu ermöglichen.
Neue Avionik und eine Grundüberholung
Nachdem die Entscheidung für die Operation im November 2024 gefallen war, ging es mit vereinten Kräften schnell voran – zumindest kalendarisch. Getreu dem Motto "Viele Hände, schnelles Ende" kamen für den Umbau mindestens 500, eher 1000 Arbeitsstunden zusammen. Genau gezählt hat die akribische Arbeit zwischen Werkstatt und Schreibtisch niemand. Denn neben den handwerklichen Tätigkeiten verwendete Stübe zahllose Stunden darauf, Wartungs- und Flughandbuch auf den neuesten Stand zu bringen. So erleben wir die D-ECCE bei unserem Besuch im März als handwerklich nahezu perfektes Flugzeug, dem man sein Alter nicht ansieht.
Los ging es mit der kompletten Zerlegung der Xcite. Gearbeitet wurde im Rahmen der Owner Maintenance, schließlich betreibt Stübe seinen Renner abseits des Unternehmens privat. In der Werkstatt im Hangar wurden Metallteile von Korrosion befreit und gepulvert sowie Öl- und Benzinleitungen erneuert, während der Motor – dieser hatte im Laufe seines Lebens neue Kolben bekommen – sich als kerngesund herausstellte. Geplant ist demnächst noch die Erneuerung der Belederung im Innenraum, um das Paket perfekt zu machen.
Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf der Avionik. Hier ist der Besitzer keine Kompromisse eingegangen. Zwei Garmin G3X Touch dominieren das Panel, die auf dem Primary Flight Display und dem Multi-Function Display alle relevanten Flug- und Motorinformationen bereitstellen. Gut zu wissen: Der Aufdruck "IMPU" auf dem Panel verweist auf das exklusive ICAO-Kürzel der seltenen Xcite. Für die Bedieneinheit des Autopiloten GFC 500X, der Experimental-Version des digitalen Garmin-Assistenten, wurde ein kleines Panel oberhalb des normalen angebracht.
Mit dessen Einbau verfügt die XCite über die Sicherheitsfeatures von Garmins Electronic Stability and Protection (ESP): Das System wacht darüber, dass die Parameter für einen sicheren Flug eingehalten werden und greift bei Über- und Unterschreiten von Grenzwerten über den Autopiloten ein. Ein Segen aus Pilotensicht, ein Hindernis für die zuständige Behörde, also das Luftfahrt-Bundesamt im nahen Braunschweig. "Der Autopilot hat mich in die Flugerprobung zurückgeworfen", sagt Yannick Stübe, der zum Zeitpunkt unseres Treffens auf grünes Licht für den ersten Flug im neuen Xcite-Leben wartete. Bei der bevorstehenden Erprobung gilt es zu ermitteln, mit welchen Einstellungen der Autopilot am besten mit der agilen Xcite harmoniert. "Als Grundeinstellung nehmen wir die Werte einer Van’s RV-7", sagt der Pilot.
Deutsche Zulassung muss sein
Der vermeintlich einfachere Weg über eine ausländische Zulassung kam nie infrage: "Ich finde, dass ein deutsches Flugzeug auch in Deutschland registriert sein sollte", so Stübe, der sich in Optimismus übt. "Vom Luftfahrt-Bundesamt erleben wir einen guten Rückhalt für das Projekt", sagt er, wenngleich manches etwas schneller gehen dürfte. Vor allem aber ist es die OUV, deren Prüfer professionelle Unterstützung leistet.
Ein wesentlicher Teil des Avionik-Upgrades verbirgt sich in den Tiefen des Gepäckraums: Die elektronische Steuereinheit VP-X von Vertical Power wacht über das Geschehen im Flugzeug und vereinfacht gleichzeitig die Verkabelung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Auf herkömmliche Sicherungen kann verzichtet werden, und der Pilot kann den elektrischen Energiefluss auf dem Garmin-Display live verfolgen.

Die im Gepäckfach eingebaute VP-X-Box von Vertical Power wacht über die Flugzeugsysteme.
Zudem kann ihn die automatische Steuerung entlasten: Die Strobe-Lights schalten sich automatisch ein, und unterhalb von 1000 Fuß geht das Landelicht an. Auf der Herstellerseite heißt es übersetzt: "Das elektronische Leistungsschaltersystem Vertical Power VP-X bietet Ihnen ein beispielloses Maß an Detailgenauigkeit und Kontrolle über Ihr elektrisches System und vereinfacht gleichzeitig die Verkabelung erheblich. Dank der direkt in den VP-X integrierten Klappen-, Trimm- und anderen Funktionen können Sie jedes elektrische Gerät direkt vom VP-X aus verkabeln."
Eine Backup-Batterie hält die Systeme bei einem Generatorausfall am Leben. "Aus Brandschutzgründen muss diese zertifiziert sein", sagt Stübe, was mit einigen Hundert Euro extra zu Buche geschlagen hat. Damit ist die Redundanz gewährleistet, wie der Pilot sie von seinem Arbeitsplatz in der Citation Mustang und anderen Flugzeugen einige Klassen höher gewohnt ist. Kosten sind tabu bei unserem Gespräch. So viel sei verraten: Ganz günstig war der Umbau nicht.
Am Ende bleibt die Frage: Lohnt sich der Aufwand für einen fast 20 Jahre alten Exoten, der mit Experimental-Zulassung trotz Top-Avionik auch künftig nur VFR bei Tag fliegen wird? "Ja!", macht Stübe klar. Einen ähnlich vielseitigen Allrounder zu finden, sei nahezu unmöglich. Nach dem Umbau ist die D-ECCE gewappnet, um ihrem Piloten noch viele Jahre lang maximalen Spaß zu bereiten.
Daten Xcite, D-ECCE
Für Sie auf einen Blick aufgelistet, die technischen Daten der Xcite, D-ECCE.
Allgemeines
- Erbauer: Dr. Raoul Hille
- Art: Composite-Tiefdecker
- Avionik: Garmin G3X Touch, Vertical Power VP-X
Antrieb
- Motor: Superior Air Parts IO-360-B1A2
- Leistung: 132 kW/180 PS
Abmessungen
- Länge: 6,22 m
- Spannweite: 7,35 m
- Höhe: 1,50 m
Massen und Mengen
- Leermasse: ca. 480 kg
- Maximalmasse: 750 kg
- Tank (Flügel/Kunstflug): 2 x 91 l/ 35 l
Flugleistungen
- Startstrecke über 15-m-Hindernis: 230 m
- bestes Steigen: 2000 ft/min
- Reisegeschwindigkeit: 180 KIAS
- Lastvielfache: +6 /-4 g
- Überziehgeschwindigkeit: 51 KIAS
- Reichweite: ca. 1000 NM