Ganze Flugzeugflotten werden aufgrund der Verbreitung des neuen Corona-Virus derzeit am Boden gehalten, viele Luftfahrtnternehmen stehen vor existenziellen Problemen. Das meldet die Aerospace and Defence Industries Association of Europe (ASD) jetzt in einer Pressemitteilung. Nach Angaben von Eurocontrol ist der Flugverkehr in Europa am 24. März 2020 um 77 Prozent zurückgegangen, mit 21.254 Flügen weniger als im letzten Jahr. Gleichzeitig spielen die Flugverkehrsdienste laut ASD weiterhin eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung der COVID-19-Krise, indem sie Menschen unter kritischen Bedingungen befördern, Staatsangehörige zurückführen und Güter einschließlich medizinischer Hilfsgüter verschiffen. Wo immer möglich, haben einige ASD-Mitglieder auch eigene Flugzeuge zur Unterstützung von dringenden Transporten eingesetzt, betont die ASD in der Pressemitteilung. Nach Angaben der International Air Transport Association (IATA) werden die Fluggesellschaften weltweit 252 Milliarden US-Dolllar an Einnahmen verlieren, was das Überleben des gesamten Flugverkehrssektors gefährdet. Andere Unternehmen wurden ebenfalls mit einem Flugverbot belegt und werden ebenfalls finanzielle Unterstützung benötigen. Ohne eine Soforthilfe für Flugzeugbetreiber besteht die Gefahr weitreichender Konkurse, die unmittelbare und verheerende finanzielle Auswirkungen auf andere Teile der zivilen Luftfahrt-Wertschöpfungskette wie die zivile Luftfahrtindustrie der EU haben würden, so die ASD.
Die europäische zivile Luft- und Raumfahrtindustrie selbst ist ebenfalls stark von der COVID-19-Krise betroffen, die zu Produktionseinschränkungen, Lieferproblemen, Produktions- und Lieferverzögerungen bei Flugzeugen und Liquiditätsproblemen geführt hat. Die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie – insbesondere Unternehmen, einschließlich KMU, die kritische Funktionen in der Lieferkette der Luft- und Raumfahrt erfüllen – wird daher auch spezifische Unterstützungsmaßnahmen benötigen, die den von Nicht-EU-Regierungen, wie den USA, vorgesehenen Maßnahmen ähneln und über die Unterstützungsmaßnahmen für Fluggesellschaften und Flugzeugbetreiber hinausgehen.
Die ASD als Stimme der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie und der Verteidigungsindustrie fordert daher die EU-Institutionen und die Regierungen weltweit auf, den gesamten zivilen Luftfahrtsektor mit spezifischer Nothilfe, die mit größter Dringlichkeit über die Unterstützungsmaßnahmen für alle anderen Sektoren hinaus umgesetzt werden muss, gezielt zu unterstützen. Dies ist unerlässlich, damit der Zivilluftfahrtsektor die COVID-19-Krise überleben kann. Ein Zusammenbruch dieses Sektors hätte nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft insgesamt, sondern würde auch die rüstungsindustrielle Basis Europas schwer beschädigen, da viele Luft- und Raumfahrtunternehmen auch wichtige Lieferanten von Spitzenausrüstungen für die Streitkräfte sind, schreibt die ASD in der Pressemitteilung weiter. Es stehe nicht nur wirtschaftlich, sondern auch strategisch viel auf dem Spiel. Über die finanzielle Hilfe hinaus bestehe auch die Notwendigkeit, in verschiedenen technischen/regulatorischen Fragen Abhilfe zu schaffen und ein stärkeres, auf europäischer Ebene koordiniertes Krisenmanagement zu betreiben.
Während der Bedarf an finanzieller und anderer Unterstützung klar ist, ist die ASD auch der Ansicht, dass die Vereinbarung über spezifische staatliche Unterstützungsmaßnahmen für den zivilen Luftfahrtsektor eine starke Koordinierung sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene erfordern wird. Dies ist von wesentlicher Bedeutung, um sicherzustellen, dass die staatliche Unterstützung weiterhin an die durch die COVID-19-Krise verursachten Verluste gebunden bleibt und um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
Die Aerospace and Defence Industries Association of Europe betont darüber hinaus ihre Solidarität mit allen Menschen, die darum kämpfen, Leben zu retten und das Virus zu besiegen. Europäische Unternehmen der Luft- und Raumfahrt und der Verteidigungsindustrie hätten sich dem Kampf angeschlossen und setzten, wo immer möglich, ihre Fertigungskapazitäten auch für die Produktion von medizinischer Ausrüstung wie Sauerstoffgeneratoren und anderen dringend benötigten Hilfsgütern ein, so die Pressemitteilung. Ein starkes Europa werde mehr denn je benötigt. Mit geeigneten europäischen Unterstützungsmaßnahmen werde sich die Industrie erholen und weiterhin eine starke Rolle für die europäische Mobilität, Verteidigung, Raumfahrt und Sicherheit zum Nutzen Europas und seiner Bürger spielen können.