Wenn ein Hersteller von Piloten-Ausrüstung 13 Jahre lang mit einem Produkt erfolgreich ist, kann man das selbst in der für ihre Beständigkeit bekannten Luftfahrtbranche als außergewöhnlich bezeichnen. Umso größer ist die Aufmerksamkeit, die dann die Vorstellung eines Nachfolgers erregt.
So heute auf der Luftfahrtmesse Sun'n'Fun im US-amerikanischen Lakeland, Florida. Die Veranstaltung ist die zweitgrößte ihrer Art in den USA und somit auf der Welt, übertroffen nur noch vom EAA AirVenture, das jährlich Ende Juli in Oshkosh stattfindet. Doch die Flugsaison steht gerade bevor – so lang wollte Bose offenbar nicht mehr warten, als der Hersteller jetzt seinen neuen Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung, das A30, präsentierte.
ANR-Headsets seit 1989
Der Hersteller kann mit seinen Kopfhörerprodukten für Piloten auf eine jahrzehntelange Vergangenheit zurückblicken: Mit dem Headset der Serie 1 hatte Bose 1989 den ersten kommerziell verfügbaren Luftfahrt-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung auf den Markt gebracht.
Dann landete Bose mit dem 2010 vorgestellten A20 einen Verkaufsschlager: Der Kopfhörer hat sich mittlerweile zum Quasi-Standard in der Allgemeinen Luftfahrt entwickelt, eine Reihe von Flugzeugbauern führt das Headset auf ihrer Liste der Optionen oder bietet es gar als Standardausstattung an. Auch Militärs, kommerzielle Betreiber und Airlines hat Bose seitdem als Kunden gewinnen können.
Nach dem 2018 vorgestellten und überwiegend auf die Nutzung in leisen Jets zugeschnittene ProFlight In-Ear-Headset hat das jetzt vorgestellte A30 das Zeug dazu, wie sein Vorgänger A20 zum Bestseller zu werden. Das ProFlight Series 2 bleibt parallel dazu im Programm.

Doch was hat Bose mit dem A30 verbessert? Zunächst einmal: Optisch ähnelt das A30 seinem Vorgänger. Aber der Schein trügt, die Technik im Inneren hat der Hersteller komplett neu entwickelt. Softwaremäßig sowieso, aber auch bei der Hardware hat Bose einen noch höheren Aufwand betrieben als beim Vorgänger. Ein Beleg: Die Anzahl der Bauelemente auf der Elektronikplatine. Sie trägt nun beispielsweise 17 statt neun Kondensatoren im A20. Bose hat das Headset damit bereitgemacht für die Zukunft, doch dazu später mehr.
Dreifach einstellbare Geräuschunterdrückung
Die digitale Geräuschunterdrückung kommt nun noch besser mit einem hohen Lärmpegel zurecht, wie er etwa in offenen Cockpits oder Flugzeugen mit bespanntem Rumpf herrscht. Die vom Mikrofon aufgenommenen Geräusche werden gefiltert, bevor sie ans Ohr des Piloten gelangen: Sprache wird hervorgehoben, Nebengeräusche gedämpft. So wird die Verständigung besonders klar. Die aktive Geräuschdämpfung lässt sich nunmehr in drei Stufen anpassen – je nachdem, ob der Pilot, der das Headset trägt, im offenen Doppeldecker, einer Einmot oder im Jet unterwegs ist. Tippt man mit dem Finger die Ohrmuschel an, schaltet das A30 auf "Durchzug" und man kann mit der Außenwelt kommunizieren, ohne das Headset abnehmen zu müssen. Per Bluetooth lässt sich das A30 mit dem bordeigenen Audiopanel, Smartphone oder Electronic Flight Bag koppeln. Die Laufzeit mit zwei AA-Batterien soll mindestens 45 Stunden betragen.
Tausch des Mikrofonauslegers ohne Werkzeug
Das Anschlusskabel und der Mikrofonausleger lassen sich – je nach persönlicher Vorliebe – entweder links oder rechts am Kopfhörer anbringen. Auch der Vorgänger A20 konnte das schon, allerdings war dazu ein Schraubenzieher nötig. Beim A30 lässt sich die Anschlussseite dagegen ganz ohne Werkzeug tauschen. Die nicht genutzte Seite wird mit einem Anschlussstecker verschlossen – oder eben nicht, und das ist eine der wesentlichen Neuerungen, die zwar derzeit noch nicht verfügbar ist, für die das A30 aber bereits vorbereitet ist: Künftig lässt sich über den freien Steckplatz die Funktionalität des Headsets erweitern. So soll das A30 darüber mit Sensoren ergänzt werden können, etwa einem Kohlenmonoxid-Warner oder Sensoren für Körperfunktionen wie Puls oder die Sauerstoffsättigung des Blutes.
Anpressdruck reduziert
Doch das beste Headset taugt nichts, wenn es bei langen Flügen unangenehm zu tragen ist oder gar auf dem Kopf drückt. Das konnte man schon dem A20 nicht vorwerfen, beim A30 hat Bose den Anpressdruck aber nochmals um 20 Prozent reduziert. Das Prinzip mit einer zentralen Feder im Bügel ist geblieben.
Andere Eigenschaften sind – zumindest bei einem Hersteller wie Bose – so selbstverständlich, dass sie eigentlich gar nicht erwähnt werden müssen: dass das A30 diverse Zertifizierungsstandards erfüllt, darunter die der FAA und der EASA. Oder dass es natürlich in einer schützenden Tragetasche kommt, die jetzt sogar ein verschließbares Fach für Zubehör bietet.
Matt Ruwe, leitender Produktmanager bei der Bose Corporation, erklärt die Entwicklung des neuen A30 kurz zusammengefasst: "Wir haben unsere Kunden, Piloten auf der ganzen Welt gefragt, was wir an unserem A20-Produkt noch besser machen können. Das Erste, was sie sagten, war, es noch komfortabler zu machen. Bose hat sich darauf konzentriert, die vollständige Geräuschunterdrückung und die hervorragende Audioqualität beizubehalten und gleichzeitig den Gesamtkomfort des Produkts zu verbessern. Das war eine große Herausforderung, aber wir glauben, dass wir dieses Ziel erreicht haben."
Das Bose A30 ANR-Headset ist in Europa zum Preis von 1.379,55 Euro erhältlich.