Als Henry Brooks, Chairman der GAMA und im Hauptberuf President of Power & Controls bei Collins Aerospace, im Rahmen der Pressekonferenz den "General Aviation Aircraft Shipment and Billing Report 2024" präsentierte, war ihm die gute Stimmung anzusehen, denn die Branche ist so gut aufgestellt wie lange nicht mehr. Im Vergleich zu 2023 wurden in fast allen Segmenten mehr Auslieferungen verzeichnet. Der vorläufige Wert der Flugzeug- und Helikopterauslieferungen belief sich auf 31,2 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 13,3 Prozent gegenüber 2023 entspricht – der Löwenanteil entfiel mit 26,7 Milliarden US-Dollar auf Flächenflugzeuge.

GA als Wirtschaftsmotor
Pete Bunce, President und CEO der GAMA, sagte: "Es ist bemerkenswert, dass unsere Unternehmen zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder mehr als 30 Milliarden US-Dollar an jährlichen Rechnungsbeträgen überschritten haben und zum zweiten Mal in Folge mehr als 4000 Einheiten ausgeliefert haben." Er kritisierte die hohe Steuer- und Abgabenlast in Europa, insbesondere die kürzlich beschlossene Passagiersteuer auf Flüge der Business Aviation in Frankreich. Gleichzeitig sprach er sich gegen Zölle aus und setzt auf eine Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung sowie den Luftfahrtbehörden in den USA und Europa. Eine Studie der Oxford University besagt, dass die Business Aviation in Europa 440.000 Arbeitsplätze sichert und 110 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Für die USA nennt eine von mehreren Unternehmen aus der Branche in Auftrag gegebene Untersuchung 1,3 Millionen Arbeitsplätze und 339 Milliarden US-Dollar, bezogen auf die gesamte Allgemeine Luftfahrt.
Die Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Europa in der Business Aviation den Anschluss zu verlieren droht. Gingen 2009 noch 26 Prozent aller Jets nach Europa, waren es im vergangenen Jahr nur noch 13 Prozent. Gleichzeitig haben die USA ihren Anteil von 50 auf 69 Prozent ausgebaut. Bei den Turboprops hat Lateinamerika Europa von Platz zwei verdrängt.

Der Trend geht zu großen Jets
Für die Turboprops meldet die GAMA einen Rückgang um 1,9 Prozent auf 626 Einheiten, während bei den Business Jets ein Plus von 4,7 Prozent auf 764 Einheiten im Gesamtwert von 22,8 Milliarden US-Dollar aus dem Zahlenwerk hervorgeht. Gefragt sind mittlere und große Jets, während die Nachfrage nach kleinen Business Jets mit maximal 5,7 Tonnen Abflugmasse rückläufig war. Diesem Trend widersetzt sich Cirrus Aircraft mit der SF50 – der kleinste Jet am Markt fand 101 Käufer. Auch Embraer hat mit 65 Verkäufen der Phenom 300 und 300E weiterhin den Bestseller unter den Light Jets im Programm. Bei den Langstreckenjets liefern sich Bombardier und Gulfstream ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Gulfstream hat 118 Flugzeuge der Baureihen G500 bis G700 zuzüglich 18 der kleineren G280 ausgeliefert. Die Kanadier haben 146 Business Jets übergeben, jeweils 73 Challenger und 73 Global. Bei Textron Aviation verteilen sich insgesamt 151 Jets auf die unterschiedlichen Baureihen mit der Citation Latitude (40) als Spitzenreiter. Auch die europäischen Hersteller haben ein Wörtchen mitzureden: Dassault Aviation aus Frankreich hat 31 Falcons aus den Werkshallen gerollt. Pilatus aus der Schweiz freut sich über 51 in den Verkehr gebrachte PC-24.

Damit ist die Brücke zu den Turboprops geschlagen – 96 Kunden haben sich für die PC-12 NGX entschieden. Gut im Rennen lag auch das französisch-amerikanische Unternehmen Daher, das 56 TBM 960 und 26 Kodiak 100/900 produziert hat. Pipers neue Single-Turboprop M700 Fury lag mit 46 Verkäufen vor M500 (13) und M600/SLS (3). Textron Aviation geht im Segment der Turboprops mit 70 Cessna Caravan, 24 Cessna SkyCourier und 44 King Air ins Rennen. Ein Unternehmen, das mit der Business Aviation nichts zu tun hat, spielt weiterhin ganz vorne mit: Air Tractor hat 202 Agrarflugzeuge verkauft.
Cirrus dominiert den SEP-Markt
Bei den Flugzeugen mit Kolbenmotor gibt es einen Anstieg um 4,2 Prozent gegenüber 2023 auf 1772 Einheiten. Hier ist Cirrus Aircraft weiterhin unangefochtener König mit 630 Flugzeugen der SR-Familie, 18 mehr als 2023. 364 Mal fiel die Wahl der Kunden aufs Topmodell SR22T. Der Markt ist erwartungsgemäß sehr kleinteilig, deshalb hier die vier beliebtesten Muster: Cessna 172 Skyhawk (164), Piper PA-28 (182), Diamond DA40 (95) und Tecnam P2008JC (76). In der Nische der Kunstflugzeuge hat Extra Aircraft Hünxe mit 23 Verkäufen den US-Hersteller Game Aerospace mit 18 Auslieferungen überflügelt. Das nach einer Insolvenz in der Restrukturierung befindliche Thüringer Unternehmen Flight Design kommt auf 21 Verkäufe. Auch der Markt der Zweimots ist lebendig: So verkaufte Tecnam 23 P2006T und zwölf P2012 Traveller, während Piper 26 Kunden von der PA-44-180 Seminole überzeugen konnte. Aus der Reihe tanzt weiterhin die Velis Electro von Textron eAviation. Das immer noch einzige zertifizierte Elektroflugzeug fand 16 Abnehmer.
Stabile Absätze bei den Helikoptern
Der Markt für Hubschrauber – lange Zeit ein Sorgenkind – ist stabil: 2024 wurden 210 Kolben- und 746 Turbinenhelikopter übergeben, was einem Anstieg von einer bzw. drei Einheiten entspricht. Wie üblich, fehlen noch die Zahlen von Leonardo fürs vierte Quartal. Spitzenreiterin bei den Turbinen-Mustern ist die H125 von Airbus Helicopters mit 120 Einheiten, dicht gefolgt von der Robinson R66 (119). Auch die Bell 505 war mit 90 Einheiten wieder stark gefragt. In der Gunst der Piloten ganz oben steht die Robinson R44 mit Kolbenmotor: Der Hersteller aus Kalifornien meldet 152 Verkäufe der Modelle Cadet, Raven I und Raven II.