Das ist nicht einfach, aber ich versuche es: Die ersten sechs Monate führten mich in hoch spannende Themenfelder, brachten Gespräche mit interessanten Personen und Organisationen und Einblicke in den DAeC-Bundesverband, die ich von der Landesebene aus nur erahnen konnte und die meine Wahrnehmung des DAeC verändert haben.
Ich glaube nicht, dass es allein damit getan ist, dass ich jünger bin. Der Unterschied ist, dass ich noch voll im Berufsleben stehe und es dadurch für mich notwendig ist, mein Amt operativ und effektiv zu führen. Ich will nicht dadurch glänzen, dass ich viele Urkunden und Medaillen verleihe – wenngleich ich das im Ehrenamt für eine wichtige Motivation halte –, sondern indem ich den strategischen Überblick behalte. Mein Vorteil gegenüber älteren Kameraden könnte indes sein, dass viele Player in Verbänden, Vereinen und Behörden in meinem Alter sind. Das vereinfacht erfahrungsgemäß die Kommunikation.
Die Basis der gemeinsamen Organisation aller Luftsportarten im DAeC ist die Faszination fürs Fliegen. Wir sind eine privilegierte und dabei für jeden offene Minderheit, die die dritte Dimension erleben darf. Das allein sollte schon Grund genug sein, an einem Strang zu ziehen. Wichtig ist, dass sich alle vergegenwärtigen, dass wir selbst zusammen mit allen bei uns organisierten Luftsportlern, also rund 105 000 Mitgliedern, nur eine winzige Lobby haben. Sich dann in Grabenkämpfen zu verlieren ist widersinnig. Zentrale Themen wie die Luftraumproblematik betreffen alle. Mein Beispiel ist da immer das Stadion: Das hat auch eine Laufbahn, Sprunggrube, Rasenfläche, wobei jede Sportart nur einen Teil davon nutzt. Aber am Ende brauchen sie alle das Stadion und müssen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass es erhalten bleibt. Das möchte ich vermitteln.
Zugegeben, diesen Eindruck hatte ich als Präsident des Aeroclubs NRW regelmäßig. Ich bin immer kritisch gewesen, habe meine Meinung gesagt. Es hilft aber nichts, auf gestern zu schauen, denn jetzt bin ich selbst in der Pflicht, von mir kritisierte Punkte anders und besser zu machen. Der Verband hat sich für meine Begriffe zu sehr mit sich selbst beschäftigt, und das wird auch außerhalb wahrgenommen und schwächt die eigene Position. Daher sehe ich das Präsidentenamt in erster Linie als das des obersten Lobbyisten für den Luftsport. Ich möchte dauerhaft Türen in Behörden und Ministerien öffnen, sodass wir stets unsere Anliegen platzieren können. Auf diese Weise lässt sich eine Vielzahl von Themen auf allen Arbeitsebenen ansprechen, ein gutes Netzwerk ist dafür das A und O. Die zweite wichtige Aufgabe wird sein, als Moderator alle im DAeC für einen Kurs zu gewinnen.
Es hilft nur, miteinander zu reden! Ich hatte Ende August ein sechsstündiges, konstruktives Gespräch mit Vertretern der Buko Segelflug und der DSV-Spitze, wie wir den Segelflug innerhalb des DAeC künftig aufstellen können. Die Atmosphäre hat sich grundlegend geändert, alle Beteiligten sind an einer guten Lösung interessiert. Ich bin der Meinung, dass der DSV mit allen Rechten und Pflichten im DAeC aktiv sein sollte. Diese Integration hat gleichzeitig die Debatte angestoßen, welche Bedeutung Mono- und Multiluftsportverbände, also die Landesverbände, künftig innerhalb des DAeC haben müssen, damit sie ihre jeweiligen Stärken voll ausspielen können.

