Segelkunstflug: Robin Kemter holt Landesmeister-Titel

Segelkunstflug
Robin Kemter holt Landesmeister-Titel

Veröffentlicht am 27.07.2025
Robin Kemter holt Landesmeister-Titel
Foto: Lars Reinhold

Konstanz ist das Zauberwort, um in Segelflugwettbewerben erfolgreich zu sein. Das gilt nicht nur für den Strecken-, sondern gleichsam für den Kunstflug. Und wie Konstanz zum Erfolg führt, das bewies Robin Kemter bei den jüngst zu Ende gegangenen Landesmeisterschaften am Flugplatz Friesener Warte südöstlich von Bamberg.

In Programm Nummer 1, der Kür, die die Piloten aus fünf Pflicht- und fünf frei gewählten Figuren zusammenstellen müssen, setzte Kemter vom FSR Kraichgau eine erste Duftmarke. Mit durchgängig hohen Figurenwertungen verwies er Steffen Engel (LSV Gifhorn) und Michael Spitzer (LSV Sauerland) auf die Plätze zwei und drei. Auch die beiden folgenden Programme – die erste Unbekannte und die Freie Unbekannte – sollte ein Duell der drei Spitzenpiloten werden. Mit der Unbekannten, die mit mehreren besonders anspruchsvollen Figuren gespickt war, kam Steffen Engel am besten zurecht. Für Kemter reichte es hier zu Platz 2, Spitzer holte Rang 3. In der Freien Unbekannten zeigte Michael Spitzer, der schon mehrere internationale Medaillen erfliegen konnte, seine ganze Klasse und holte sich hier den Sieg, Engel kam auf Platz zwei, Kemter auf drei.

Die Entscheidung fiel in Programm vier, der zweiten Unbekannten. Hier war es Altmeister Wolfgang Schieck vom SFZ Königsdorf, Deutscher Meister 2022 und Team-Weltmeister 2024, der mit deutlichem Abstand den besten Durchgang flog und Wolfgang Kasper und Robin Kemter auf die Plätze zwei und drei verwies. Steffen Engel wurde der Rollenkreis am Ende des Programms zum Verhängnis und er kam nur auf den 7. Platz, Michael Spitzer verpatzte zwei Figuren komplett und hatte insofern glück, dass genau diese Figuren nicht zu arg ins Punktekonto schlugen. Das geplante fünfte Programm wurde wegen schlechten Wetters nicht mehr geflogen, und so blieb es beim Eingangs erwähnten Podium aus Kemter, Engel und Spitzer.

Lars Reinhold

Dominator in der Advanced, Engagement in der Sportsmen

In der Advanced-Klasse hieß der dominierende Kunstflieger Tobias Ohlig. In allen fünf Programmen flog der Pilot vom LSV Hünsborn seinen Konkurrenten davon und leistete sich nur in der zweiten Unbekannten einen Patzer in Form einer vergessenen Rolle, die ihn als Füllfigur aber kaum Punkte kostete. Um die Plätze zwei und drei kämpften Lars Reinhold (FG Wolf Hirth), der in der Freien Kür, der Freien Unbekannten und der dritten Unbekannten jeweils Zweiter wurde, und Andre Kubasik (LSV Aurich), der in der ersten und zweiten Unbekannten Zweiter und in der dritten Unbekannten Dritter wurde. Je einen dritten Platz in den Einzeldurchgängen erflogen zudem Bastian Schuster (FLC Schwandorf), Jan Timme (SFV Alte Ems) und Stefan Piaskowski (FCC Berlin). Am Ende holte sich Ohlig mit deutlichem Abstand von fast 400 Punkten den Titel Landesmeister Segelkunstflug Advanced vor Lars Reinhold und Andre Kubasik.

