Update: FLARM-Warnung trotz alter Firmware

Neues Protokoll
FLARM-Warnung trotz alter Firmware

Veröffentlicht am 02.02.2024
FLARM-Warnung trotz alter Firmware
Foto: Lars Reinhold

Kollision trotz FLARM an Bord – solche Sätze in Unfallanalysen waren regelmäßig Auslöser für hitzige Diskussionen vor allem in der Segelflugszene. So kochten auch angesichts eines jüngst von der BFU behandelten Falls, in dem eine DG-300 und eine LS4 zusammengestoßen waren, die Emotionen hoch. Der Hauptkritikpunkt dabei: Nur mit aktueller Firmware in allen beteiligten Geräten ist das Warnsystem bisher in der Lage, Piloten auf gefährliche Annäherungen hinzuweisen. Und in einem der beiden Flugzeuge war die Software veraltet.

Neues Kommunikationsprotokoll

Diese entscheidende Schwachstelle von FLARM soll voraussichtlich ab Mitte 2024 der Vergangenheit angehören. Möglich wird das durch eine grundlegende Neuerung im Kommunikationsprotokoll. "Mit der neuen Firmware werden die Geräte zusätzlich zu den Positions- und Bewegungsdaten noch eine Information zu ihrem eigenen Firmware-Status mit aussenden, sodass zwischen FLARMs in der Umgebung eine Verständigung über das Protokoll, das sie verarbeiten können, möglich wird", sagt Urban Mäder, einer der Segelflieger, die FLARM vor 20 Jahren aus der Taufe hoben. "Begegnet ein mit aktueller Firmware bestücktes Gerät einem nicht aktualisierten, wechselt es situativ auf ein älteres Protokoll, abhängig etwa von Abstand oder Gefährlichkeit des anderen Luftfahrzeugs." Der Vorteil: Die Kollisionswarnung erfolge trotz unterschiedlicher Firmware. Allerdings könne es sein, dass durch die älteren Protokollversionen bestimmte Zusatzfunktionen dann nicht zur Verfügung stehen, so Mäder.

Ülis Segelflugbedarf

Technische Herausforderung

Den Aufwand, ein Protokoll zu entwickeln, mit dem alle Generationen von Geräten sicher miteinander kommunizieren können, beschreibt Mäder mit dem Versuch, einen C64 mit einem modernen Laptop zu vernetzen. "Die Arbeiten daran laufen seit gut drei Jahren, das war alles andere als trivial." Die Komplexität der Aufgabe in Verbindung mit der Tatsache, dass Updates für FLARM kostenfrei und damit kein Geschäft sind, ließen den Hersteller viele Jahre vor diesem Schritt zurückschrecken. Neben der eigenen Betroffenheit über Kollisionsunfälle trotz FLARM sei ein entscheidender Anstoß zur Neuausrichtung vonseiten kommerzieller Anwender gekommen, die ebenfalls immer mehr auf das System setzen, bei denen aber schon ein Software-Update einem aufwendigen Maintenance-Prozess entspricht, der mit viel Papierarbeit und entsprechenden Kosten einhergeht.

Ülis Segelflugbedarf

Trotz der Neuerungen empfiehlt der Hersteller allen Nutzern, stets die aktuelleste Software zu nutzen, um alle Features der Geräte voll ausnutzen zu können.

In der März-Ausgabe berichtet der aerokurier ausführlich über die technischen Hintergründe.