Privathalter sind fein raus, sie können sich ihr Cockpit ganz nach eigenem Gusto ausstatten und finden dann immer wieder ein vertrautes Panel vor. In Vereinsflotten und Charterflugzeugen unterscheidet sich die Instrumentierung, was die Ausstattung mit GPS-basierten Navigationsgeräten angeht, häufig sehr stark von Flugzeug zu Flugzeug. Dumm ist das für die Piloten, die sich mit einem Flugzeugwechsel immer wieder auf andere Geräte mit unterschiedlichen Bedienkonzepten umstellen müssen. Gut, wenn man für solche Fälle die eigene mobile Ausrüstung nutzen kann, mit der man vertraut ist.
Geradezu ein Komplettpaket eines mobilen Glascockpits bietet hier Garmin mit dem neuen aera 660 in Kombination mit dem WAAS/EGNOS- und ADS-B-fähigen GDL 39 3D. Das GDL kann auf der Panelabdeckung unter der Frontscheibe platziert und das kompakte aera 660 mit der mitgelieferten Halterung am Steuerhorn befestigt oder auf dem Kniebrett abgelegt werden. Die Geräte kommunizieren ohne lästige Kabelei per Bluetooth.
Lithium-Ionen-Akkus garantieren lange Betriebszeiten

Mit ihren Akkus sind beide für Flüge über mindestens vier Stunden funktionsfähig. Längere Betriebszeiten werden mit Anschluss ans Bordnetz (USB-Kabel und Adapter für den Zigarettenanzünder) möglich. Das aera 660 mit den handlichen Abmessungen von 14,1 x 8,7 x 2,1 Zentimeter, integrierter GPS-Antenne und einem brillanten Fünf-Zoll-Touchscreen lehnt sich an das Garmin-eigene Bedienkonzept des großen GTN 750, das erste Einbausystem mit Touchscreen, an. Dank der klar gegliederten Menüführung lässt sich das aera intuitiv bedienen. Vom Hauptmenü aus werden die wichtigen Funktionen über die sich selbst erklärenden Icons direkt erreicht.
Der „Direct to“-Button ist als Rettungsanker auf fast jedem Bildschirmbild dabei. Die „3D-Vision“- und „Traffic“-Funktionen stehen allerdings erst in Verbindung mit dem GDL 39 3D zur Verfügung. „Weather“ und „Terminal“ werden in Europa bislang nicht unterstützt.
Mit dem Einschalten des aera 660 ist der GPS/GLONASS-Satellitenempfang schnell hergestellt. Die detaillierte, interaktive Europakarte, die sich beliebig zoomen lässt, zeigt die in den Einstellungen gewählten Lufträume und erübrigt die optional speicherbare ICAO-Karte. In den Bildschirmecken lassen sich die Datenfelder beliebig belegen, zum Beispiel mit der Geschwindigkeit über Grund, Distanz zum nächsten Wegpunkt und voraussichtlicher Ankunftszeit, sodass neben der eigenen Position in der Moving Map auch die wichtigsten Flugparameter angezeigt werden. Per Fingertipp auf die Karte können die Beschreibungen der Lufträume mit ihren Limits aufgerufen werden. Flugrouten können in der Karte oder durch Eingabe der Wegpunktnamen geplant und abgespeichert werden. Einmal erstellte Pläne lassen sich schnell aufrufen und aktivieren.
Zur Basiskarte für Europa gehören ein Flugplatzverzeichnis (AC-U KWIK – International Airport Directory) mit allen wichtigen Landeplatzinformationen, die dazugehörigen „Safe Taxi“-Karten von Garmin und eine Datenbank für Gelände- und Hinderniswarnungen.
In seiner Funktionsvielfalt ist das aera 660 kaum mehr zu übertreffen. Zu den Features gehört, dass die Leistungs- und Verbrauchseckdaten des genutzten Flugzeugs für die wichtigsten Navigationsrechnungen recht einfach eingespeichert werden können. Weight & Balance-Kontrollen sind schnell vollzogen. Das aera 660 führt zudem automatisch das Flugbuch. Auch die Flugwege werden aufgezeichnet und können später noch einmal angesehen werden.
Zum vollwertigen Primary Flight Display wird das aera 660 in Verbindung mit dem GDL 39 3D, das mit dem integrierten AHRS (Attitude Heading Reference System) einen künstlichen Horizont und dazu die 3D-Vision-Darstellung liefert. Die Anzeigen für Attitude, Kurs, Bearing, Geschwindigkeit über Grund und Höhe werden mit einem dreidimensionalen Landschaftsbild (synthetic vision view) hinterlegt. Im Display erscheinen mit der 3D-Landschaft voraus die Hindernisse und bei Anflügen der Flugplatz mit Landebahn.
Vertrauenswürdig nur mit fester Montage
Vertrauenswürdig wird der künstliche Horizont allerdings erst, wenn das GDL 39 3D fest montiert wird. Einfaches Abstellen auf der Instrumentenabdeckung führt leicht zum Verrutschen, was auf dem Bildschirm des aera als eine Lageänderung des Flugzeugs erscheint. Ein Muss ist die Befestigung der mitgelieferten Aufnahmeschale, wenn das aera 660 auf Flügen nach Instrumentenflugregeln als Backup dienen soll.
Das GDL 39 3D bietet zugleich ADS-B-IN-Funktionalität. ADS-B-Verkehr wird damit in Relation zur eigenen Position erfasst und im aera dargestellt. Zeichnen sich Gefahrensituationen ab, warnt das aera 660 optisch und akustisch. Zur Darstellung kommen hier alle Flugzeuge, die über ihren Mode-S-Transponder die GPS-Positions-, Kurs- und Geschwindigkeitsdaten aussenden. Der gesamte Verkehr wird damit zwar nicht erfasst, die erhaltenen Informationen können aber wesentlich zum Überblick über die Verkehrssituation und damit zur eigenen Sicherheit beitragen. Der hochgenaue, SBAS-fähige GPS-Empfänger im GDL berechnet Position und Geschwindigkeit in Richtung und Größe fünfmal pro Sekunde.
Das aera 660 kann den lästigen Kauf von Luftfahrtkarten ersparen. Um aber auf Papierkarten verzichten zu können, ohne Sicherheitsrisiken einzugehen, ist es wichtig, die Luftraum- und Navigationsdaten immer aktuell zu halten. Solch verlässlichen Einsatz des GPS-Navigators ermöglicht Garmin mit seinem Angebot für regelmäßige Updates. Das aera 660 macht sie mit dem integrierten WiFi besonders einfach. Die Updates können damit ohne Umweg über einen PC direkt aus einem WLAN abgerufen werden. Voraussetzung ist das Abonnement dieses Dienstes. Für den Einsatz auf IFR-Flügen können auch die Jeppesen-Anflugkarten aufs Gerät geladen werden.
In der Basisausstattung müssen für das aera 660 und das GDL 39 3D jeweils 998 Euro angelegt werden.
aerokurier Ausgabe 09/2016