Die Flotte von Airbus Helicopters ist um einen Spross reicher: Auf der Verticon in Dallas, Texas, hat das Unternehmen jüngst sein neues Muster H140 vorgestellt. Der Mehrzweckhubschrauber soll in Bezug auf Leistung, Kosteneffizienz und Komfort Maßstäbe in der Drei-Tonnen-Klasse setzen und das Angebot des Herstellers im Segment der leichten zweimotorigen Hubschrauber für Rettungsdienst, Personentransport sowie den privaten und geschäftlichen Luftfahrtmarkt ergänzen. Die Indienststellung ist für das Jahr 2028 geplant und soll zunächst im Rettungsdienstbereich erfolgen.
"Die Nachfrage nach leichten zweimotorigen Hubschraubern steigt, der Markt wächst, und wir wollen unseren Kunden ein möglichst großes Angebot bieten", kommentierte Bruno Even, Chef von Airbus Helicopters, den Schritt. "Es gibt also Platz für ein Muster zwischen unseren H135 und H145, und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die H140 auf den Markt zu bringen." Bestätigt wurde diese Einschätzung durch etwa 75 Bestellungen und Absichtserklärungen für das Muster seitens großer Rettungshubschrauber-Betreiber in den USA und in Europa, darunter die ADAC-Luftrettung, die DRF Luftrettung sowie die ÖAMTC Flugrettung.
Die H140 ist kein Clean-Sheet-Design, sondern stützt sich weitgehend auf die erfolgreiche H135. Deren allgemeine Auslegung wurde beibehalten, aber die Kabine deutlich vergrößert und die Technik auf den neuesten Stand gebracht. Vorrangiges Ziel dabei war es, die Betriebskosten trotz der erwarteten Leistungssteigerung nicht zu erhöhen.
Mehr Platz in der Kabine
Verglichen mit der H135 steigt das Nutzvolumen der Kabine von 5,3 auf 6,10 Kubikmeter, wobei der Wegfall der Mittelsäule zwischen den beiden Piloten, durch die die Flugsteuerung verlief, besonders auffällt. Sechs Passagiere passen problemlos in die Kabine, während diese Zahl bei der H135 nur in der Konfiguration mit hoher Dichte erreicht wird. Der Zugang erfolgt über zwei seitliche Schiebetüren mit einer Breite von 1,10 Meter – zehn Zentimeter mehr als bei der H135 – und über die hinteren Halbschalen-Türen, die ebenfalls größer sind.
Bezüglich der Avionik bleibt Airbus seiner Helionix-Suite treu. Sie unterstützt den Piloten mit einem Vier-Achsen-Autopiloten und einem Zweikanal-FADEC zur Überwachung der beiden Arrius-2E-Turbinen. Die Motoren bieten bei gleichem Verbrauch sieben Prozent mehr Leistung als die Arrius 2B2+ der H135.

Im Panel wird die hauseigene Avioniksuite Helionix installiert.
Äußerlich ist die Bugform im Vergleich zur H135 schlanker, und der von der H145 übernommene Fünfblatt-Hauptrotor ist zehn Zentimeter höher montiert. Die größten Veränderungen sind jedoch am Heck zu verzeichnen, wo der Fenestron-Rotor für eine bessere Gierrate vergrößert wurde und nur noch vier Statoren vorhanden sind. Die Statoren und die Ummantelung werden in einem Stück Faserverbundmaterial hergestellt, wobei die Technik der Harzinjektion (auch bekannt als Resin Transfer Moulding/RTM) angewendet wird.
Auch der Leitwerksträger wird mittels dieser Technik in einem Stück gegossen. Diese Entscheidung wurde möglich, weil jetzt ein T-Leitwerk verbaut wird. "Diese aerodynamische Lösung, die bereits beim Technologiedemonstrator Bluecopter zum Einsatz kam, ermöglicht 80 Kilogramm mehr Nutzlast", heißt es in Donauwörth.

Der Innenraum bietet deutlich mehr Platz als der, der H135.
Bessere Performance als H135
Der erste Prototyp der H140, teils noch mit anderen Komponenten ausgestattet als die Serienmaschinen, hob bereits am 27. Juni 2023 zum Jungfernflug ab. 2024 war vorrangig den Installationsarbeiten für das neue Triebwerk und das Getriebe gewidmet, Ende des Jahres begann eine zweite Flugphase, in der rund 20 Stunden gesammelt wurden und praktisch der gesamte Flugbereich erschlossen werden konnte.
Die Geschwindigkeit von 270 Kilometern pro Stunde im Horizontalflug wurde erreicht, wobei Airbus Helicopters eine Höchstgeschwindigkeit von 290 Kilometern pro Stunde bei einer maximalen Masse von 3175 Kilogramm ankündigt. Damit ist das neue Muster rund 30 Kilometer pro Stunde schneller als die H135. Das MTOW steigt um 285 Kilogramm.
Aktuell wird der zweite Prototyp gebaut, er soll Mitte 2025 in die Luft gehen. Die Markteinführung ist für 2028 geplant, zunächst in einer Medical-Operations-Version. Im darauffolgenden Jahr soll die Passagierversion und 2030 das ACH-Modell (VIP) folgen. Offshore-Konfigurationen und Ausrüstungsvarianten für Special Missions werden erst später erwartet.