Nachhaltigkeit, alternative Antriebssysteme, E-VTOLs – die Themen, die in der General Aviation derzeit brennen, sind so vielfältig wie die gesamte Branche. Grund genug, bei einer Paneldiskussion zum Auftakt einen groben Überblick über das Szenegeflüster zu geben. Beim AERO Media Day bekamen Journalisten der allgemeinen Medien und der Fachpresse die Chance, mit Experten ins Gespräch zu kommen.
Moderiert von Volker Thomalla, debattierten Dr. Olaf Heintze vom Aeronautics Division Development des DLR, Peter Bunce, Präsident und Geschäftsführer der General Aviation Manufacturers Association (GAMA), Deniz Weissenborn, Gründer und Geschäftsführer der Platoon Aviation GmbH und Dr. Frank Liemandt, Geschäftsführer des Deutschen Hubschrauberverbandes, über das, was die Branche aktuell bewegt.
Schwierige Entwicklung beim Thema Nachhaltigkeit
Wie schon bei der AERO 2023 kommt am Thema Nachhaltigkeit auch 2024 niemand mehr vorbei. Volker Thomalla stellt gleich zum Auftakt der Podiumsdiskussion die Frage nach dem Weg der Allgemeinen Luftfahrt in eine klimaneutrale Zukunft. Olaf Heintze vom DLR sieht eine notwendige Weiterentwicklung in allen Bereichen der GA. "Bei den Flugzeugen kommt es vor allem auf Energieeffizienz an", betont Heintze. Bei den Antrieben habe die Branche viele innovative Entwicklungen auf den Weg gebracht, vom Wasserstoffantrieb über Brennstoffzellen, Hybridsysteme bis hin zum batterieelektrischen Antrieb. "Wir müssen aber das gesamte Bild der Klimawirkung betrachten, so der DLR-Bereichsvorstand Luft- und Raumfahrt. "Dazu gehört zum Beispiel auch der Einsatz von SAF." Dass synthetische Kraftstoffe jedoch in absehbarer Zeit nicht annähernd in der benötigten Menge verfügbar sein werden, stellt Platoon-Aviation-Geschäftsführer Deniz Weissenborn fest. "Die Verfügbarkeit ist einfach nicht gewährleistet", sagt der Unternehmer. "Politisch sehe ich da zu wenig Bewegung." Außerdem sei SAF derzeit bis zu 600 Prozent teurer als konventioneller Kraftstoff. Da könne er sein Unternehmen in zwei Wochen dicht machen, kritisiert Weissenborn.
Immer noch zu wenige Frauen in der Luftfahrt
Auch beim zweiten großen Thema der Diskussionsrunde sieht Weissenborn Entwicklungsbedarf: Der Fachkräftemangel führe zu einer schwierigen Situation. "Durch die Corona-Krise wurden knapp drei Jahre lang kaum Pilotinnen und Piloten ausgebildet." Die Diskussionsrunde ist sich einig darüber, dass besonders beim weiblichen Nachwuchs der Rückstand immer noch gravierend sei.
Derweil zerlegt Frank Liemandt vom Deutschen Hubschrauberverband mit wenigen Sätzen die E-VTOL-Szene. Dabei legt er den Finger tief in die Wunde der Szene und verweist sowohl auf die wirtschaftlichen als auch auf die technischen Probleme der zahlreichen Lufttaxi-Start-ups. Auch die Infrastruktur für solche Projekte sei nicht vorhanden. "Wir haben seit 70 Jahren Lufttaxis, sie heißen Hubschrauber", betont Liemandt.
Luftfahrt-Journalist Volker Thomalla führte im Anschluss an die Diskussionsrunde zu einigen ausgewählten AERO-Highlights. Zunächst geht es in die Hubschrauber-Halle B5. Dort zeigt der italienische Hubschrauberhersteller Leonardo Helicopters erstmals auf der AERO eines seiner Flaggschiffe, die AW109, die mit bis zu 300 Stundenkilometer Reisegeschwindigkeit zu den schnellsten Hubschraubern ihrer Klasse zählt.
Shark.Aero zeigt Weltneuheit
Eine weitere Station des Messerundgangs: der tschechische UL-Hersteller Shark.Aero. Am Stand in Halle B2 zeigt das Unternehmen als erster UL-Hersteller weltweit ein Luftsportgerät mit Turbulenz-Dämpfung. Die Technologie soll auch längere Flüge bei schwierigen Windverhältnissen komfortabel machen. Bereits 2025 soll die Technologie in einem UL des tschechischen Flugzeugbauers zu haben sein.
Derweil ist am Stand 117 in Halle A3 ein weiteres Messe-Highlight zu sehen: Junkers Aircraft GmbH präsentiert dort erstmals das Retro-UL Junkers A50 Junior mit dem Sieben-Zylinder-Sternmotor Verner Scarlett 7U mit 124 PS, für alle, die ein UL dieser Klasse auch mit dem passenden Sound haben wollen.
Zurück zur Podiumsdiskussion führt Thomalla am Stand 316 in Halle A4. Diamond Aircraft zeigt hier ebenfalls erstmals seine vollelektrisch angetriebene eDA40. Das Flugzeug soll demnächst eine EASA/FAA CS/Part-23-Zuzlassung haben. Die anvisierte Flugzeit: 1,2 Stunden. Dabei soll die E-Einmot eine Reichweite von 117 Nautischen Meilen und bis zu drei Insassen Platz bieten. Die Betriebskosten werden laut Diamond Aircraft im Vergleich zu konventionell angetriebenen Flugzeugen dieser Klasse deutlich niedriger sein. Die Diskussion um eine nachhaltige Allgemeine Luftfahrt könnte damit wieder an Schwung gewinnen. Zumal andere Hersteller ebenfalls in den Startlöchern für eine klimafreunlichere Zukunft stehen.

Zahlreiche Journalisten von allgemeiner- und Fachpresse aus Deutschland und Europa verfolgten die Podiumsdiskussion.