In den Monoverbänden muss vor allem die sportfachliche Arbeit gebündelt werden. Dafür ist dort unglaublich viel Kompetenz vorhanden, und die müssen wir in Koordination mit der top Arbeit unserer Bukos nutzen! Die Landesverbände hingegen sind an der Basis Dienstleister für die Vereine vor Ort. Ihre Aufgaben sind beispielsweise die Beschaffung von Fördermitteln, denn viele Programme der Sportförderung werden auf Länderebene ausgeschrieben. Auch Baustellen wie Flugplatzangelegenheiten – Stichwort Windenergieanlagen –, Ausbildung und Technik sehe ich derzeit hier verortet, da diese vielfach von den Landesluftfahrtbehörden beziehungsweise lokalen Baubehörden betreut werden. Da ist Nähe entscheidend, die der Bundesverband nicht leisten kann. Es ist notwendig, dass wir bei den internen Planungen ganz genau über-legen, welche Aufgaben zentral und welche regional am besten erledigt werden. Ich erwarte eine offene Diskussion ohne Denkverbote, einen Neuanfang auf der grünen Wiese. Und das alles mit größtmöglicher Transparenz und unter Mitwirkung aller Beteiligten.
Auch hier hilft wieder nur, mit allen zu reden. Man muss die Struktur des DAeC kennen und Interesse an der Auseinandersetzung haben. Ich habe bereits einige Landes- und Monoverbände in ihren Geschäftsstellen besucht, um zu erfahren, wer sie sind und was sie genau machen. Kontakt halten und zu aktuellen Themen austauschen, das will ich leisten. Und ich muss dabei auch kritikfähig sein und auf Zwischentöne achten. Am Ende muss ich, auch wenn ich leidenschaftlicher Segel- und Motorflieger bin, mit dem gesamten Vorstand Lösungen finden, mit denen alle gut leben können.
Ich war geschockt, als ich erfahren habe, dass die GA da außen vor war. Wir haben daraufhin bei der EASA und beim Bundesverkehrsministerium unseren Standpunkt mit einem Positionspapier klargemacht: Bemannt geht vor unbemannt, Drohnen müssen bemannten Fluggeräten ausweichen, und sie müssen sich im Rahmen der Standardised Rules of the Air (SERA) in den bestehenden Luftraum integrieren. Einen U-Space lehnen wir ab. Im Zuge dessen haben wir im BMVI auch mal die Bedeutung der Allgemeinen Luftfahrt aufgezeigt: Allein der Luftsport hat 4,08 Millionen Flugbewegungen jährlich, dazu kommen 4,1 Millionen IFR-Flüge der Business Aviation sowie nochmal 1,8 Millionen Flugbewegungen an Modellfluggeländen. Alles in allem knapp 10 Millionen Bewegungen im Luftraum G. Jetzt haben wir die Zusage von Andreas Scheuer und EASA-Chef Patrick Ky, in den Informationsaustausch mit eingebunden zu werden. Und ich habe den Eindruck, dass man uns durchaus als Partner betrachtet.
IFR ist eine sehr spezielle Sache, in der die AOPA gute Arbeit leistet. Ich würde es so formulieren: Wo Interessen der Allgemeinen Luftfahrt berührt sind, müssen wir zumindest abchecken, ob das für den Luftsport relevant ist und ein Statement erfordert.
Wir reden mit allen, die für die Interessen der Luftfahrt eintreten. Einer meiner ersten Termine war ein Gespräch mit Elmar Giemulla, Präsident der AOPA Germany. Wir haben vereinbart, uns bei Themen, die beide Verbände betreffen, eng abzustimmen und regelmäßig über Aktuelles auszutauschen.
Gutes Beispiel! Alle aktiven Flieger und sogar Teile der Politik wissen, dass die ZÜP unverhältnismäßig ist und in der Praxis nicht wirken kann, weil jeder ausländische Lizenz-inhaber in Deutschland ohne Überprüfung fliegen kann. Es läuft ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik, und ich denke, wir müssen weiterhin gemeinsam mit der AOPA zu diesem Sachverhalt aufklären, um die politische Meinung zu beeinflussen. Auch die gerade geplante Ausweitung der ZÜP vor Beginn der Aus-bildung ist ein No-Go; eine klare Stellungnahme unsererseits liegt dem Bundesinnenminister per Präsidentenbrief bereits vor.
