Bisher hat die türkische Polizei ihre Überwachungsaufgaben aus der Luft mit der Turboprop-Twin Beech 350 und den Hubschraubermustern Sikorski S-70A Black Hawk und Mil Mi-17-1V durchgeführt. Die neuen Tragschrauber, die jetzt die Polizeiflotte erweitern, verursachen nur einen Bruchteil der Betriebskosten.
Mit dem Flugtraining hat die türkische Polizei offenbar schon begonnen. Das Flugverfolgungsportal flightradar24.com zeigt, wie am Militärflugplatz Güvercinlikin im Nordwesten Ankaras in den vergangenen Tagen ein Tragschrauber mit deutscher Registrierung Platzrunden fliegt.

Nach Auskunft von Innenminister Süleyman Soylu habe sich die Türkei seit rund zweieinhalb Jahren mit der Anschaffung der Tragschrauber beschäftigt.
Die Entscheidung fiel schließlich auf den AutoGyro Cavalon Pro. Drei der Tragschrauber hat die türkische Polizeibehörde bereits bestellt, der Vertrag enthält auch eine Option über weitere fünf Maschinen.
Kamera mit Infrarotmodus
Im professionellen Einsatz besticht das Modell durch eine Side-by-Side-Sitzanordnung und eine geschlossene Kabine. Der deutsche Hersteller aus Hildesheim bietet das Muster auch in einer auf Polizeiarbeit zugeschnittenen Ausstattungsvariante an, die unter anderem mit einem Kamerasystem ausgerüstet ist. Auch die türkische Polizei hat dieses System mitbestellt, dessen rund zweieinhalb Kilogramm schwere Kamera an der Rumpfspitze angebracht, kreiselstabilisiert und über 360 Grad drehbar ist. Mit ihr lassen sich Nummernschilder von Kraftfahrzeugen noch aus einer Flughöhe von 500 Fuß lesen. Außerdem arbeitet sie auch im Infrarotbereich – eine wichtige Option bei der Personensuche oder bei Rettungseinsätzen. Darüber hinaus ist der Cavalon Pro mit Garmins Autopiloten GFC 500 ausgestattet.
Von dem turbogeladenen Vierzylinder-Einspritzmotor Rotax 915 IS angetrieben erreicht der Cavalon Pro eine Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h. AutoGyros türkischer Kunde rechnet bei einem Verbrauch von unter 20 Litern pro Stunde mit einer Flugdauer von bis zu sechs Stunden.
Lange in der Luft bleiben zu können ist eine der notwendigen Eigenschaften eines Luftfahrzeugs, das zur Überwachung aus der Luft eingesetzt wird. AutoGyro-Geschäftsführer Gerry Speich betont die weiteren Vorzüge des Tragschraubers im behördlichen Einsatz: "Er erfordert weniger Training als ein Hubschrauber, und ist im Langsamflug sicherer als ein Flächenflugzeug". Dass der Tragschrauber nicht senkrecht starten und landen kann wie ein Helikopter und nicht annähernd so schnell ist wie eine Turboprop – klar! "Aber für Missionen wie die Luftüberwachung sind diese beiden Eigenschaften gar nicht notwendig", sagt Speich.
Mehr als 3000 Tragschrauber ausgeliefert
Das Unternehmen aus Hildesheim hat bisher mehr als 3000 Tragschrauber weltweit ausgeliefert. Ende 2020 musste AutoGyro Insolvenz anmelden – nach Aussagen der Firmenleitung verursacht durch die Coronakrise. Weniger als ein halbes Jahr später hatte AutoGyro das Verfahren erfolgreich überwunden.