Kurz vor 15.00 Uhr Ortszeit war die Bell 206-L4 Long Ranger IV mit dem Spanien-Chef von Siemens, Augustín Escobar und seiner vierköpfigen Familie an Bord vom Downtown Manhattan Heliport zu einem Rundflug über der Metropole gestartet. Dabei handelte es sich bereits um den sechsten Rundflug dieser Art an diesem 10. April. Der Pilot umkreiste zunächst die Freiheitsstatue und nahm dann Kurs auf die Skyline des Big Apple.
Um 15.17 Uhr zerbrach der Hubschrauber dann plötzlich in der Luft. Wie auf mehreren Videos zu erkennen ist, fielen die Kabine und mehrere Trümmerteile, darunter der Heckausleger und der noch rotierende Hauptrotor, ins Wasser des Hudson Rivers vor dem Pier 40. Laut Medienberichten bargen Ersthelfer die sechs Personen relativ schnell aus dem untergetauchten Wrack. Für vier kam jede Hilfe zu spät, zwei erlagen wohl im Krankenhaus ihren Verletzungen.
Bei dem Unglückshubschrauber handelte es sich um die Maschine mit der Kennung N216MH. Sie stammt aus dem Baujahr 2004 und ist auf Meridian Helicopters in Broussard, Lousiana, zugelassen. Sie flog im Auftrag von New York Helicopter Charter. Die Federal Aviation Administration (FAA) und das National Transportation Safety Board (NTSB) haben bereits die Untersuchungen aufgenommen.
Probleme mit dem Heckrotor
Die Absturzursache bleibt ungeklärt – und rätselhaft. Normalerweise können Hubschrauber bei technischen Problemen wie beispielsweise einem Triebwerksausfall aufgrund der Autorotation der sich weiter drehenden Rotorblätter meist sicher notlanden. Dass sich ein Helikopter derart in der Luft zerlegt, gilt als ungewöhnlich. Die Bell-206-Familie war in der jüngeren Vergangenheit jedoch von technischen Problemen des Heckrotor-Systems betroffen.
Vorschriften der FAA nach Unfällen
Am 19. Mai 2023 hatte die FAA eine Airworthiness Directive für das Muster veröffentlicht, deren Umsetzung zwingend vorgeschrieben ist. Aufgrund eines fehlerhaften Verbindungsadapters war es zum Versagen der Heckrotorwelle gekommen. Daraufhin müssen alle Betreiber die betroffene Komponente inspizieren und gegebenenfalls austauschen. Eine weitere Anweisung vom 23. Dezember 2022 bezieht sich auf den Hauptrotor, dessen Blätter delaminieren können.
Heckausleger abgetrennt?
Eine mögliche Ursache könnte im so genannten "Mast Bumping" liegen. Bei abrupten Manövern oder Laständerungen kann der Hauptrotor aus der Balance geraten und in den Heckausleger schlagen. Im schlimmsten Fall wird der Rotormast komplett durchtrennt, was zu einem totalen Kontrollverlust führt. Dies kann auch bei Manövern mit negativer g-Last passieren. Besonders Hubschrauber mit Zwei-Blatt-Rotoren sind für dieses Phänomen anfällig – wie die bell 206. Daher müssen Piloten das Entstehen solcher gefährlichen Flugsituationen vermeiden.