Antonow An-2 mit Turboprop: Russland baut US-Triebwerk nach

Antonow-Doppeldecker mit neuem Triebwerk
Russland baut US-Turboprop für die An-2 nach

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Zuletzt aktualisiert am 17.02.2024

Im Winter sind viele Dörfer in der Region Tomsk nur über gefrorene Straßen oder mit dem Geländewagen zu erreichen. Im Frühling wird aus der Taiga-Landschaft ein schwer zu passierendes Sumpfgebiet. Oft besteht dann die einzige Versorgungsmöglichkeit nur aus dem Luftweg. Entsprechend froh dürften die Bewohner sein, dass im kommenden Monat nach drei Jahren Corona-bedingter Pause wieder ein regelmäßiger Luftverkehr beginnt. Dabei handelt es sich um die Verbindungen von Tomsk nach Kedrowy und Nowy Wasjugan. Welche Fluglinie die Strecken bedient entscheidet das regionale Verkehrsamt im Rahmen einer Ausschreibung. Sicher ist auf jeden Fall der Einsatz der TWS-2MS. Zu den möglichen Betreibern zählen Aeroprom und Siberian Light Aviation (Sila).

Sibirische Eigenentwicklung

Bei dem Doppeldecker handelt es sich um eine Ausführung der Antonow An-2 mit einem Turboprop-Antrieb. Damit erreicht die Maschine noch bessere Leistungen gerade auf kurzen Pisten. Das Flugzeug hatte das sibirische Forschungsinstitut für Luftfahrt SibNIA entwickelt. Die Serienfertigung erfolgt bei Rusaviaprom in Nowosibirsk. Im vergangenen Jahr hatte Sibaerocraft aus Tomsk vier Exemplare der TWS-2MS bestellt. Das erste Flugzeug war bereits im Mai 2023 fertig. Bis zu zwölf weitere könnten folgen. Der Preis des Musters, das zwölf Passagiere befördern kann, soll bei 145 Millionen Rubel (ca. 1,45 Mio. Euro) liegen. Die Reichweite beträgt 1000 Kilometer.

US-Antrieb wird nachgebaut

Die Idee, den Kolbenmotor der bewährten An-2 zu ersetzen, ist nicht neu. In den 70er Jahren begann Antonow die Entwicklung der An-3, die sich jedoch nicht wirklich durchsetzen konnte. Im Gegensatz zur An-3 mit ihrem TWD-20-Antrieb verfügt die TWS-2MS über einen westlichen Turboprop, und zwar aus den USA. Zum Einsatz kommt das TPE331-12 von Honeywell. Aufgrund der Sanktionen muss nun ein einheimisches Aggregat her. Daher hat Rusaviaprom ein Programm begonnen, den Turboprop per Rückwärtsentwicklung nachzubauen. Über den aktuellen Stand des Vorhabens ist jedoch noch nichts bekannt.