Special Berufe: Top-Arbeitgeber der Luftfahrtbranche

Special Berufe
Top-Arbeitgeber der Luftfahrtbranche

Zuletzt aktualisiert am 09.05.2025
Top-Arbeitgeber der Luftfahrtbranche
Foto: MTU

Der erste Eindruck eines potenziellen neuen Arbeitgebers ist im Digitalzeitalter nur wenige Klicks entfernt. Die Karriereportale der großen Player der Luftfahrt zeichnen ein schillerndes Bild aus fachlicher Herausforderung und menschlicher Harmonie, und selbst kleine Firmen wissen inzwischen, dass ein paar Stellenanzeigen auf der Website nicht mehr ausreichen, um sich interessant genug zu machen.

Allerdings, PR in eigener Sache, und sei es, um Mitarbeiter zu gewinnen, bleibt PR in eigener Sache und ist entsprechend mit einer gesunden Skepsis zu betrachten. Wer nicht über persönliche Kontakte an ungefilterte Informationen zum Betriebsklima kommt, für den sind einschlägige Onlineportale das Mittel der Wahl. Kununu, was in der afrikanischen Sprache Swahili so viel wie "unbeschriebenes Blatt" bedeutet, dürfte im deutschsprachigen Raum die wohl bekannteste Plattform sein, wenn es darum geht, herauszufinden, wie Unternehmen aus Mitarbeitersicht gesehen werden. Was finden Mitarbeiter gut, was kritisieren sie am Arbeitgeber, was wird erwartet, und was wird geboten. So können sich Interessenten ein Bild davon machen, was jenseits der Karriere-PR gespielt wird.

"Gute Arbeitgeber lassen sich durchaus quantifizieren", sagt Dario Wilding, Head of Communications bei Kununu, und widerspricht damit dem oft kolportierten Vorurteil, bei Bewertungen auf einschlägigen Portalen handele es sich häufig um Racheposts geschasster Mitarbeiter. Zwar räumt er ein, dass Bewertungen immer subjektiv seien, sich aber aus vielen Bewertungen durchaus ein recht objektives Gesamtbild konstruieren lasse.

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Bewertungen vs. Erwartung

Das Wichtigste sei, so Wilding, Bewertungen in Relation zu den Erwartungen zu setzen. "Wenn man einen Toaster kaufen will, dann kann man sich einigen, dass Haltbarkeit, Energieeffizienz etc. Kriterien sind, nach denen man das Gerät bewerten kann." Beim Arbeitgeber sehe das anders aus. "Bei einer NGO nimmt ein Mitarbeiter eher in Kauf, dass das Gehalt nicht so hoch ist, bei einer Beratungsfirma oder Anwaltskanzlei hingegen geht niemand von einer perfekten Work-Life-Balance aus. Das muss man berücksichtigen."

Tatsächlich finden sich auf die Frage nach den Eigenschaften guter Arbeitgeber viele verschiedene Antworten. Das Business-Netzwerk XING nennt beispielsweise gute Kommunikation, Anerkennung und Wertschätzung, Work-Life-Balance, Weiterbildungsmöglichkeiten und ein kollegiales Arbeitsklima als zentrale Faktoren, das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft hingegen hat in einer Befragung unter 5000 abhängig Beschäftigten Dinge wie Beschäftigungssicherheit, kurze Arbeitswege, die Möglichkeit, sein Wissen und Können einbringen zu können, und Tarifbindung sowie betriebliche Altersvorsorge ermittelt. Schon daran sieht man, wie weit die Spanne reicht. Allerdings, wie man sie letztendlich in Relation zu den eigenen Ansprüchen bewertet, bleibt sehr individuell.

Je mehr Bewertungen ein Unternehmen habe, desto klarer ergebe sich ein Bild, wie es in den Büros und Werkstätten zugeht, sagt Wilding. Um bei Kununu das Siegel als Top-Company zu bekommen, sei aber auch Aktualität ein Thema. "Mindestens zwei Bewertungen müssen in den letzten zwölf Monaten eingegangen sein, insgesamt müssen es mindestens sieben sein. So sollen auch kleinere Unternehmen eine Chance haben."