Martin Pohl

In der Einsteigerklasse Sportsman zeigten Luca Bierbrauer (LSV Neuwied) und Timo Bantien (Airbus SFG Bremen), dass auch Piloten, die den Kunstflug gerade für sich entdeckt haben, engagiert um Punkte kämpfen. Mal hatte der eine, mal der andere die Nase vorn, am Ende gewann Bierbrauer die Klassenwertung. Zudem nehmen beide Piloten das Silberne Leistungsabzeichen im Segelkunstflug mit nach Hause.

Im Schleppbetrieb zeigte einmal mehr die WT-9 Dynamic mit ihrem leistungsstarken Rotax 916 iS ihre ganze Klasse. Umläufe von teils unter acht Minuten von null auf 1250 Meter AGL und zurück zum Boden sorgten für eine zügige Startreihenfolge – ein Gewinn, wenn es darum geht, Kunstflugwettbewerbe in engen Wetterfenstern durchzuführen. In Tankpausen kam zusätzlich die vereinseigene FK-9 zum Einsatz.

Lars Reinhold

Testlauf für neue Technik zur Höhenüberwachung

Neben dem Ausfliegen der Meistertitel – in der Unlimited- und der Advanced Klasse werden Punkte für die Rangliste vergeben, aus der sich die Nationalkader rekrutieren – wurde bei diesem Wettbewerb auch neue Technik zur Überwachung der Höhe der Kunstflugzeuge getestet. Da im Segelkunstflug nur einmal Energie in Form der Ausgangshöhe vor Programmbeginn zur Verfügung steht, ist die exakte Einhaltung der 1200 Meter über Grund beim Programmbeginn essenziell für einen fairen Wettbewerb. In den letzten Jahren gab es auf internationalen Meisterschaften immer wieder Probleme mit den eingesetzten sogenannten Height Measurement Devices, kurz HMD. Eine neue Entwicklung aus Deutschland, das CIVA-HMD, wurde bei der Landesmeisterschaft auf der Friesener Warte erstmals unter Wettbewerbsbedingungen getestet.

Eine graue Box etwa in der Größe eines Power Flarm, die mit barometrischem Höhensensor, inertialer Messeinheit für Beschleunigungswerte, GPS, WLAN und einem Piezo-Summer ausgestattet ist, informiert den Piloten akustisch, ab wann er sich im zulässigen Höhenbereich für den Programmbeginn befindet und wenn er ihn nach unten verlässt. Zudem wird die Information direkt zum Chefschiedsrichter übertragen. Allgemein liegt die Untergrenze der Kunstflugbox bei 200 Meter AGL, eine Unterschreitung wird mit 70 Strafpunkten geahndet, unter 150 Meter wird der Pilot für diesen Durchgang disqualifiziert. Bisher lag die Überwachung dieser Untergrenzen im wahrsten Sinne des Wortes in den Augen der Schiedsrichter, das CIVA-HMD soll hier Abhilfe schaffen.

Großer Aufwand für einen kleinen Verein

Die Ausrichtung der Landesmeisterschaft stellte den auf der Friesener Warte ansässigen Luftsportverein vor nicht unerhebliche Herausforderungen. Die reizvolle Lage des Flugplatzes auf dem Berg Friesener Warte geht mit kompletter Autarkie einher: Strom kommt aus der PV-Anlage oder dem Dieselgenerator, Trinkwasser muss aufwendig mit IBC-Containern und Traktor aus dem Tal nach oben gebracht werden. Was bereits im normalen Vereinsbetrieb mit Aufwand verbunden ist, potenziert sich, wenn zusätzlich Wettbewerbsteilnehmer, deren Angehörige und ein Schiedsrichter-Team einfallen. Dennoch hieß der 1. Vorsitzende Paul Bettendorf die Kunstfluggemeinschaft jederzeit wieder willkommen. Und so wird der Förderverein Segelkunstflug Bayern, der die Landesmeisterschaft gemeinsam mit dem LSV Friesener Warte organisierte, auch 2026 für einen Grund- und Weiterbildungslehrgang den Flugplatz in Beschlag nehmen.