Reiner Stemme UAS

Aufklärer aus Wildau
Reiner Stemme UAS

Zuletzt aktualisiert am 31.05.2016

Stemme stand bislang für die innovativen Motorsegler und Forschungsplattformen S10 und S6 mit Mittelmotor und versenkbarem Propeller in der Bugspitze. Mit der Q01 hat Dr. Reiner Stemme eine weitere Dimension aufgestoßen. Das Aufklärungsflugzeug kann sich mit einer maximalen Abflugmasse von 2,7 Tonnen in die Luft erheben und dort mit einer Nutzlast von einer Tonne für über zwei Tage reichende Einsätze bleiben. Diese Missionen sollen autonom oder ferngesteuert erfolgen. Zum Einsatzort wird die Q01 eine Besatzung bringen, bis zu drei Personen nimmt das Cockpit auf. 

Entstanden ist die fliegende Beobachtungsplattform Q01 als Gemeinschaftsprojekt des Emirats Katar und der von Dr. Reiner Stemme in Wildau bei Berlin neugegründeten Utility Air Systems. Mitte März stellten Projektmanager General al-Kawari aus Katar und Dr. Reiner Stemme das Flugzeug auf dem Flugplatz Schönhagen erstmals öffentlich vor. Einige Stunden Flugerprobung hatte die Q01 da bereits hinter sich. Der Erstflug erfolgte Ende November in Cochstedt, die weiteren Testflüge von der Stemme-Basis in Schönhagen aus. 

Der Rumpf entstand in dem inzwischen mit 50 Mitarbeitern stark aufgestellten Unternehmen Reiner Stemme Utility Air Systems in Wildau, das dreiteilige Tragwerk des Schulterdeckers und das T-Leitwerk wurden in Polen gebaut. Die Erfahrungen aus der Zeit der Fertigung der Faserverbundteile für die StemmeS10bildeten die Basis für die Zusammenarbeit. Stummelflügel am Rumpf nehmen die Haupträder des Einziehfahrwerks auf. Den 310 PS starken Kolbenmotor mit Bi-Turbolader für Kerosin, der erst die langen Flugzeiten ermöglicht, steuert Technify aus Sankt Egidien bei, inzwischen eine Tochter von Continental. Auch der große Dreiblattpropeller ist ein deutsches Produkt. MT-Propeller baut ihn für die Q01. 

Der hochgestreckte Flügel großer Spannweite ermöglicht der Q01 eine motorseglertypische geringe Schwebeleistung. Sie sorgt dafür, dass mit stark gedrosseltem Motor und damit minimalem Verbrauch des Selbstzünders eine Endurance von mehr als 48 Stunden erreicht wird. 

18 Monate vom festgelegten Konzept zur Q01

Die lange Flugdauer als UAV und die Nutzlast von einer Tonne waren die Eckpfeiler für die Auslegung. Vier Pods unter den Tragflächen fassen je 90 Kilogramm Nutzlast. Sie können als Zusatztanks dienen oder Spezialkameras und Sensorsysteme aufnehmen. Unter dem Rumpf kann auch ein Radarsystem untergebracht werden. Das gesamte Nutzlastvolumen lässt sich sehr flexibel nutzen und für die unterschiedlichsten Missionen konfigurieren. 

Eine Möglichkeit der Ausrüstung mit der 3D-Spezialkamera MACS erläuterte Diplom-Geologe Frank Lehmann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für optische Sensorsysteme, bei der Präsentation. Die Kamera kam bereits bei der Nepal-Expedition an der S10 der FH Aachen zum Einsatzund hat wertvolle Erkenntnisse über die Himalaya-Täler und die Hauptstadt Kathmandu geliefert. 

Professor Dr. Reinhard Reichelt vom Institut für Luftfahrtsysteme an der Universität Stuttgart stellte für die Zusammenarbeit mit Aviotech und zu Autoflight-Systemen die Erfolge mit der Stemme S6 (LAPAZ) und der DA42 von Diamond Aircraft Industrie vor. 

Die Vermarktung der Q01 startete mit der Präsentation. 

Technische Daten

Stemme Q01 

Antriebsdaten 

Muster: TAE 
Art: Bi-Turbo (JetA-1) mit Common- Rail-Einspritzung u. FADEC 
Zylinderzahl:
Leistung: 310 PS 
E-Generator: 18 kW 

Propeller 

Hersteller: MT-Propeller 
Blattzahl:
Durchmesser: 2,10 m 

Abmessungen 

Spannweite: 20 m 
Innenflügel: 11 m 
Stummelflügel: 2,89 m 
Länge: 10,73 m 
Höhe: 3,27 m 

Massen und Mengen 

Leermasse: 1553 kg 
max. Startmasse: 2750 kg 
Zuladung: 1000 kg 
4 Flügelpods für: 360 kg 
Flügeltank, max. Kerosin: 512 kg 

Flugleistungen 

Endurance: 50 h 

aerokurier Ausgabe 05/2016