Die Junkers A50 Junior auf Europa-Tour - mit Claus Cordes

Junkers Europa-Tour
Mit der A50 Junior quer durch Europa

Veröffentlicht am 11.04.2025
Junkers A50 Junior mit Claus Cordes am Steuer.
Foto: Philipp Prinzing

Ausgedehnte Streckenflüge über Europa haben eine lange Tradition in der Junkers-Historie. Schon in den 1930er Jahren schrieb die Junkers A50 Junior mit Pionieren wie der deutschen Marga von Etzdorf, dem Finnen Väinö Bremer und dem Japaner Yoshihara Hikotaro Luftfahrtgeschichte und stellte zahlreiche Rekorde auf. Diese Tradition greift Junkers Aircraft nun wieder auf – mit einer modernen Interpretation der Luftreisen, die Vergangenheit und Gegenwart verbinden soll. "In einer Zeit, in der alles immer schneller wird, steht der geplante Flug für eine Rückbesinnung auf das ursprüngliche, authentische Fliegen. Gleichzeitig demonstriert das eingesetzte Flugzeug, die neu aufgelegte Junkers A50 Junior, dass sich historischer Charme und aviatische Geschichte sowie Moderne, Sicherheit und fortschrittliche Technologie keineswegs ausschließen, sondern zeitgemäß ergänzen", heißt es von Junkers Aircraft zu diesem außergewöhnlichen Projekt.

Junkers A50 Junior mit Claus Cordes am Steuer
Philipp Prinzing

Ein Klassiker modern interpretiert

Die "moderne" A50 Junior knüpft an die am 13. Februar 1929 zum Erstflug gestartete A50 an, die von Konstrukteur Hermann Pohlmann bei der damaligen Junkers & Co. als eine Art Volksflugzeug in der klassischen Wellblechoptik entwickelt wurde. Den fünf Prototypen folgten knapp 70 Serienflugzeuge, womit der Erfolg weit hinter den avisierten 5000 Stück zurückblieb. Der hohe Preis von etwa 16 000 Reichsmark und die Ende 1929 hereinbrechende Weltwirtschaftskrise versagten der A50 den Erfolg. Die trotz der widrigen Umstände verkauften Flugzeuge gingen in die ganze Welt und fanden sogar in Japan und Australien Käufer. Mehrere A50 nahmen an den Europa-Rundflügen von 1929 und 1930 teil, zudem erflog das Muster zahlreiche, von der internationalen Luftsportkommission FAI anerkannte Rekorde. Der Neubau der A50 Junior geht zurück auf den Piloten und Geschäftsmann Dieter Morszek und sein Unternehmen Junkers Aircraft. Nachdem 2016 ein gemeinsam mit der Firma Kaelin Aero entwickeltes Replikat der Junkers F13 zum ersten Mal geflogen war, folgte 2021 die Neuinterpretation der A50 Junior. Optisch ganz nahe an ihr Vorbild angelehnt, aber mit moderner Avionik, zeitgemäßer Bremsanlage und dem zuverlässigen Rotax 912 iS mit 100 PS anstatt des originalen Fünfzylinder-Sternmotors mit 80 PS ausgerüstet, vereint die A50 Junior Historie und Moderne. Sie bleibt mit ihrem offenen Cockpit und der klassischen Wellblechhaut eine Zeitmaschine, ein Ticket in die aviatischen 20er und 30er Jahre.

