Das Schicksal des Sonderlandeplatzes Schwarzheide-Schipkau in Brandenburg scheint nach den jüngsten Meldungen beschlossene Sache zu sein. In einer Pressemitteilung verkündet der dort ansässige Aero-Club, dass die Flugplatzbetriebsgesellschaft, vertreten durch die Gesellschafter Stadt Schwarzheide und Gemeinde Schipkau, trotz gültigem Pachtvertrag den Widerruf der Betriebsgenehmigung bei der Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg beantragt hat.
Obere Luftfahrtbehörde vollzieht die Schließung
Der 85 Mitglieder zählende Aero-Club Schwarzheide e.V. (ACS) hat zwar einen Pachtvertrag zur luftrechtlichen Nutzung des Geländes bis zum 30. September 2030, dennoch soll der Sonderlandeplatz zum 1. Oktober dieses Jahres dicht gemacht werden. Eine außerordentliche Kündigung sieht der Vertrag laut ACS aber gar nicht vor. Trotzdem habe die Luftfahrtbehörde diesen Verwaltungsakt nun vollzogen, berichtet der Aero-Club. Ab dem 1. Oktober sind demnach keine Flugbewegungen mehr möglich.
Ansiedlung eines Industrie- und Gewerbeparks geplant
Als Grund für die Schließung gibt die Gemeinde den Bau eines Industrie- und Gewerbeparks an. Großinvestoren sollen demnach rund 2000 Arbeitsplätzen schaffen. Eine Ansiedlung der Unternehmen wäre jedoch auch ohne die Abwicklung des Flugplatzes samt dem dort beheimateten Aero-Club möglich, so die Vertreter des ACS. Der Verein hat sich laut Pressemitteilung nie gegen eine Neuansiedlung von Betrieben gestellt. Zudem sei in verschiedenen Presseberichten bekannt geworden, dass die Großinvestoren Cellforce und Porsche ihre Entscheidung auf unbestimmte Zeit verschoben hätten und auch andere Standorte weltweit prüfen würden. Das Schweizer Software-Unternehmen Trigon AG habe ebenfalls kein Interesse an einer Investition in Schwarzheide bekundet, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Keine gemeinsame Nutzung vorgesehen
Der Aero-Club kritisiert zudem die Vorgehensweise der Gemeinde. Seit Beginn der Planungen habe der Verein die Idee einer gemeinsamen Nutzung des Areals befürwortet. 135 Hektar stünden zur Verfügung, von denen nur 20 Hektar für den Flugbetrieb benötigt würden. "Diese Flächen sind bereits bestehende Infrastruktur, die für Investoren sogar einen Anreiz bietenkönnte", heißt es in der Pressemitteilung. Die Gemeinden verfolge dennoch weiterhin die Schließung des Flugplatzes.
Bei der Abwicklung des Flugbetriebs könnte die Zusammenarbeit der Gemeinde Schipkau mit der Großmann Ingenieur Consult GmbH eine Rolle spielen. Das Unternehmen plant, ein Höhenwindrad im Windpark Schipkau in unmittelbarer Nähe des Flugplatzgeländes zu errichten. Der Verein sieht dabei einen Interessenskonflikt des Landtagsabgeordneten Ingo Senftleben (CDU). Dieser habe das Projekt im Landtag Brandenburg unterstützt und vorangetrieben. In der Pressemitteilung heißt es dazu, Senftleben stehe "laut den verpflichtenden Angaben von Landtagsabgeordneten mit 4000 Euro brutto monatlich auf der Gehaltsliste der Firma GICON".
Presseanfrage an die Gemeinde Schwarzheide
Auf eine Anfrage des aerokuriers zu der geplanten Schließung des Sonderlandeplatzes hat die Gemeinde Schwarzheide geantwortet, dass die Mietverträge über die Nutzung des Flugplatzes nebst Gebäude mit dem Deutschen Präzisionsflug-Verein e. V. zum 31.05.2024 ordentlich und dem Aeroclub Schwarzheide e. V. zum 31.08.2024 außerordentlich seitens der Flugplatzbetriebsgesellschaft Schwarzheide/Schipkau mbH gekündigt worden sei. "Beide Vereine wurden aufgefordert, die Mietobjekte zum jeweiligen Kündigungstermin entsprechend zu räumen. Parallel dazu gab es intensive Bemühungen seitens der Gesellschafter der Flugplatzbetriebsgesellschaft und mehrere alternative Lösungsangebote an die Luftsportakteure, die jedoch nicht angenommen wurden", schrieb die Gemeinde dem aerokurier.
Anmerkung d. Red.: In einer früheren Version des Artikels war noch keine Antwort der Gemeinde Schwarzheide auf die Presseanfrage eingegangen. Wir haben diesen Teil nun aktualisiert.