Die Großen stehen hoch im Kurs

Klickt man sich durch Kununu, fällt auf, dass insbesondere die großen Player im Ranking weit oben stehen. Zu den Spitzenreitern in einer vom aerokurier zusammengestellten Liste von 26 Unternehmen gehört beispielsweise der Flughafen München. Im Kununu-Score, einer gewichteten Punktzahl aus Bewertungen von (ehemaligen) Mitarbeitern und Bewerbern, kommt der Airport auf 4,21 (bei einem Spitzenwert von 5) und eine Weiterempfehlungsquote von 81,1 Prozent. Was machen die Münchener richtig?

Alex Tino Friedel ATF Pictures

"Wir arbeiten nachhaltig wirtschaftlich und bieten unseren Mitarbeitenden eine – auch finanziell und hinsichtlich des eigenen Arbeitsplatzes – langfristige und sichere Perspektive", erklärt Henner Euting, Leiter Media Relations am MUC. "Mit Blick auf unseren eigenen Qualitätsanspruch eines Premium-Drehkreuzes bilden Charakteristika wie ein abwechslungsreiches Aufgabenportfolio, breit gefächerte Entwicklungsmöglichkeiten, ein starkes, internes Miteinander (Stichwort: Flughafenfamilie) und eine hohe Flexibilität auch und allem voran im Sinne einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf zentrale Säulen unseres Arbeitgeberverständnisses." Dazu gehörten auch flexible Arbeitszeitmodelle und soziale Leistungen wie eine eigene Kita und ein eigenes Fitnessstudio.

Sicherheit und Flexibilität

Berufliche Sicherheit spielt auch bei der Deutschen Flugsicherung – bei Kununu mit einem Score von 4,16 und einer Weiterempfehlungsquote von 86,8 Prozent bewertet – eine Rolle. "Wer die Ausbildung bei uns erfolgreich abschließt, wird auch eingestellt und angesichts der vielfach verantwortungsvollen Tätigkeiten mit attraktiven Gehältern vergütet", sagt Pressesprecherin Ute Otterbein. Neben der Sicherheit und dem Bewusstsein, an etwas Wichtigem – der Flugsicherheit – mitzuwirken, spielt auch bei der DFS die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine zentrale Rolle. Teilzeitmodelle, Kindergartenplätze, Jobrad und Jobticket sind nur einige der Faktoren, die laut Otterbein zu einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit beitragen.

Andy Ridder MTU

Markus Wölfle, Leiter Unternehmenskommunikation beim Triebwerkshersteller MTU (Kununu-Score: 3,99, Weiterempfehlungsquote: 79,5 Prozent), schlägt ebenfalls in die Kerbe Verlässlichkeit und Familienvereinbarkeit und fügt hinzu, dass für MTU-Mitarbeiter die gemeinsame Faszination fürs Fliegen, für technisch anspruchsvolle Produkte mindestens genauso wichtig seien. "Gemeinsam erschließen wir Zukunftsthemen und setzen dabei auf eine interdisziplinäre und wertschätzende Zusammenarbeit, da in der komplexen Welt der Triebwerkstechnik neue Lösungen nur im Team möglich sind." Dies setze wiederum ein motivierendes, kollegiales Arbeitsklima voraus. Überdies sei die MTU mit leistungs- und marktgerechten Gehältern, Erfolgsbeteiligungen und kontinuierlicher Mitarbeiterentwicklung samt Talentförderung erfolgreich im Gewinnen und Halten von Fachkräften.

Andy Ridder MTU

Einigkeit herrscht bezüglich der Frage, wie wichtig heutzutage Bewertungen im Recruiting-Prozess sind. "Das ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg", so Wölfle. "Kandidaten nutzen die Plattformen, um vorab einen authentischen Einblick zu bekommen. Unternehmen, die auf Feedback – auch kritisches – eingehen, zeigen, dass sie die Meinungen ihrer Mitarbeiter:innen wertschätzen." Enner Heuting vom Flughafen München sieht es ähnlich. "Jobinteressierte möchten noch vor Arbeitsstart wissen, ob ein bestimmter Arbeitgeber zu ihnen passt, und wie es ist, für ihn zu arbeiten. Je höher die Transparenz im gegenseitigen Kennenlernprozess, desto höher der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Fit, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines stabilen, gesunden und langfristigen Arbeitsverhältnisses."

Damit bestätigen beide Dario Wildings Einschätzung der Bedeutung von Kununu und anderen Plattformen. "Es geht darum, vorab zu klären, ob es passt oder nicht, und gegebenenfalls beiden Seiten Enttäuschungen zu ersparen."