Porträt von Claus Cordes in der Junkers A50 Junior
Philipp Prinzing

Der Über-Flieger im Cockpit

Die Idee zur Europa-Tour stammt von DAeC-Präsident Claus Cordes, der selbst eine A50 sein Eigen nennt. Geboren 1960, ist Cordes Flieger mit Leib und Seele und blickt auf mehr als 45 Jahre Cockpiterfahrung und gut 28 000 Flugstunden zurück. Nach Abschluss der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule und einer Station als Pilot auf Cessna 172 bei Westküstenflug begann er 1983 seine Laufbahn bei der Lufthansa, flog bis zur Pensionierung Passagiere und Fracht auf den Mustern Boeing 737, Airbus A300, A310, A319, A320, A321 und MD-11, bis er seine Karriere mit sechs Jahren als Kapitän auf dem Airbus A380 krönte. Parallel zu seinem Beruf absolvierte Cordes ein Ingenieurstudium und stieg 1988 als Pilot bei der Lufthansa Berlin-Stiftung ein, zunächst als Co-Pilot auf der Ju 52/3M, die er ab 1994 als Kapitän flog, und später als Ausbilder und Prüfer betreute. Ab 2010 flog er zudem die Lockheed L-1049 Super Constellation. Außerdem ist Cordes passionierter Segelflieger und Segelfluglehrer. Über das Segelfliegen sagt er: "Hier lernen Piloten das richtige handwerkliche Fliegen. Ginge es nach mir, dürfte kein Pilot ohne Segelfluglizenz im Cockpit eines Passagierjets sitzen." Überdies hält er die Fluglehrerberechtigung für SEP und die UL-Lizenz. Über letztere kam Cordes schließlich wieder zur Junkers A50 Junior. "Ich habe den Flugzeugtyp zum ersten Mal als junger Boeing-737-Co-Pilot am Flughafen Helsinki gesehen und war ganz hin und weg", sagt er und fügt hinzu: "Mir war völlig klar, dass ich so einen Flieger auch einmal fliegen möchte." Seit August 2023 besitzt er eine Junkers A50 mit der Kennung D-MQUI, deren Kennzeichen an die Ju 52 der Lufthansa-Stiftung D-AQUI erinnert und die ihn als Präsidenten des Deutschen Aero Clubs zu den Brennpunkten der Fliegerei in ganz Deutschland bringt. Auf die Frage, warum er sich auf seine alten Tage auf die Spuren der Junkers-Rekordflüge der 1920er Jahre begibt, antwortet Claus Cordes: "Erstens fliege ich gerne offen. Den Wind im Gesicht und den Geruch des Motors in der Nase: Das ist Freiheit pur! Zweitens blicke ich gerne hinter den Horizont und erfahre, was es dort zu entdecken gibt. Drittens bin ich einen Großteil meines Lebens Langstrecke im Airlinercockpit geflogen, jetzt probiere ich das mal anders. Viertens möchte ich an die lange Tradition der Junkers-Rekordflüge anknüpfen. Und fünftens möchte ich die Idee, legendäre alte Flugzeuge mit neuer Technologie wiederzubeleben, unterstützen. Die A50 ist dafür perfekt."

Die Route über den Kontinent

Die Tour startet in der Junkers-Stadt Dessau, in der einst Ikonen der Luftfahrt wie die F13 und die Ju 52/3m entwickelt wurden. Zum Hugo-Junkers-Fest am 7. Juni werden die Räder der A50 und Claus Cordes erstmals den Boden verlassen und zu neuen Horizonten in Europa aufbrechen. Von Mitteldeutschland aus geht es über Polen zunächst nach Finnland, wo die A50 als Stargast bei der Kauhava Airshow einschweben soll. Dort ist auch ein Besuch des Luftfahrtmuseums geplant, dessen Sammlung eine originale A50 beherbergt. Nächster Höhepunkt auf der Route ist ein Fotoshooting vor dem Nordkap, dem nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Weiter geht es über Westschweden und das skandinavische Gebirge nach Bergen. Dort bekommt die A50 vor ihrem Sprung über die Nordsee auf die Shetlandinseln einen technischen Service. Ende Juni stehen der Besuch der legendären Shuttleworth Collection in Old Warden, England, sowie die Teilnahme an der dortigen Airshow auf dem Programm. Der zweite Teil der Reise führt über Frankreich nach Casarrubios del Monte südwestlich von Madrid. Nach einem Stopp in Beja, Portugal, ist erneut ein spannendes Fotoshooting geplant, dieses Mal über der Region Gibraltar, dem südlichsten Punkt Europas. Von hier aus geht es über Mallorca, Sardinien und Sizilien aufs italienische Festland nach Venedig, bevor die A50 wieder über die Alpen fliegt und voraussichtlich in Österreich und Tschechien Station machen wird. Enden soll die Tour am 19. Juli vor den Toren der Flugwerft Oberschleißheim mit einer großen Willkommensparty. Der aerokurier und sein Schwestermagazin "Klassiker der Luftfahrt" begleiten die komplette Reise und berichten in Print und online über Herausforderungen, Begegnungen und Glücksmomente, die Claus Cordes im Cockpit der A50 erlebt.