Abitur, Segelflugschüler, Kampfpilot auf der Focke-Wulf Fw 190 – Hanno Fischers Weg in die Fliegerei war für seine Generation klassisch. "Ich fliege seit 1943", sagte der damals 93-Jährige im Mai 2018 bei unserem Treffen in Mönchengladbach. Was Hanno Fischer und den aerokurier damals zusammengebracht hatte, war eine medienwirksame Außenlandung mit seiner RW-3 in der Nähe von Moers-Kapellen. Es war jene RW-3, über die das Magazin "Deutscher Aero Club", Vorläufer des aerokurier, in seiner ersten Ausgabe im Jahr 1957 berichtete. 60 Jahre nach diesem Bericht saß bei der Außenlandung kein Geringerer als Konstrukteur Hanno Fischer persönlich im Cockpit der D-EKUM. Fischers damaliger Kommentar: "Ich hatte in meinem Leben mindestens ein Dutzend Außenlandungen, das war nichts Besonderes." Heute, am 15. November 2024, feiert der Pilot und Konstrukteur seinen 100. Geburtstag.

Hanno Fischer ist Konstrukteur, Pilot und Geschäftsmann zugleich. Er kam am 15. November 1924 in Wünschelburg (Radków) zur Welt.
Nach drei Jahren als Zwangsarbeiter in Frankreich widmete sich Hanno Fischer einem Fernstudium im Maschinenbau. Während der Motorflug in Deutschland noch verboten war, tüftelte er bereits an Flugzeugentwürfen. Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist die RW-3 aus den 1950er Jahren, die als erstes Motorflugzeug "made in Germany" nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Von der Idee bis zum Erstflug am 7. September 1955 dauerte es nur ein Jahr. Fischers Ziel war es schon damals, ein Flugzeug zu entwerfen, das mit einem Propeller im Heck die Eigenschaften eines Jets simuliert – ein Konzept, das er rund 20 Jahre später mit dem Fantrainer erneut in größerem Maßstab aufgriff. 20 bis 30 Exemplare der RW-3 wurden gebaut, von denen der zweite Prototyp D-EKUM (Beinamen "Multoplane" wegen der neu hinzugekommenen Ansteckflügel) das letzte flugfähige Exemplar ist. Stand Mai 2018 war sie rund 3000 Stunden in der Luft. Hanna Reitsch und weitere prominente Piloten hatten in diesem Cockpit Platz genommen, und auch aerokurier-Redakteur Patrick Holland-Moritz durfte eine Runde mitfliegen.

Im Cockpit mit Hanno Fischer, Mai 2018 bei Mönchengladbach.
Hanno Fischer ist nicht nur leidenschaftlicher Pilot und Konstrukteur, sondern war bis ins hohe Alter auch als Geschäftsmann aktiv. Mit dem Konzept für die RW-3 entstand die Firma Rhein-West-Flug Fischer & Companie aus Porz-Westhoven, mit ihm in der Rolle des Geschäftsführers. Für die Serienfertigung wurde ein Vertrag mit Rhein-Flugzeugbau geschlossen, wo Hanno Fischer bis zu seinem – aus seiner Sicht viel zu frühen – Renteneintritt im Jahr 1989 als technischer Leiter beschäftigt war. Als Ruheständler führte er seine eigenen Geschäfte fort und widmete sich der Entwicklung von Bodeneffektfahrzeugen. Auch bei unserem Treffen im Jahr 2018 war er noch in beratender Funktion tätig.

Kurz vor Weihnachten 2020 wurde die RW-3 Multoplane nach Paderborn/Lippstadt gebracht.
Ende 2020 trat die D-EKUM auf dem Anhänger ihre Reise in den Hangar der Quax-Flieger in Paderborn/Lippstadt an. Beim "Verein zur Förderung von historischem Fluggerät" ist sie seitdem als Stück deutscher Luftfahrtgeschichte in besten Händen.

Das erste Nachkriegs-Motorflugzeug aus deutscher Entwicklung und Produktion war seiner Zeit voraus.
Der aerokurier gratuliert Hanno Fischer zum 100. Geburtstag und bedankt sich für einen unvergesslichen Mitflug in der D-EKUM. Die ganze Geschichte über das Treffen mit Hanno Fischer, erschienen in aerokurier 9/2018, lesen Sie hier.

Der Fantrainer stammt ebenfalls aus der Feder von Hanno Fischer.