Dass auch eine solide wirtschaftliche Basis, realistische Prognosen für technische Parameter und die Übernahme eines etablierten Luftfahrtherstellers mit allen notwendigen EASA-Zulassungen für Flugzeugentwicklung und -bau keine Garantie für den wirtschaftlichen Erfolg eines eVTOL-Unternehmens sind, dafür sind die jüngsten Meldungen von Volocopter ein trefflicher Beweis.
Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, hat der Bruchsaler Entwickler für elektrisch angetriebene Multikopter 500 Mitarbeiter freigestellt. Bereits im Dezember 2024 hatte das Unternehmen Insolvenz anmelden müssen, weil die verfügbaren Mittel nicht mehr für den Geschäftsbetrieb ausreichten. Laut Handelsblatt hat Insolvenzverwalter Tobias Wahl von der Mannheimer Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft die Mitarbeiter am Montag in einer Telefonkonferenz über ihre sofortige Freistellung informiert. Die Kündigungsfrist von drei Monaten gilt auch im Insolvenzfall, daher werden sie nicht direkt gekündigt. Allerdings ist das Unternehmen dem Bericht zufolge nicht dazu in der Lage, die Gehälter weiterhin zu zahlen.
Das Management sucht nun händeringend nach Investoren, um das endgültige Aus abzuwenden. Die Voraussetzungen dürften bei Volocopter günstiger sein als beim Konkurrenten Lilium, denn im Gegensatz zu den Wesslingern hat man in Bruchsal weit mehr Kapazität in technische Entwicklung denn in glänzende PR investiert und bei zahlreichen Versuchsflügen, die teils bemannt durchgeführt wurden, die Tragfähigkeit des eigenen Konzepts unter Beweis gestellt. So erhielt Volocopter Frühjahr 2024 die Erweiterung der Genehmigung als Herstellungsbetrieb durch das Luftfahrtbundesamt, womit die rechtlichen Voraussetzungen für die Serienfertigung des wichtigsten Produkts VoloCity gelegt waren. Zum Anlauf der Fertigung kam es dann infolge der finanziellen Probleme nicht.
Volocopter-CEO Dirk Hoke hat das sinkende Schiff mental bereits verlassen. Er wird ab dem 1. April als CEO die Voith Group leiten, einen traditionsreichen Maschinenbauer aus Heidenheim an der Brenz.