Nicht direkt, aber wir können in Gesprächen mit Behörden wie dem LBA immer wieder unsere Unzufriedenheit über die aktuelle Lage äußern.
Bei Diskussionen um Umweltthemen, die die Belange des Luftsports betreffen, muss sich der DAeC beteiligen. Wir nehmen das ernst und engagieren uns hier nicht erst seit gestern. Hingewiesen sei auf unsere Broschüren und das Positionspapier zum umweltschonenden Fliegen. Weiterhin können wir argumentieren, dass Luftsportler auch Habitatschutz betreiben, indem sie ihre Flugplätze pflegen. Die Elektrifizierung der Fliegerei wird in den Akademischen Fliegergruppen vorangetrieben, der Ingenieursnachwuchs speist sich vielfach aus dem Luftsport – das sind alles Punkte auf der Haben-Seite. Natürlich ergeben sich beispielsweise aus der Energiewende, Stichwort Windräder, auch Konfliktpotenziale. Hier wollen wir dafür eintreten, dass die Entwicklung nicht zulasten der Sicherheit im Luftsport geht.
Tatsächlich sind viele von ihnen überrascht, weil Luftfahrt für sie Neuland ist. Zumeist trifft man aber auf offene Ohren und Verständnis für die eigenen Anliegen. Und wichtig ist dabei, dass ich den DAeC als Single Point of Contact, also zentralen Ansprechpartner, positionieren will. Wenn es Fragen betreffend den Luftsport oder die Allgemeine Luftfahrt gibt, soll man uns als kompetenten Partner ansprechen. Wir können dann überlegen, wer innerhalb des Verbandes derjenige ist, der die Antwort geben kann. So werden wir als starke Interessenvertretung wahrgenommen.
Entscheidend für mich ist, die Jugend mit einzubeziehen. In NRW ist die Jugend mit einem Vertreter in jedem Organ vertreten, und das wünsche ich mir auch auf Bundesebene – mit einem angemessenen Stimmrecht für die Luftsportjugend auf der Hauptversammlung. Und natürlich müssen wir alten Säcke dann auch deren Kritik aushalten und ihre Ideen ernst nehmen.
Ich weiß es nicht. Aber auch das Thema müssen wir anpacken. Die Segelflugausbildung angehender Luftwaffenoffiziere, über die der aerokurier jüngst berichtet hat, ist ein erster Schritt, um dem Militär die Bedeutung des Luftsports vor Augen zu führen. Und was die Industrie angeht, scheint es ein beidseitiges Versäumnis zu sein. Den Firmen ist nicht bewusst, welches fachliche Know-how hier liegt, Stichwort Akafliegs und Pilotennachwuchs. Dem DAeC ist es in der Vergangenheit offenbar nicht gut genug gelungen, das der Industrie zu kommunizieren. Erste Kontakte konnte ich diesbezüglich jüngst auf der 1. Deutschen Luftfahrtkonferenz in Leipzig knüpfen.
Das Hauptamt ist sicher ein Thema, das an vielen Stellen helfen kann, um die Arbeit überhaupt zu bewältigen, vor allem in der Bundesgeschäftsstelle in Braunschweig. Es birgt aber auch die Gefahr der Abkopplung, gemäß dem Motto: Lass den mal machen, der macht das beruflich. Gute Chancen, die Verbandsarbeit attraktiver zu machen, sehe ich in mehr projektbezogener Arbeit, weil so für jeden einzelnen auch mal ein Ende absehbar ist. Ganz generell muss der Luftsport die Rhöngeist-Denke überwinden und Modelle finden, mit denen sich das Fliegen in die moderne Gesellschaft mit ihren enger getakteten Zeitplänen integrieren lässt. Und wir müssen darauf achten, dass Erfahrungen und Kenntnisse der Älteren sukzessive an die Jugend weitergegeben werden.
Den NRW-Vorsitz gebe ich im November ab. Die Funktion des Vizepräsidenten Finanzen im LSB behalte ich aber, weil das Netzwerk auch für die Arbeit im DAeC wichtig ist. Tatsächlich ergeben sich viele Ehrenämter automatisch, wenn man irgendwo aktiv ist.