Als im Herbst 2022 mit dem Lightspeed Delta Zulu und dem Bose A30 die beiden neuen Premium-Headsets für die General Aviation vorgestellt bzw. angekündigt wurden, war das Interesse bei den Piloten groß. Nicht weniger groß dürfte aber auch die Überraschung über die saftigen Preisaufschläge verglichen mit den bisherigen Topmodellen, dem Zulu 3 und dem A20, gewesen sein. Waren die einstigen Platzhirsche zwischen 1000 und 1100 Euro zu haben, langten die Hersteller jetzt mit 1348 fürs Delta Zulu und bzw. 1439 für das A30 deutlich heftiger zu.
Premium-Modelle im Test
Die aerokurier-Redaktion fragte sich daraufhin, ob die Preisaufschläge gerechtfertigt sind und die neuen Geräte im Hinblick auf Technik und Komfort wirklich so viel mehr können. Der Headset-Test, den wir im April einmal mehr gemeinsam mit den Experten von HEAD acoustics in Herzogenrath durchführten, offenbarte, dass man schon überaus genau hinhören muss, um wirklich Unterschiede zu erkennen. Beim Bose waren die akustischen Werte marginal besser, das Delta Zulu schnitt sogar etwas schlechter ab als das Zulu 3, konnte aber mit dem integrierten CO-Warner ein wirklich innovatives neues Feature bieten. Unsere Empfehlung lautete konsequenter Weise: "Wer neu kauft, kann in die aktuellen Modelle investieren. Ein A20 oder Zulu 3 aber abzustoßen, ist nicht nötig."

Im Labor- und Praxistest mussten die neuen Headsets zeigen, was sie können. Und das ist den Ergebnissen zufolge nicht so viel mehr als ihre Vorgänger...
Tatsächlich werden die "alten" Topmodelle immernoch gehandelt, zumeist zu deutlich günstigeren Preisen als ihre Nachfolger. Sie bieten damit eine Top-Gelegenheit für Sparfüchse, die tolle Technik und sehr gute Schalldämmung nicht ganz so teuer bezahlen wollen.
Lightspeed feiert ein Jahr Delta Zulu
Warum nun aber die Rabatt-Aktion von Lightspeed? Hat man sich beim ambitionierten Preis verkalkuliert und die Kauflust der Piloten überschätzt? Lightspeed vermarktet den Preisnachlass mit "Celebrating One Year", was zumindest die Frage aufwirft, wie gut sich das Delta Zulu seit der Vorstellung Anfang September 2022 verkauft haben mag. Einem Blick auf die Website zufolge sind es aber mindestens 10.000 Stück, die im ersten Jahr abgesetzt wurden
"Die Aktion wurde von Lightspeed zum Einjährigen des Delta Zulu an die Händler herangetragen, wahrscheinlich, um den Absatz etwas zu pushen", bestätigt Thomas Siebert, Geschäftsführer des gleichnamigen Luftfahrtbedarfhändlers und verweist darauf, dass Lightspeed und Bose immer mal wieder mit Rabatten auif Kundenfang gingen, oft um Weihnachten herum. Auch Nina Weinmann von Eisenschmidt bestätigt, dass die Hersteller immer mal wieder derartige Aktionen lancieren. Insofern sei die jetzige Lightspeed-Aktion auch kein Sonderfall.

Mit dem A30 hat Bose den schärfsten Konkurrenten des Delta Zulu auf den Mark gebracht.
Allerdings führt Siebert dann doch noch ein Argument ins Feld, das über das saisonale Marketing hinausgeht. "Infolge von Corona ist auf dem Headset-Markt aus meiner Sicht eine gewisse Sättigung eingetreten. Wegen der Ansteckungsgefahr durch das Virus haben viele Vercharterer auf die Herausgabe von Headsets verzichtet und auch Piloten, die bisher mit Leihgeräten von Vercharterern oder Vereinen geflogen sind, aus hygienischen Gründen eigene Geräte angeschafft. Das hat man beim Absatz durchaus gespürt." Nun sei die Nachfrage entsprechend geringer, zumal gerade die Top-Modelle bei guter Pflege viele Jahre in Nutzung blieben.
Hohe Preise infolge von Teilemangel
Die hohen Preise, die sowohl Bose als auch Lightspeed für ihr jeweiliges Premium-Modell aufrufen, sieht Siebert hingegen als konsequente Folge allgemeiner Kostensteigerungen. "Die Technik mag etwas besser sein als bei den Vorgängern, aber das allein ist es nicht. Vielmehr hatten alle Unternehmen zwischenzeitlich Probleme, elektronische Bauelemente zu bekommen, und als die Lieferketten wieder funktionierten, mussten sie für die Teile einiges mehr zahlen." Das schlage sich in den Preisen nieder, so Siebert.
Bezüglich Bose müsse man zudem anerkennen, dass das A20 über 13 Jahre ohne relevante Preiserhöhung am Markt gewesen sei. "Dass da mit dem Nachfolger ein Aufschlag kommt, das war zu erwarten."