Der Kraftstoff Avgas 100LL steht wegen seines Bleigehalts schon länger in der Kritik und gilt deshalb nicht nur hierzulande langfristig als Auslaufmodell. Allerdings sind bisher nur wenige Flugzeuge mit klassischen Kolbenmotoren für die Verwendung alternativer Treibstoffe zugelassen. Der amerikanische Hersteller Textron Aviation hat für viele Flugzeuge seiner Marken Cessna und Beechcraft jetzt eine zertifizierte Lösung präsentiert: Statt Avgas 100LL dürfen Einmots mit den hauseigenen Lycoming-Motoren künftig mit umweltverträglicheren Spritsorten betankt werden. Der Zulassung sind ausgiebige Tests vorausgegangen. Bauliche Änderungen sind nicht notwendig – die Umrüstung ist ab sofort möglich und beschränkt sich auf Formalien.
Konkret bedeutet das, dass Betreiber der Modelle Cessna 152, 172 Skyhawk, 182 Skylane, 206 sowie der Beechcraft Baron und Duke von dem Upgrade profitieren können. Zugelassen sind die Avgas-Spritsorten UL91, UL94 (beide bleifrei) und 100VLL (Very Low Lead, also sehr geringer Bleigehalt). Ausschließlich 100VLL ist für die 206 Turbo Stationair HD zugelassen. Für den deutschen Markt relevant ist aus dieser Liste die bleifreie Sorte UL91, die an einigen Flugplätzen erhältlich ist. Wer diesen Kraftstoff tankt, erspart der Umwelt nicht nur die Bleibelastung, sondern spart auch den ein oder anderen Euro an der Tankstelle – am Flughafen Hannover beispielsweise kostet der Liter sechs Cent weniger als Avgas 100LL.

Umrüstung über Porta Air Service
Was müssen Eigner tun, die auf alternative Kraftstoffsorten umsteigen möchten? Ansprechpartner in Deutschland ist Porta Air Service mit Werften in Porta Westfalica und Friedrichshafen. "Wir sind die einzige Authorized Service Facility für Kolbenmotorflugzeuge der Marken Cessna und Beechcraft", sagt Firmenchef Laurent Gauthier im Gespräch mit dem aerokurier. Die Umrüstung kostet für alle Modelle pauschal 495 Euro zuzüglich Steuer (589,05 Euro brutto). Im Preis inbegriffen ist die Umsetzung der entsprechenden Service Bulletins SEB-28-04 beziehungsweise MEB-28-01. Diese beinhalten eine Ergänzung des Flughandbuchs und das Anbringen neuer Placards an den Einfüllstutzen der Tanks. Technische Änderungen am Treibstoffsystem sind nicht erforderlich. Andere Betriebe können die Arbeit ebenfalls ausführen, wenn sie das erforderliche Kit kaufen. Das hat eine exemplarische Nachfrage bei der Flugzeugwerft in Bonn/Hangelar ergeben.
Gauthier geht davon aus, dass sich viele Kunden für das Upgrade entscheiden werden. "Je nach Flugzeug hat sich die Investition durch die Ersparnis beim Tanken in 100 bis 200 Stunden amortisiert. Außerdem machen Besitzer ihr Flugzeug damit zukunftssicher." Er geht davon aus, dass andere Hersteller nun in Zugzwang geraten und Bewegung in den Avgas-Markt kommt.
Aus den USA heißt es indes: "Textron Aviation hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben, und diese Ankündigung ist eine hervorragende Gelegenheit für Luftfahrtenthusiasten, ihren CO2-Fußabdruck zu minimieren und gleichzeitig das Fliegen zu genießen", sagte Chris Crow, Vice President, Piston & Utility Sales.