Antonow An-2 auf Schwimmern: Turboprop-Campervan-Amphibium

Fliegendes Campervan-Amphibium
Turboprop-Antonow An-2 auf Schwimmern zu verkaufen

Zuletzt aktualisiert am 24.10.2024

Als "one of a kind An-2" wird sie im Inserat beworben – und tatsächlich dürfte diese Vertreterin des meistgebauten Doppeldeckers aller Zeiten, die aktuell beim Broker Raptor Aviation im virtuellen Schaufenster steht, ziemlich einzigartig sein. Das liegt weniger daran, dass sie nicht etwa in den Weiten Russlands, sondern im kanadischen Calgary zu Hause ist und das US-Kennzeichen N62AN am Rumpf trägt. Verantwortlich für den Sonderstatus ist viel eher die Gesamtheit der Ausstattung, mit der das Flugzeug aufwartet: Die An-2 steht auf maßgefertigten Schwimmern, das Interieur versprüht Wohnmobil-Flair und vor dem Cockpit arbeitet kein ASch62-Sternmotor von Schwezow mehr, sondern eine Prop-Turbine TPE331-12 aus dem Hause Honeywell.

Antonow An-2 mit Honeywell-Turbine und Schwimmern zu verkaufen.
via Raptor Aviation, Inc. / Hangar67.com

Mit 33 Jahren noch (fast) Jungfrau

Aber der Reihe nach, schauen wir uns die Wasserflug-Antonow mal etwas genauer an. Das Baujahr 1991 und ihre Seriennummer 1G237-35 verraten sie als polnischen Lizenzbau der legendären An-2 aus der Sowjetunion, der einst bei PZL Mielec aus der Halle rollte. Wann und wie sie nach Nordamerika kam, bleibt unklar, laut Datenblatt soll die Zelle aber erst 325 Flugstunden auf der Uhr haben – was sie trotz ihres Alters als fast jungfräuliches Flugzeug ausweist. Tragflächen und Leitwerk wurden zudem 2019 mit Dacron-Polyester neu bespannt.

Eine Fotosuche im Internet ergibt, dass die An-2 bis mindestens 2018 noch klassisch mit Hauptfahrwerk und Spornrad unterwegs war. Die nachträglich verbauten Schwimmer, gefertigt aus Carbon, sind – ausweislich der Angaben bei Raptor Aviation – dem sowjetischen Originaldesign von 1949 nachempfunden, mit dem ab Mitte der 50er-Jahre eine dreistellige Anzahl Exemplare der Wasserflugversion An-2W, auch bekannt als An-4, ausgeliefert wurden. Montiert sind die Schwimmer der N62AN auf einem Gestell aus Aluminium und Edelstahl. Dank kleiner Räder an der Unterseite kann die An-2 auch mit dem neuen Schuhwerk weiter auf dem Festland operieren, allerdings vorzugsweise auf asphaltiertem Untergrund.

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Turboprop oder Sternmotor?

In dieser Konstellation als Amphibium war die Antonow (mutmaßlich) bis 2022 mit ihrem rauchstarken ASch-62-Neunzylinder unterwegs, erhielt dann jedoch die jetzt verbaute, gebraucht erstandene TPE331-Turbine, die angeblich eine Laufleistung von 2.718 Stunden besitzt und der Wasser-An-2 rund 1.100 PS Leistung beschert. Verbunden ist das Turboprop-Kraftwerk mit einem Fünfblattpropeller aus dem Hause Hartzell. Optional, so geht es aus dem Inserat hervor, ließe sich der Doppeldecker auch wieder auf das kultige Originaltriebwerk zurück rüsten.

Antonow An-2 mit Honeywell-Turbine und Schwimmern zu verkaufen.
via Raptor Aviation, Inc. / Hangar67.com

Fliegender Campervan

Apropos original: Wer im Cockpit dieser An-2 auf das Retro-Ambiente des ursprünglichen "Uhrenladens" hofft, wird eines Besseren belehrt: Das Instrumentenbrett der N62AN steht ganz im Zeichen der Digitalisierung und beherbergt zeitgemäße G3X-Touchscreen-Avionik von Garmin. Ein Kollisionswarngerät, eine Kamera zur Überwachung der Fahrwerksposition und eine digitale Kraftstoffanzeige sind ebenfalls an Bord.

In der Kabine hinter dem Flight Deck beherbergt die N62AN eine 2019 eingebaute, vollwertige Campervan-Ausstattung mit eigenem Stromnetz, Lithium-Ionen-Akku und Generator für die hausinterne Energieversorgung, 160-Liter-Frischwassertank, Warmwasser, Kochnische samt Dieselkocher, Kühl- und Gefrierschrank, Sofa, Schlafmöglichkeiten, Campingklo und Abwassersystem sowie diversen weiteren Finessen. Alle für den Camper-Ausbau verwendeten Materialien besitzen laut Raptor Aviation eine für die Luftfahrt zugelassene Brandschutzklassifizierung. Zum Inventar zählt ferner ein aufspannbares Trampolinnetz zum Chillen auf See oder für kleinere Wartungsarbeiten auf dem Wasser.

Antonow An-2 mit Honeywell-Turbine und Schwimmern zu verkaufen.
via Raptor Aviation, Inc. / Hangar67.com

Der Preis

Alles schön und gut, aber was soll der Flieger kosten? Ein Schnäppchen ist das Ganze jedenfalls nicht: Raptor Aviation ruft für das fliegende Antonow-Kultcamper-Amphibium schlappe 2,4 Millionen US-Dollar auf. Sollten Sie gerade eine solche Summe auf der hohen Kante haben, können Sie sich glücklich schätzen: Als Redaktionsflugzeug ist uns die An-2, wie ein spontaner Kassensturz in der Belegschaft traurigerweise zutage brachte, geringfügig zu teuer. Wenn Sie die Kiste kaufen, freuen wir uns aber umso mehr über eine Einladung zu einer kleinen – oder gerne auch etwas größer angelegten – Spritztour...