Im Koalitionsvertrag der Hessischen Landesregierung heißt es dazu: „Im Jahr 2017 wird die Entwicklung des Flughafens seit seiner Inbetriebnahme umfassend evaluiert. Dabei wird nicht nur die Erreichung der vorgenannten Ziele zur Reduzierung des Defizits, sondern die dann absehbare Entwicklungsperspektive des Flughafens kritisch überprüft. Sollte diese Evaluierung nicht zu einem positiven Ergebnis kommen, wird ausdrücklich keine mögliche Maßnahme ausgeschlossen.“ Gleichzeitig warnen andere Stimmen aus der Politik, dass eine Herabstufung das Aus für den Airport bedeuten könnte, da der Flugbetrieb mit größeren Maschinen dann nicht mehr möglich sei. Unter Umständen könnte es dazu führen, dass die mit dem Flughafen Kassel zusammenhängenden 3000 Arbeitsplätze dadurch in Gefahr wären.
Um dem entgegenzuwirken verhandelt die Geschäftsführung des Kassel Airport aktuell mit mehreren möglichen Partnern über Angebote für den Sommer 2017. Sicher ist bereits, dass mit Aegean und Sundair zwei neue Fluggesellschaften in Kassel begrüßt werden können. Aegean wird zweimal wöchentlich von Ende März bis Mitte Juni 2017 Flüge von Kassel nach Athen anbieten. Die junge deutsche Airline Sundair fliegt kommendes Jahr wöchentlich insgesamt 13 beliebte Ferienorte an. Als weitere Sonderreiseziele haben sich mit Globalis, DERTOUR, Schauinsland und Mundo große Reiseunternehmen mit mehreren Terminen für 2017 angemeldet. „Das neue Angebot regelmäßiger Flüge in attraktive Sommerreiseziele ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Flughafens. Der Tourismus ist in der öffentlichen Wahrnehmung eine wichtige Säule für den Airport Kassel“, erklärte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Flughafenaufsichtsrates.
Luftfahrtbetriebe bleiben gelassen

Seit November 2015 werden am Kassel Airport fünf bis sechs Frachtflüge pro Woche durchgeführt. „Ziel ist es, neben der Etablierung von weiteren touristischen Flügen auch den Frachtverkehr weiter auszubauen“, verkündet Anja Michaela Joris, Assistenz der Geschäftsführung. Das spiegelt sich auch in den Zahlen des letzten Jahres wider: Die Luftfracht stieg 2015 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Dreifache auf über 168 Tonnen an (2014: 49 Tonnen). Für 2016 werden bis Ende des Jahres etwa 1800 t Luftfracht erwartet.
Der Kassel Airport ist zudem Heimatflughafen für mehrere Betreiber und Dienstleister der Allgemeinen Luftfahrt. Sie stehen einer möglichen Änderung jedoch entspannt gegenüber. „Derzeit stellt sich für uns nicht die Frage, ob wir unser Angebot in Kassel reduzieren oder einstellen“, erläutert Michael Pohl, Managing Director des Maintenance-Unternehmens PAD Technics. „Sollte es tatsächlich zu einer Herabstufung kommen, werden wir die neue Situation prüfen und es in Absprache mit unseren Kunden möglicherweise anpassen.“ Bei den Unternehmen am Kassel Airport besteht der Konsens, dass der Flughafen auch wegen der flexiblen Kundenausrichtung und der logistischen Nähe zu Verteilzentren durchaus das Potential hat, langfristig bestehen zu können. „Unserer Meinung nach hat der Flughafen Kassel die Chance, in den nächsten Jahren so viel Wachstum im Urlaubs-, Charter- und Frachtverkehr zu erreichen, dass eine Herabstufung nicht notwendig sein wird“, sagt Katrin Pyde von Piper Deutschland. Eine eventuelle Umwandlung des Flughafen Kassel zum Verkehrslandeplatz hätte für Piper jedoch keinerlei nachteilige Folgen.