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Kunstflug-Unfall: Pilot wegen grob fahrlässiger Tötung verurteilt

    Kunstflug-Unfall
    Pilot wegen grob fahrlässiger Tötung verurteilt

    Am 1. September 2019 stürzte in Österreich ein Fox bei einem Kunstflugprogramm ab. Der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten, seine Mitfliegerin überlebte nicht. Jetzt ist am Landesgericht Klagenfurt über den Fall geurteilt worden.

    Pilot wegen grob fahrlässiger Tötung verurteilt
    Foto: Adrian Cantor

    Der Flug fand im Rahmen der Wolfsberger Flugtage am frühen Abend statt. Was sich genau in der Luft zugetragen hat, ist bisher nicht öffentlich bekannt, da die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes, Österreichs Pendant zur BFU, bisher keinen Bericht zu diesem Unfall veröffentlicht hat.

    In der Gerichtsverhandlung wurde allerdings laut Bericht der Salzburger Nachrichten ein Gutachten des Segelkunstfliegers, ehemaligen Weltmeisters und Luftfahrtingenieurs Dietmar Poll zitiert, um zu rekonstruieren, wie es zu dem Unglück kam. Demzufolge soll der Pilot versucht haben, den Fox ins Trudeln zu bringen. Dabei soll er aber zu schnell gewesen sein und stattdessen eine gerissene Rolle eingeleitet haben. Poll stütze sich bei seiner Analyse auf ein Video des Vorfalls.

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    Der heute 56-jährige Pilot hingegen gab an, dass er das Trudeln wie gewohnt eingeleitet, das Flugzeug aber nicht wie erwartet reagiert und er deswegen einen technischen Defekt vermutet habe. Um sich und seine Passagierin zu retten, habe er in 1000 Metern Höhe das Kommando zum Aussteigen gegeben. Bei der anschließenden Untersuchung des Wracks habe sich laut Salzburger Nachrichten jedoch herausgestellt, dass das Flugzeug technisch in Ordnung war.

    Die Richterin sah das Verhalten des Piloten als grob fahrlässig an, weil man sein Handwerk beherrschen müsse, wenn man solch "riskante Freizeitgestaltungen" anbiete. Die Geschwindigkeit sei demnach zu hoch gewesen, dadurch sei das Fluggerät in ein unerwünschtes flaches Trudeln gekommen, das der Pilot nicht gekannt habe und daher nicht gewusst habe, wie zu reagieren sei. "Wenn man etwas anbietet, das man nicht beherrscht, ist es als Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht zu werten", wird die Richterin von den Salzburger Nachrichten zitiert.

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    Das Gericht verurteilte den Mann zu 18 Monaten Haft auf Bewährung. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert, da sich nicht zweifelsfrei nachweisen lasse, warum das Flugzeug nicht mehr reagiert habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

    Anspruchsvolles Flugzeug

    Der Fox wurde Anfang der 90er Jahre entwickelt, um Kunstflugprogramme bis in die Unlimited-Klasse doppelsitzig trainieren zu können. Mit einer Spannweite von nur 14 Metern, einer Querruder-Spannweite von je vier Metern, einer Manövergeschwindigkeit von 214 km/h und Lastvielfachen von +7 und -5 g doppelsitzig sowie +9 und -6 g einsitzig ist er kompromisslos auf den Kunstflug optimiert und wird auch in Wettbewerben in der Advanced- und Unlimited-Klasse geflogen.

    Adrian Cantor
    Der Fox ist kompromisslos auf den Segelkunstflug ausgelegt.

    Das Muster gilt unter Segelkunstfliegern aufgrund seiner für ein Kunstflugzeug vergleichsweise hohen Flächenbelastung und der Tatsache, dass sich bei nahezu jeder Geschwindigkeit mit einem kräftigen Höhenruderausschlag ein Stall provozieren lässt, als anspruchsvoll. "Der Fox setzt jede Steuereingabe des Piloten exakt um", erklärt Sebastian Dirlam, Mitglied der deutschen Unlimited-Nationalmannschaft und mit dem Muster gut vertraut. "Allerdings gibt es von Fox zu Fox in Extremsituationen gewisse Unterschiede, kein Flugzeug gleicht da exakt dem anderen. Es ist also entscheidend, den Fox, auf dem man fliegt, sehr gut zu kennen. Für Flüge mit Passagieren muss man in jedem Fall ausreichend Erfahrung haben."

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