Wenn Segelflugzege in außergewöhnlicher Pose vor beeindruckenden Hintergründen in Szene gesetzt worden sind, dann liegt die die Vermutung nahe, dass Tobias Barth das Foto geplant, arrangiert und aufgenommen hat. Seit einigen Jahren befasst sich der in Stade beheimatete Pilot mit der Segelflugfotografie und stellt inzwischen den Großteil der Bilder für den Fotokalender Segelfliegen.
Im Gegensatz zu den klassischen Knipsereien, die so ziemlich jeder Pilot von seinen Flügen mitbringt, tragen die Fotos von Tobias Barth eine unverwechselbare Handschrift. Insbesondere gelingt es ihm, die Lichtstimmung so einzufangen, das eine nahezu magische Anmutung entsteht. Auch der Duo Discus XT über dem Bodennebel der Norddeutschen Tiefebene scheint dem irdischen entrückt und in einer Art Traumwelt über den Wald aus Windrädern zu gleiten.

Mit diesem Bild hat Tobias Barth jüngst beim Zielfoto Award gewonnen. Bei dem von Profifotograf Stephan Wiesner und den Firmen Gearflix und Foto Hama initiierten Wettbewerb konnten die Teilnehmer in den Kategorien "Norddeutsche Landschaft", "Norddeutsche Stadt" und "Norddeutsches Meer" Bilder einreichen, die aus sechs Mitgliedern bestehende Jury wählte anschließend aus mehr als 4000 Einsendungen die 15 besten Bilder aus.
"Die Kür der Sieger wurde live im Internet übertragen, und ich habe noch nie mit solcher Spannung eine Preisverleihung verfolgt", sagte Tobias im Gespräch mit dem aerokurier. "Es wurden mehr und mehr Preise vergeben, und ich war immer noch im Rennen. Dass es am Ende der erste Platz geworden ist, das hat mich regelrecht umgehauen."
Tobias hat seine eigene Theorie, warum unter den vielen herausragenden Aufnahmen sein Foto des Duos über dem Morgennebel die Jury überzeugen konnte. "Entscheidend war möglicherweise die Tatsache, dass es kaum Luftbilder bei solchen Wettbewerben gibt – schon gar nicht solche, die nicht allein die Landschaft, sondern ein weiteres Motiv zeigen, in diesem Fall eben das Segelflugzeug."

Wie so oft bei seinen Fotos war auch diese Aufnahme das Ergebnis sorgfältiger Planung. "Getroffen haben wir uns an einem kühlen Novembermorgen 2018 morgens um kurz vor 6 Uhr, nachdem am Tag zuvor eine Kaltfront durchgegangen war. Ich hatte nach dieser Wetterlage schon einige Zeit Ausschau gehalten. Die Vorhersagen zu Bodennebel bzw. leichtem Dunst passten gut. Ich flog in einer Cessna 172RG mir großem Fenster rechts, um gut fotografieren zu können, zwei meiner Vereinskameraden flogen den Duo. Die Schleppmaschine hat ziemlich genau zum Sonnenaufgang den Motor angelassen, aber der Segler konnte noch einige Zeit nicht starten, da sich auf der Innenseite der Haube Reif bildete. Nach dem Schlepp auf 1200 Meter AGL haben wir ziemlich schnell die optimale Position gefunden und innerhalb einer halben Stunde rund 500 Fotos gemacht. Wirklich einmalig waren dabei die stillstehenden Windräder, die aus der Bodennebel herausragten.
Bereits 2017 hatte der aerokurier Tobias Barth ausführlich porträtiert.