Grünes Licht für Freiburger Stadion

Flugplatz Freiburg
Bürger machen Weg fürs Stadion frei

Zuletzt aktualisiert am 13.02.2015

Die gute Nachricht: Der Flugplatz Freiburg ist nicht gefährdet. Auch weiterhin wird auf dem Verkehrslandeplatz im Breisgau  geflogen – bis zum Jahr 2031 ist sein Bestand vertraglich gesichert. Das Gelände ist Eigentum der Stadt, gepachtet von der Betreibergesellschaft. Sicher ist aber auch, dass der Platz sein Gesicht in den kommenden Jahren dramatisch verändern wird. Westlich der Bahn 16/34 wird das neue Domizil des SC Freiburg errichtet, ein Stadion mit etwa 35.000 Plätzen. Den Bau haben die Freiburger jetzt in einem Bürgerentscheid abgenickt. 

Am 1. Februar waren die 169.136 Wahlberechtigten aufgerufen, folgende Frage mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten: 

„Sind Sie dafür, dass die Stadt Freiburg den SC Freiburg bei der Realisierung eines Fußballstadions im Wolfswinkel auf Grundlage des vom Gemeinderat befürworteten Organisations-, Investitions- und Finanzierungskonzepts (Anlage 3 zur Drucksache G-14/183) unterstützt?“ 

Die komplizierte Formulierung hat rechtliche Hintergründe und ist auf die Gemeindeordnung zurückzuführen – über Bebauungspläne darf nicht per Bürgerentscheid abgestimmt werden, weshalb Bezug auf das Organisations-, Investitions- und Finanzierungskonzept genommen wurde. 

Als die 1100 Wahlhelfer am Abend ihre Arbeit getan und die Stimmen ausgezählt hatten, gab es ein eindeutiges Ergebnis für den Stadionbau neben der Piste. 45.629 Wähler haben mit Ja gestimmt, 32.790 mit Nein. Damit ist das Ergebnis des Bürgerentscheids bindend. Die notwendige Mindeststimmenzahl für das Projekt (Quorum) lag bei 42.284 Stimmen, also 25 Prozent aller Wahlberechtigten. 

Mit dieser Entscheidung beginnt jetzt in die konkrete Planung. Fest steht, dass der Bau im Westen des Platzes auf der von Fallschirmspringern und Segelfliegern genutzten Grasfläche entstehen wird. Auf dem Südteil des Areals ist – unabhängig vom Stadionbau – eine Erweiterung des Universitätsgeländes geplant. Die Stadt wird rund 40 Millionen Euro für die Infrastruktur bereitstellen, der SC Freiburg zahlt das Stadion, dessen Bau mit 70 Millionen Euro beziffert wird. „Die Aufträge werden gemäß europäischem Recht öffentlich ausgeschrieben“, erklärt Robert Staible vom Amt für Projektentwicklung und Stadterneuerung bei der Stadt Freiburg. Wann genau das erste Spiel in der neuen Arena angepfiffen wird, ist demnach noch nicht klar. Auch Michael Broglin, Geschäftsführer der Flugplatz Freiburg Breisgau GmbH, spricht gegenüber dem aerokurier von umfangreichen Planungen, die jetzt bevorstehen. Die Rede ist von einer Fertigstellung in drei bis vier Jahren.

In Freiburg ist der Stadionbau ein heiß umkämpftes Politikum. Gegner und Befürworter lieferten sich in der Vergangenheit harte Wortgefechte. 24 Standorte wurden geprüft, nach langer polititischer Diskussion kristallisierte sich die Freifläche neben der Piste als Favorit heraus. In Freiburg spricht man vom Stadion am Wolfswinkel. 

Fliegerisch ist der Neubau nicht ganz unproblematisch. Die Stadt ließ ein Gutachten erstellen, das die Bürgerinitiative Pro Flugplatz Freiburg ihrerseits mit weiteren Gutachten konterte. Untersucht wird vor allem der Einfluss des Stadions auf die lokalen Windverhältnisse.

Zu den Kritikern zählt Udo Harter, Chef der FFH Südwestdeutsche Verkehrsfliegerschule. Er befürchtet, dass Verwirbelungen auf der Bahn die Flugsicherheit bei Start und Landung beeinträchtigen – ein Fazit, das im Kern aus dem Gutachten der flugplatzfreundlichen Bürgerinitiative hervorgeht. Die knapp 30 Meter hohe Stadionwand wird keine 200 Meter von der Nord-Süd-Piste entfernt stehen. Insbesondere bei Südwestwind und Startrichtung 16 sind Verwirbelungen zu befürchten.

Ebenfalls denkbar und dem Flugbetrieb wenig förderlich wären Flugverbote vor, während und nach Fußballspielen. 

Anfängliche Befürchtungen, dass der Stadionbau das Aus für den Segelflug bedeuten könnte, haben sich indes nicht bewahrheitet. Platz für F-Schlepps ist auch auf der Ostseite der Bahn, Windenschlepps werden auch heute nicht praktiziert. Einzig die Fallschirmspringer müssten einen neuen Standort finden: Für sie wird kein Platz mehr sein. „Das ist die Kröte, die man schlucken muss“, sagt Michael Broglin. 

Seine Bedeutung für Rettungsflüge und Organtransporte wird Freiburg nicht verlieren. Die DRF Luftrettung betont ausdrücklich, dass der Helikopterbetrieb nicht eingeschränkt werde. Auch Jets können weiterhin für Organtransporte starten und landen. 

In Sachen Bürgerentscheid sind die Freiburger übrigens alte Hasen: Seit 1988 wurde in der Stadt sechs Mal abgestimmt. Um den Flugplatz ging es zuletzt im Jahr 1995, und damals hatte sich die Mehrheit für den Erhalt des Platzes ausgesprochen.