Nass und kalt ist dieser Samstag, doch Dunja Schaffarczik sorgt mit leckerem Kuchen und selbst gebackenen Plätzchen in Flugzeugform dafür, dass das schlechte Wetter die Stimmung nicht trübt. Allerdings stand es vielen im Weg, daher haben sich weit weniger Besucher eingefunden, als ursprünglich erwartet. Wolfgang Nitschmann, wind- und wettererprobter Pilot aus Schleswig-Holstein, schreckte die Prognose nicht ab, und auch Clemens Bollinger wagte den Weg aus Egelsbach, schließlich muss er in Ganderkesee seiner Aufgabe als Juror des „Young Pilot Award“ nachkommen. Die D-EDWQ, eine Cessna 172 R aus dem benachbarten Hodenhagen, deren Kennzeichen dem ICAO-Code von Ganderkesee entspricht, erweist dem Fly-in ebenfalls die Ehre.

Damit die gegroundeten Piloten wenigstens theoretisch in die Luft kommen, können sie im Fly-4D-Motion-Flugsimulator ILS-Anflüge auf Innsbruck üben. Sebastian Ruffer von der Deutschen Flugsicherung informiert derweil über das Fliegen in Kontrollzonen. Der Fluglotse aus Bremen gibt Tipps und schafft Klarheit zu Fragen wie etwa dem Einfliegen in Transponder Mandatory Zones. An den Ständen bewerben Unternehmen wie Tutima und Bohlen & Tammling ihre Produkte. Den Flugzeugschlepper von SchleppMaxxe können Interessierte sogar vor dem Hangar an einer Ruschmeyer R90 ausprobieren.
Nach und nach trudeln auch die fünf Ehrengäste des heutigen Tages ein: Isa Held und Laura Nikolay sowie Nils Ehrmann, Jan Hagmann und Hannes Paus. Die jungen Erwachsenen haben am Young Pilot Award teilgenommen und sich mit originellen Bewerbungen gegen mehr als einhundert Mitstreiter durchgesetzt. Sie sind mit Familie und Freunden angereist, schließlich wird sich nun entscheiden, wer die LAPL(A)-Ausbildung gewonnen hat, und da tut ein bisschen seelische Unterstützung not.

Flugplatzchef Ralf Sauer eröffnet die Preisverleihung und erklärt in kurzen Worten, worum es ihm bei der Ausschreibung gegangen ist. Ambitionierten jungen Menschen wolle man mit dieser Aktion unter die Arme greifen, damit der Traum vom Fliegen nicht an der finanziellen Hürde scheitert. Danach übergibt er das Wort an Moderator Jürgen Grobbin. Aufmerksam lauscht das Publikum, als die fünf Nachwuchspiloten von ihren Träumen erzählen, dann hat das Warten ein Ende und die Platzierungen werden bekannt gegeben: Jan Hagmann, ein flugvernarrter junger Mann aus Bad Saulgau, der schon im Besitz einer Gleitschirm- und einer Springerlizenz ist, konnte die fünfköpfige Jury mit seinem einfallsreichen Bewerbungsvideo überzeugen. Hagmann strahlt über das ganze Gesicht, während der Kurzfilm über die große Leinwand flimmert und die Zuschauer miterleben können, wie er an Bergflanken entlanggleitet und unerschrocken aus dem Flugzeug springt.
Kinderflugtag: Dem Nachwuchs Begeisterung fürs Fliegen vermitteln

Der Sonntag beginnt mit einem reichhaltigen Fliegerfrühstück, für das sich die Frauen vom Aviatic-Club Ganderkesee mächtig ins Zeug gelegt haben. Inzwischen hat sich das Wetter merklich gebessert. Das freut insbesondere die Kinder, die sich per Postkarte für einen Rundflug angemeldet haben und jetzt erwartungsvoll in Richtung der Flugzeuge spähen – mit dabei auch sechs Kinder eines SOS-Kinderdorfes. „Ursprünglich hatten wir geplant, die Teilnehmerzahl auf 17 Kinder zu begrenzen. Nachdem jedoch über 100 Postkarten bei uns eingetroffen sind, haben wir uns darauf geeinigt, mit 60 Kindern zu fliegen. Als dann aber 80 Kinder vor Ort waren, kamen natürlich auch die 20 Nachzügler in den Genuss eines Rundflugs“, erklärt Flugplatzsprecher Jochen Klein schmunzelnd. Er ist Hauptorganisator des Kinderflugtags und hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um weitere Piloten zum Mitmachen zu motivieren. Nun sind 14 Piloten ehrenamtlich im Dienst, sodass schließlich alle Kinder in die Luft kommen – die glänzenden Augen und das verzückte Lächeln sind ihnen Lohn genug. „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg“, schwärmt Klein. „Vermutlich werden wir sie bereits im Mai wiederholen.“
Während die Kinder die Region aus der Luft erkunden, lauschen die Piloten im Hangar West bei Kaffee und Kuchen gespannt den Ausführungen von Clemens Bollinger zur AOPA. Später löst ihn Sebastian Bocklage von der Deutschen Flugsicherung ab, um den jüngeren Zuhörern mehr über die Ausbildung und den Beruf des Fluglotsen zu erklären. Die Nachwuchsförderung, das ist nach diesem Wochenende klar, liegt der Flugplatzleitung in Ganderkesee ganz besonders am Herzen.
aerokurier Ausgabe 11/2017