Otto Aviation: Die Celera 500L fliegt

Otto Aviation
Die Celera 500L fliegt

Veröffentlicht am 28.08.2020
Die Celera 500L fliegt
Foto: Otto Aviation LLC

Die Entwicklung der Celera 500L erfolgte weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit. Am Mittwoch schließlich gab es erstmals Fotos und auch ein Video, die während der 31 bisher erfolgten Erprobungsflüge nahe Victorville entstanden waren.

Dass der Sechssitzer kompromisslos auf Effizienz getrimmt ist, verrät bereits die Form des Rumpfes, die an einen Stromlinienkörper erinnert. Vorteil diese Konstruktion ist, dass der Rumpf weitgehend laminar umströmt wird, was den am Heck angebrachten Druckpropeller effizienter arbeiten lässt, da er nicht von turbulenter Luft angeströmt wird.Optimierte Flügel mit hoher Streckung und Winglets und ein elliptisch geformtes Höhenleitwerk komplettieren die aerodynamische Finesse der Celera. All diese konstruktiven Details führten laut Otto Aircraft zu einer Reduktion des induzierten Widerstandes um bis zu 59 Prozent gegenüber gleich großen, konventionell ausgelegten Flugzeugen.

Antriebstechnik aus Deutschland

Im Heck findet sich sogar Technik aus Deutschland: Hier werkelt der RED A03, ein V12-Diesel, der von der Red Aircraft GmbH in Adenau in der Eifel hergestellt wird. Das noch weitgehend unbekannte Triebwerk ist EASA- und FAA-zugelassen und wurde ursprünglich für den Einsatz im neuen russischen Militärtrainer Jak-152 konzipiert. Aus 6,1 Litern Hubraum generiert der gut 360 Kilogramm schwere Selbstzünder bis zu 500 PS Start- und 460 PS Dauerleistung, gemessen an der Welle. Eine Besonderheit ist der optionale mehrstufige Turbolader, der den Motor auch für große Höhen tauglich macht. Als Kraftstoffe sind Diesel und Kerosin zugelassen, die TBO beträgt aktuell 1000 Stunden, 3000 Stunden sind angestebt.

Patrick Holland-Moritz

Die bisher vom Entwickler genannten Leistungsdaten beeindrucken. So gibt Otto Aviation die Reichweite mit bis zu 8300 Kilometern an, die Reisegeschwindigkeit soll 740 km/h betragen, die Gleitzahl 22. Auch an Komfort haben die Konstrukteure nicht gespart. Mit einer Kabinenhöhe von 1,88 Meter und einem Kabinenvolumen größer als bei der Citation 3 und der King Air 350 könnte das Projekt durchaus das Interesse von kommerziellen Betreibern wecken. Schließlich argumentiert Otto Aviation mit einem Punkt, mit dem man am Ende jeden lockt, der Geld verdienen möchte: geringe Betriebskosten. Eine Stunde veranschlagen die Entwickler mit knapp 330 Dollar – vergleichbare Jets kosten etwa das sechsfache. Auch der Anschaffungspreis soll sich in etwa auf dem Niveau eines leichten Jets bewegen.

Otto Aviation strebt die FAA-Zulassung der Celera 500L bis 2023 an, Auslieferungen seien ab 2025 denkbar, heißt es. Für 2021 ist eine Kampagne geplant, um Investoren zu werben, mit deren Hilfe ein Herstellungswerk aufgebaut werden soll. Aus dem Prototyp könnten auch unbemannte Versionen und militärische Versionen abgeleitet werden. Die Passagierversion soll normale Kabinenfenster erhalten.